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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
folgenden Zusammensetzungen des Eisens in den verschiedenen
Stadien:

[Tabelle]

Im allgemeinen gilt der Grundsatz, dass Thomasroheisen nicht
unter 1,8 Prozent Phosphor und 1,5 Prozent Mangan und das erblasene
Produkt nicht über 0,1 Prozent Phosphor enthalten soll.

Hierbei erfolgt die Oxydation und Abscheidung des Phosphors
als dreibasisches phosphorsaures Eisenoxydul, welches durch Ätzkalk
in Kalkphosphat übergeführt wird und zwar muss sich zuletzt das durch
metallisches Eisen nicht mehr zersetzbare vierbasische Kalkphosphat
bilden. Gebildetes Eisenoxydul wird wieder reduciert; bei Gegenwart
von 0,3 bis 0,5 Prozent Phosphor geht keine nennenswerte Menge von
Eisen in die Schlacke. Hilgenstock sagt: es ist eine der gross-
artigsten Reaktionen der Praxis, dass in Massen von 10 Tonnen Roh-
eisen der Gehalt an Phosphor und Behandlung von etwa 3 Tonnen
Schlacken auf wenige Zehntel in wenigen Minuten heruntergeht, ohne
in der Schlacke mehr als einige Prozent Eisenoxydul bestehen zu
lassen. Hilgenstock fand deutliche Krystalle von vierbasisch-
phosphorsaurem Kalk in der Thomasschlacke. Er legte denselben
grosse Wichtigkeit bei und erklärte dies vierbasische Kalkphosphat
für den Träger des Thomasprozesses. Finkener nahm dagegen an,
dass sich erst dreibasischer phosphorsaurer Kalk bilde, der dann durch
Berührung mit einem Überschuss von Kalk vierbasisch werde. Der
hohe Gehalt der Thomasschlacke an Phosphorsäure von 10 bis 20 Pro-
zent regte bald nach der Einführung des basischen Prozesses die
Frage der Verwendbarkeit derselben für die Landwirtschaft an.

Anfangs glaubte man dies nur durch chemische Behandlung der
Schlacke, Aufschliessen und Überführung der Phosphorsäure in wasser-
lösliches Superphosphat erreichen zu können, weil die ersten Ver-
suche, die gepulverte Rohschlacke als Düngemittel zu verwenden, an-
geblich wegen des Gehaltes an Eisen- und Manganoxydul und an

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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
folgenden Zusammensetzungen des Eisens in den verschiedenen
Stadien:

[Tabelle]

Im allgemeinen gilt der Grundsatz, daſs Thomasroheisen nicht
unter 1,8 Prozent Phosphor und 1,5 Prozent Mangan und das erblasene
Produkt nicht über 0,1 Prozent Phosphor enthalten soll.

Hierbei erfolgt die Oxydation und Abscheidung des Phosphors
als dreibasisches phosphorsaures Eisenoxydul, welches durch Ätzkalk
in Kalkphosphat übergeführt wird und zwar muſs sich zuletzt das durch
metallisches Eisen nicht mehr zersetzbare vierbasische Kalkphosphat
bilden. Gebildetes Eisenoxydul wird wieder reduciert; bei Gegenwart
von 0,3 bis 0,5 Prozent Phosphor geht keine nennenswerte Menge von
Eisen in die Schlacke. Hilgenstock sagt: es ist eine der groſs-
artigsten Reaktionen der Praxis, daſs in Massen von 10 Tonnen Roh-
eisen der Gehalt an Phosphor und Behandlung von etwa 3 Tonnen
Schlacken auf wenige Zehntel in wenigen Minuten heruntergeht, ohne
in der Schlacke mehr als einige Prozent Eisenoxydul bestehen zu
lassen. Hilgenstock fand deutliche Krystalle von vierbasisch-
phosphorsaurem Kalk in der Thomasschlacke. Er legte denselben
groſse Wichtigkeit bei und erklärte dies vierbasische Kalkphosphat
für den Träger des Thomasprozesses. Finkener nahm dagegen an,
daſs sich erst dreibasischer phosphorsaurer Kalk bilde, der dann durch
Berührung mit einem Überschuſs von Kalk vierbasisch werde. Der
hohe Gehalt der Thomasschlacke an Phosphorsäure von 10 bis 20 Pro-
zent regte bald nach der Einführung des basischen Prozesses die
Frage der Verwendbarkeit derselben für die Landwirtschaft an.

Anfangs glaubte man dies nur durch chemische Behandlung der
Schlacke, Aufschlieſsen und Überführung der Phosphorsäure in wasser-
lösliches Superphosphat erreichen zu können, weil die ersten Ver-
suche, die gepulverte Rohschlacke als Düngemittel zu verwenden, an-
geblich wegen des Gehaltes an Eisen- und Manganoxydul und an

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[691/0707] Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881. folgenden Zusammensetzungen des Eisens in den verschiedenen Stadien: Im allgemeinen gilt der Grundsatz, daſs Thomasroheisen nicht unter 1,8 Prozent Phosphor und 1,5 Prozent Mangan und das erblasene Produkt nicht über 0,1 Prozent Phosphor enthalten soll. Hierbei erfolgt die Oxydation und Abscheidung des Phosphors als dreibasisches phosphorsaures Eisenoxydul, welches durch Ätzkalk in Kalkphosphat übergeführt wird und zwar muſs sich zuletzt das durch metallisches Eisen nicht mehr zersetzbare vierbasische Kalkphosphat bilden. Gebildetes Eisenoxydul wird wieder reduciert; bei Gegenwart von 0,3 bis 0,5 Prozent Phosphor geht keine nennenswerte Menge von Eisen in die Schlacke. Hilgenstock sagt: es ist eine der groſs- artigsten Reaktionen der Praxis, daſs in Massen von 10 Tonnen Roh- eisen der Gehalt an Phosphor und Behandlung von etwa 3 Tonnen Schlacken auf wenige Zehntel in wenigen Minuten heruntergeht, ohne in der Schlacke mehr als einige Prozent Eisenoxydul bestehen zu lassen. Hilgenstock fand deutliche Krystalle von vierbasisch- phosphorsaurem Kalk in der Thomasschlacke. Er legte denselben groſse Wichtigkeit bei und erklärte dies vierbasische Kalkphosphat für den Träger des Thomasprozesses. Finkener nahm dagegen an, daſs sich erst dreibasischer phosphorsaurer Kalk bilde, der dann durch Berührung mit einem Überschuſs von Kalk vierbasisch werde. Der hohe Gehalt der Thomasschlacke an Phosphorsäure von 10 bis 20 Pro- zent regte bald nach der Einführung des basischen Prozesses die Frage der Verwendbarkeit derselben für die Landwirtschaft an. Anfangs glaubte man dies nur durch chemische Behandlung der Schlacke, Aufschlieſsen und Überführung der Phosphorsäure in wasser- lösliches Superphosphat erreichen zu können, weil die ersten Ver- suche, die gepulverte Rohschlacke als Düngemittel zu verwenden, an- geblich wegen des Gehaltes an Eisen- und Manganoxydul und an 44*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/707>, abgerufen am 23.11.2024.