Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
blasenfreier Güsse. Hierfür ist ausserdem längeres Stehenlassen des Metalles von Nutzen.
Das Thomasroheisen entwickelt nicht die gleiche Wärmemenge wie das Bessemereisen, weil 1 kg Silicium bei der Verbrennung nach Troost und Hautefeuille 7830, 1 kg Phosphor nach Dulong1) nur 5760 Wärmeeinheiten entwickelt. Für Mangan ermittelte Thom- son die Verbrennungswärme von 1 kg Mangan, das zu Manganoxyd verbrennt, zu 2115 Kal.
Danach berechnet sich der kalorimetrische Wert von normalen Bessemer- und Thomaseinheiten von folgender Zusammensetzung:
[Tabelle]
bei vollkommener Verbrennung aller Nebenbestandteile auf 325,75 : 243,60 Kal.
Der Abbrand beim Thomasieren setzt sich zusammen aus den abgeschiedenen fremden Bestandteilen, dem oxydierten Eisen und dem mechanischen Auswurf aus der Birne. Ersterer ist abhängig von der Zusammensetzung des Roheisens; Eisen verbrennt beim Nachblasen, seine Menge ist also durch die Nachblasezeit und diese durch den Phosphorgehalt beeinflusst; der Auswurf aus der Birne lässt sich durch Grösse und Gestalt derselben vermindern.
Die Schlacke wurde in der Regel vor dem Eintragen des Spiegel- eisens oder des Ferromangans abgelassen. In Hörde goss man die phosphorreiche Schlacke, die nach Scheiblers Verfahren verarbeitet wurde, erst für sich ab, später dann nach dem Aufgeben des letzten Zuschlagkalkes die phosphorärmere, welche man wieder in dem Hoch- ofen mit durchschmolz.
Der Verlauf des Thomasprozesses, wie ihn Hilgenstock2) in Hörde 1886 durch Analysen feststellte, ergiebt sich aus den nach-
1) Siehe Poggendorffs Annalen, Bd. 45, S. 461. Troost und Silliman fanden nur 5745, Thomsen 5767 Kal.
2) Stahl und Eisen 1886, S. 525.
Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
blasenfreier Güsse. Hierfür ist auſserdem längeres Stehenlassen des Metalles von Nutzen.
Das Thomasroheisen entwickelt nicht die gleiche Wärmemenge wie das Bessemereisen, weil 1 kg Silicium bei der Verbrennung nach Troost und Hautefeuille 7830, 1 kg Phosphor nach Dulong1) nur 5760 Wärmeeinheiten entwickelt. Für Mangan ermittelte Thom- son die Verbrennungswärme von 1 kg Mangan, das zu Manganoxyd verbrennt, zu 2115 Kal.
Danach berechnet sich der kalorimetrische Wert von normalen Bessemer- und Thomaseinheiten von folgender Zusammensetzung:
[Tabelle]
bei vollkommener Verbrennung aller Nebenbestandteile auf 325,75 : 243,60 Kal.
Der Abbrand beim Thomasieren setzt sich zusammen aus den abgeschiedenen fremden Bestandteilen, dem oxydierten Eisen und dem mechanischen Auswurf aus der Birne. Ersterer ist abhängig von der Zusammensetzung des Roheisens; Eisen verbrennt beim Nachblasen, seine Menge ist also durch die Nachblasezeit und diese durch den Phosphorgehalt beeinfluſst; der Auswurf aus der Birne läſst sich durch Gröſse und Gestalt derselben vermindern.
Die Schlacke wurde in der Regel vor dem Eintragen des Spiegel- eisens oder des Ferromangans abgelassen. In Hörde goſs man die phosphorreiche Schlacke, die nach Scheiblers Verfahren verarbeitet wurde, erst für sich ab, später dann nach dem Aufgeben des letzten Zuschlagkalkes die phosphorärmere, welche man wieder in dem Hoch- ofen mit durchschmolz.
Der Verlauf des Thomasprozesses, wie ihn Hilgenstock2) in Hörde 1886 durch Analysen feststellte, ergiebt sich aus den nach-
1) Siehe Poggendorffs Annalen, Bd. 45, S. 461. Troost und Silliman fanden nur 5745, Thomsen 5767 Kal.
2) Stahl und Eisen 1886, S. 525.
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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
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Metalles von Nutzen.
Das Thomasroheisen entwickelt nicht die gleiche Wärmemenge
wie das Bessemereisen, weil 1 kg Silicium bei der Verbrennung nach
Troost und Hautefeuille 7830, 1 kg Phosphor nach Dulong 1)
nur 5760 Wärmeeinheiten entwickelt. Für Mangan ermittelte Thom-
son die Verbrennungswärme von 1 kg Mangan, das zu Manganoxyd
verbrennt, zu 2115 Kal.
Danach berechnet sich der kalorimetrische Wert von normalen
Bessemer- und Thomaseinheiten von folgender Zusammensetzung:
bei vollkommener Verbrennung aller Nebenbestandteile auf 325,75
: 243,60 Kal.
Der Abbrand beim Thomasieren setzt sich zusammen aus den
abgeschiedenen fremden Bestandteilen, dem oxydierten Eisen und dem
mechanischen Auswurf aus der Birne. Ersterer ist abhängig von der
Zusammensetzung des Roheisens; Eisen verbrennt beim Nachblasen,
seine Menge ist also durch die Nachblasezeit und diese durch den
Phosphorgehalt beeinfluſst; der Auswurf aus der Birne läſst sich durch
Gröſse und Gestalt derselben vermindern.
Die Schlacke wurde in der Regel vor dem Eintragen des Spiegel-
eisens oder des Ferromangans abgelassen. In Hörde goſs man die
phosphorreiche Schlacke, die nach Scheiblers Verfahren verarbeitet
wurde, erst für sich ab, später dann nach dem Aufgeben des letzten
Zuschlagkalkes die phosphorärmere, welche man wieder in dem Hoch-
ofen mit durchschmolz.
Der Verlauf des Thomasprozesses, wie ihn Hilgenstock 2) in
Hörde 1886 durch Analysen feststellte, ergiebt sich aus den nach-
1) Siehe Poggendorffs Annalen, Bd. 45, S. 461. Troost und Silliman
fanden nur 5745, Thomsen 5767 Kal.
2) Stahl und Eisen 1886, S. 525.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/706>, abgerufen am 23.11.2024.
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