zweckmässig ist es, wenn der unter dem Boden befestigte Windkasten so weit ist, dass sich nach Entfernung der Deckplatte der Boden hindurchbewegen kann, wie dies bei den Birnen des Thomaswerkes zu Peine der Fall war 1). -- Anfangs verband man, wie bei dem sauren Verfahren, zwei Birnen zu einem System.
Obgleich das Auswechseln der Losböden rasch von statten ging, empfahl es sich doch wegen der Häufigkeit des Bodenwechselns, drei Birnen zu einem System zu vereinigen, für die man am besten acht bis zehn Böden in Bereitschaft hielt. Um aber die Einrichtungen der mit zwei Birnen arbeitenden Werke möglichst unverändert bei- behalten zu können, schlug Holley vor, immer eine ganze Birne aus- zuwechseln und die ausgewechselte in einem besonderen Raume wieder herzustellen (D. R. P. Nr. 12830). Um die Birne rasch aus- wechseln zu können, ist sie in einem Zapfenring so aufgehängt, dass sie beim Umkippen um 180° sich loslöst und auf den untergestellten Birnenwagen gleitet. Justice in London machte etwas abweichend hiervon einen Zapfenring, der sich bei der Drehung von 90° leicht lösen liess. Die Zapfenringe der Thomasbirnen müssen sehr kräftig sein. H. Bessemer konstruierte 1882 einen für Bolkow, Vaughan & Co. von 12 engl. Fuss Durchmesser und 16 Tonnen Gewicht. Ein basischer Konverter von 10 Fuss Durchmesser wog in der Regel 60 bis 80 Tonnen. Versuche von Daelen, Melaun und anderen, den Unterteil der Birnen abnehmbar oder die Birne in eine Anzahl von Segmenten zerlegbar zu machen, haben sich nicht bewährt. Auch Versuche, die Birnenform namentlich in Bezug auf die Aus- gussöffnung zu ändern, wie sie zu Witkowitz und auf der Erimus- hütte eingeführt wurden, haben keine Nachahmung gefunden. Weite, mit saurem Material ausgemauerte Hälse sind zu empfehlen. Be- achtenswert ist es, dass die Mündung der Birne den Einblick in die Birne und den Überblick über den Boden gestattet. Im allgemeinen zieht man die cylindrische Form des Mittelteils des Konverters vor. Fig. 264, 265 (a. f. S.) zeigen eine Thomasbirne von Hörde von 1883, bei welcher ausserdem die von Schmachtenberg erfundene Wasser- kühlung des Bodens, welche den Weg c, c', d, e, f, g, i, k beschreibt, angebracht ist. Diese Wasserkühlung verhindert aber die rasche Aus- wechselung des Bodens.
J. H. Harmet in Lyon schlug schon 1879 (D. R. P. Nr. 8549) vor, den Prozess zu teilen und zwar derart, dass die Entkieselung und
1) Vergl. Wedding a. a. O., S. 78 und die Abbildungen Taf. I.
Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
zweckmäſsig ist es, wenn der unter dem Boden befestigte Windkasten so weit ist, daſs sich nach Entfernung der Deckplatte der Boden hindurchbewegen kann, wie dies bei den Birnen des Thomaswerkes zu Peine der Fall war 1). — Anfangs verband man, wie bei dem sauren Verfahren, zwei Birnen zu einem System.
Obgleich das Auswechseln der Losböden rasch von statten ging, empfahl es sich doch wegen der Häufigkeit des Bodenwechselns, drei Birnen zu einem System zu vereinigen, für die man am besten acht bis zehn Böden in Bereitschaft hielt. Um aber die Einrichtungen der mit zwei Birnen arbeitenden Werke möglichst unverändert bei- behalten zu können, schlug Holley vor, immer eine ganze Birne aus- zuwechseln und die ausgewechselte in einem besonderen Raume wieder herzustellen (D. R. P. Nr. 12830). Um die Birne rasch aus- wechseln zu können, ist sie in einem Zapfenring so aufgehängt, daſs sie beim Umkippen um 180° sich loslöst und auf den untergestellten Birnenwagen gleitet. Justice in London machte etwas abweichend hiervon einen Zapfenring, der sich bei der Drehung von 90° leicht lösen lieſs. Die Zapfenringe der Thomasbirnen müssen sehr kräftig sein. H. Bessemer konstruierte 1882 einen für Bolkow, Vaughan & Co. von 12 engl. Fuſs Durchmesser und 16 Tonnen Gewicht. Ein basischer Konverter von 10 Fuſs Durchmesser wog in der Regel 60 bis 80 Tonnen. Versuche von Daelen, Melaun und anderen, den Unterteil der Birnen abnehmbar oder die Birne in eine Anzahl von Segmenten zerlegbar zu machen, haben sich nicht bewährt. Auch Versuche, die Birnenform namentlich in Bezug auf die Aus- guſsöffnung zu ändern, wie sie zu Witkowitz und auf der Erimus- hütte eingeführt wurden, haben keine Nachahmung gefunden. Weite, mit saurem Material ausgemauerte Hälse sind zu empfehlen. Be- achtenswert ist es, daſs die Mündung der Birne den Einblick in die Birne und den Überblick über den Boden gestattet. Im allgemeinen zieht man die cylindrische Form des Mittelteils des Konverters vor. Fig. 264, 265 (a. f. S.) zeigen eine Thomasbirne von Hörde von 1883, bei welcher auſserdem die von Schmachtenberg erfundene Wasser- kühlung des Bodens, welche den Weg c, c', d, e, f, g, i, k beschreibt, angebracht ist. Diese Wasserkühlung verhindert aber die rasche Aus- wechselung des Bodens.
J. H. Harmet in Lyon schlug schon 1879 (D. R. P. Nr. 8549) vor, den Prozeſs zu teilen und zwar derart, daſs die Entkieselung und
1) Vergl. Wedding a. a. O., S. 78 und die Abbildungen Taf. I.
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[647/0663]
Die Erfindung und Einführung des Thomasprozesses.
zweckmäſsig ist es, wenn der unter dem Boden befestigte Windkasten
so weit ist, daſs sich nach Entfernung der Deckplatte der Boden
hindurchbewegen kann, wie dies bei den Birnen des Thomaswerkes
zu Peine der Fall war 1). — Anfangs verband man, wie bei dem sauren
Verfahren, zwei Birnen zu einem System.
Obgleich das Auswechseln der Losböden rasch von statten ging,
empfahl es sich doch wegen der Häufigkeit des Bodenwechselns, drei
Birnen zu einem System zu vereinigen, für die man am besten acht
bis zehn Böden in Bereitschaft hielt. Um aber die Einrichtungen
der mit zwei Birnen arbeitenden Werke möglichst unverändert bei-
behalten zu können, schlug Holley vor, immer eine ganze Birne aus-
zuwechseln und die ausgewechselte in einem besonderen Raume
wieder herzustellen (D. R. P. Nr. 12830). Um die Birne rasch aus-
wechseln zu können, ist sie in einem Zapfenring so aufgehängt, daſs
sie beim Umkippen um 180° sich loslöst und auf den untergestellten
Birnenwagen gleitet. Justice in London machte etwas abweichend
hiervon einen Zapfenring, der sich bei der Drehung von 90° leicht
lösen lieſs. Die Zapfenringe der Thomasbirnen müssen sehr kräftig
sein. H. Bessemer konstruierte 1882 einen für Bolkow, Vaughan
& Co. von 12 engl. Fuſs Durchmesser und 16 Tonnen Gewicht. Ein
basischer Konverter von 10 Fuſs Durchmesser wog in der Regel
60 bis 80 Tonnen. Versuche von Daelen, Melaun und anderen,
den Unterteil der Birnen abnehmbar oder die Birne in eine Anzahl
von Segmenten zerlegbar zu machen, haben sich nicht bewährt.
Auch Versuche, die Birnenform namentlich in Bezug auf die Aus-
guſsöffnung zu ändern, wie sie zu Witkowitz und auf der Erimus-
hütte eingeführt wurden, haben keine Nachahmung gefunden. Weite,
mit saurem Material ausgemauerte Hälse sind zu empfehlen. Be-
achtenswert ist es, daſs die Mündung der Birne den Einblick in die
Birne und den Überblick über den Boden gestattet. Im allgemeinen
zieht man die cylindrische Form des Mittelteils des Konverters vor.
Fig. 264, 265 (a. f. S.) zeigen eine Thomasbirne von Hörde von 1883,
bei welcher auſserdem die von Schmachtenberg erfundene Wasser-
kühlung des Bodens, welche den Weg c, c', d, e, f, g, i, k beschreibt,
angebracht ist. Diese Wasserkühlung verhindert aber die rasche Aus-
wechselung des Bodens.
J. H. Harmet in Lyon schlug schon 1879 (D. R. P. Nr. 8549) vor,
den Prozeſs zu teilen und zwar derart, daſs die Entkieselung und
1) Vergl. Wedding a. a. O., S. 78 und die Abbildungen Taf. I.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/663>, abgerufen am 22.11.2024.
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