konnten Einrichtungen getroffen werden, dass der Wind nur von aussen oder nur von innen eintrat. Morgans Ofen sollte 91/2 m Durchmesser und 12 Formen bekommen und die sechsfache Produktion eines gewöhnlichen Hochofens liefern 1). Einen Erfolg hatte diese Konstruktion nicht. Dasselbe gilt von Goguels Vorschlag (1862), das Hochofengestell auf Räder zu stellen und fahrbar zu machen, um es leichter auswechseln zu können 2).
In England machte sich inzwischen sowohl gegen die übermässige Erweiterung der Gichten, als auch gegen die zu grosse Anzahl der Formen eine Reaktion geltend. Die zu weiten Gichten hatten den Nachteil, dass sie einen guten Verschluss, die Abführung der Gase und ein richtiges Aufgeben der Beschickung erschwerten. Auch in Steiermark und Kärnten hatte die Erweiterung der Gicht nicht die erwarteten Vorteile gebracht. Zahlreiche kleine Formen hatten den Nachteil, dass durch sie die Ofenwände in der Formhöhe zu sehr verschwächt wurden und dass die Hitze zu sehr in die Nähe der Ofen- wandung gezogen wurde, wodurch der sogenannte "Gestellbrand" entstand. Deshalb ging man namentlich in Südwales von der grossen Anzahl kleinerer Formen wieder ab, indem man sie durch eine kleinere Zahl weiterer Formen ersetzte. Bei den Anthrazitöfen zu Ystalifera hatte man 9 Formen, noch mehr hatten manche amerika- nische; zu Dowlais hatte man 8 Formen, zu Aberdare 6, die übrigen Öfen in Wales hatten 3 bis 5 Formen. In Schottland hatten die Hochöfen zu Coltness 12 in 4 Gruppen geordnete Formen, zu Govan 9, zu Gartsherrie 7, zu Longloan 6. Dagegen hatten die grossen Öfen bei Middlesborough nur 5 Formen. Bagnalls Hochöfen bei Wednesbury hatten 6 Formen und ausserdem noch eine Brustform.
Die Höhe der Öfen war hauptsächlich durch die Natur des Brenn- materials bedingt. Kleinstückiges oder zerreibliches Brennmaterial konnte keine grosse Ofenhöhe vertragen, während man bei sehr festem Koks die Öfen viel höher aufführen konnte. Da nun im Cleveland- distrikt die vorzüglich festen Kokse von Newcastle zur Verfügung standen, so überschritt man das erfahrungsmässige Maximum der Höhe von etwa 50 Fuss und baute die Hochöfen im Laufe der sechziger Jahre immer höher, bis man mehr als die doppelte Höhe erreichte, wie folgende Zusammenstellung zeigt:
1) Siehe Revue universelle, 1865, p. 62.
2) Siehe Genie industriel, 1863, XXVI, p. 56.
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
konnten Einrichtungen getroffen werden, daſs der Wind nur von auſsen oder nur von innen eintrat. Morgans Ofen sollte 9½ m Durchmesser und 12 Formen bekommen und die sechsfache Produktion eines gewöhnlichen Hochofens liefern 1). Einen Erfolg hatte diese Konstruktion nicht. Dasselbe gilt von Goguels Vorschlag (1862), das Hochofengestell auf Räder zu stellen und fahrbar zu machen, um es leichter auswechseln zu können 2).
In England machte sich inzwischen sowohl gegen die übermäſsige Erweiterung der Gichten, als auch gegen die zu groſse Anzahl der Formen eine Reaktion geltend. Die zu weiten Gichten hatten den Nachteil, daſs sie einen guten Verschluſs, die Abführung der Gase und ein richtiges Aufgeben der Beschickung erschwerten. Auch in Steiermark und Kärnten hatte die Erweiterung der Gicht nicht die erwarteten Vorteile gebracht. Zahlreiche kleine Formen hatten den Nachteil, daſs durch sie die Ofenwände in der Formhöhe zu sehr verschwächt wurden und daſs die Hitze zu sehr in die Nähe der Ofen- wandung gezogen wurde, wodurch der sogenannte „Gestellbrand“ entstand. Deshalb ging man namentlich in Südwales von der groſsen Anzahl kleinerer Formen wieder ab, indem man sie durch eine kleinere Zahl weiterer Formen ersetzte. Bei den Anthrazitöfen zu Ystalifera hatte man 9 Formen, noch mehr hatten manche amerika- nische; zu Dowlais hatte man 8 Formen, zu Aberdare 6, die übrigen Öfen in Wales hatten 3 bis 5 Formen. In Schottland hatten die Hochöfen zu Coltneſs 12 in 4 Gruppen geordnete Formen, zu Govan 9, zu Gartsherrie 7, zu Longloan 6. Dagegen hatten die groſsen Öfen bei Middlesborough nur 5 Formen. Bagnalls Hochöfen bei Wednesbury hatten 6 Formen und auſserdem noch eine Brustform.
Die Höhe der Öfen war hauptsächlich durch die Natur des Brenn- materials bedingt. Kleinstückiges oder zerreibliches Brennmaterial konnte keine groſse Ofenhöhe vertragen, während man bei sehr festem Koks die Öfen viel höher aufführen konnte. Da nun im Cleveland- distrikt die vorzüglich festen Kokse von Newcastle zur Verfügung standen, so überschritt man das erfahrungsmäſsige Maximum der Höhe von etwa 50 Fuſs und baute die Hochöfen im Laufe der sechziger Jahre immer höher, bis man mehr als die doppelte Höhe erreichte, wie folgende Zusammenstellung zeigt:
1) Siehe Revue universelle, 1865, p. 62.
2) Siehe Génie industriel, 1863, XXVI, p. 56.
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[55/0071]
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
konnten Einrichtungen getroffen werden, daſs der Wind nur von
auſsen oder nur von innen eintrat. Morgans Ofen sollte 9½ m
Durchmesser und 12 Formen bekommen und die sechsfache Produktion
eines gewöhnlichen Hochofens liefern 1). Einen Erfolg hatte diese
Konstruktion nicht. Dasselbe gilt von Goguels Vorschlag (1862), das
Hochofengestell auf Räder zu stellen und fahrbar zu machen, um es
leichter auswechseln zu können 2).
In England machte sich inzwischen sowohl gegen die übermäſsige
Erweiterung der Gichten, als auch gegen die zu groſse Anzahl der
Formen eine Reaktion geltend. Die zu weiten Gichten hatten den
Nachteil, daſs sie einen guten Verschluſs, die Abführung der Gase
und ein richtiges Aufgeben der Beschickung erschwerten. Auch in
Steiermark und Kärnten hatte die Erweiterung der Gicht nicht die
erwarteten Vorteile gebracht. Zahlreiche kleine Formen hatten den
Nachteil, daſs durch sie die Ofenwände in der Formhöhe zu sehr
verschwächt wurden und daſs die Hitze zu sehr in die Nähe der Ofen-
wandung gezogen wurde, wodurch der sogenannte „Gestellbrand“
entstand. Deshalb ging man namentlich in Südwales von der
groſsen Anzahl kleinerer Formen wieder ab, indem man sie durch eine
kleinere Zahl weiterer Formen ersetzte. Bei den Anthrazitöfen zu
Ystalifera hatte man 9 Formen, noch mehr hatten manche amerika-
nische; zu Dowlais hatte man 8 Formen, zu Aberdare 6, die übrigen
Öfen in Wales hatten 3 bis 5 Formen. In Schottland hatten die
Hochöfen zu Coltneſs 12 in 4 Gruppen geordnete Formen, zu Govan 9,
zu Gartsherrie 7, zu Longloan 6. Dagegen hatten die groſsen Öfen bei
Middlesborough nur 5 Formen. Bagnalls Hochöfen bei Wednesbury
hatten 6 Formen und auſserdem noch eine Brustform.
Die Höhe der Öfen war hauptsächlich durch die Natur des Brenn-
materials bedingt. Kleinstückiges oder zerreibliches Brennmaterial
konnte keine groſse Ofenhöhe vertragen, während man bei sehr festem
Koks die Öfen viel höher aufführen konnte. Da nun im Cleveland-
distrikt die vorzüglich festen Kokse von Newcastle zur Verfügung
standen, so überschritt man das erfahrungsmäſsige Maximum der Höhe
von etwa 50 Fuſs und baute die Hochöfen im Laufe der sechziger
Jahre immer höher, bis man mehr als die doppelte Höhe erreichte,
wie folgende Zusammenstellung zeigt:
1) Siehe Revue universelle, 1865, p. 62.
2) Siehe Génie industriel, 1863, XXVI, p. 56.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/71>, abgerufen am 23.11.2024.
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