Entkohlung wie seither in einem sauren Konverter vorgenommen, die flüssige Masse sodann in einen basischen Konverter umgefüllt und hier entphosphort wurde. Man hoffte hierbei, durch geringere Schlackenbildung ökonomische Vorteile zu erzielen. Dieses Verfahren wurde auf mehreren Werken versucht, auf einzelnen auch eingeführt,
[Abbildung]
Fig. 264.
besonders blieb es zu Witkowitz in Mähren lange Zeit und mit Vorteil in Anwendung. Es eignete sich für Roheisen, das neben Phosphor viel Silicium enthielt.
Betrachten wir nun den praktischen Betrieb des Thomas- prozesses, so bildeten die Versuche, welche Sidney G. Thomas mit seinem Vetter Percy C. Gilchrist auf der Bleanavonhütte im Frühjahr 1878 angestellt hatte, hierfür den Ausgangspunkt. Es gelang ihnen, aus phosphorhaltigem Puddelroheisen in einem 4-Centner-Konverter ein gutes Produkt zu erhalten. Dabei blieb die Masse bis zuletzt gut flüssig. Das Blasen musste etwa 40 Minuten fortgesetzt werden, um den Phosphor zu entfernen, indem nach der Entkohlung noch ein
Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Entkohlung wie seither in einem sauren Konverter vorgenommen, die flüssige Masse sodann in einen basischen Konverter umgefüllt und hier entphosphort wurde. Man hoffte hierbei, durch geringere Schlackenbildung ökonomische Vorteile zu erzielen. Dieses Verfahren wurde auf mehreren Werken versucht, auf einzelnen auch eingeführt,
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Fig. 264.
besonders blieb es zu Witkowitz in Mähren lange Zeit und mit Vorteil in Anwendung. Es eignete sich für Roheisen, das neben Phosphor viel Silicium enthielt.
Betrachten wir nun den praktischen Betrieb des Thomas- prozesses, so bildeten die Versuche, welche Sidney G. Thomas mit seinem Vetter Percy C. Gilchrist auf der Bleanavonhütte im Frühjahr 1878 angestellt hatte, hierfür den Ausgangspunkt. Es gelang ihnen, aus phosphorhaltigem Puddelroheisen in einem 4-Centner-Konverter ein gutes Produkt zu erhalten. Dabei blieb die Masse bis zuletzt gut flüssig. Das Blasen muſste etwa 40 Minuten fortgesetzt werden, um den Phosphor zu entfernen, indem nach der Entkohlung noch ein
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Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
Entkohlung wie seither in einem sauren Konverter vorgenommen, die
flüssige Masse sodann in einen basischen Konverter umgefüllt und
hier entphosphort wurde. Man hoffte hierbei, durch geringere
Schlackenbildung ökonomische Vorteile zu erzielen. Dieses Verfahren
wurde auf mehreren Werken versucht, auf einzelnen auch eingeführt,
[Abbildung Fig. 264.]
besonders blieb es zu Witkowitz in Mähren lange Zeit und mit Vorteil
in Anwendung. Es eignete sich für Roheisen, das neben Phosphor
viel Silicium enthielt.
Betrachten wir nun den praktischen Betrieb des Thomas-
prozesses, so bildeten die Versuche, welche Sidney G. Thomas mit
seinem Vetter Percy C. Gilchrist auf der Bleanavonhütte im Frühjahr
1878 angestellt hatte, hierfür den Ausgangspunkt. Es gelang ihnen,
aus phosphorhaltigem Puddelroheisen in einem 4-Centner-Konverter
ein gutes Produkt zu erhalten. Dabei blieb die Masse bis zuletzt gut
flüssig. Das Blasen muſste etwa 40 Minuten fortgesetzt werden, um
den Phosphor zu entfernen, indem nach der Entkohlung noch ein
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/664>, abgerufen am 22.11.2024.
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