Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite

Fortschritte der Herdflussstahlbereitung seit 1870.
prozess durch Kombination mehrerer Flammöfen, Fig. 291, zu
gemeinsamem Betrieb abkürzen. Dies geschieht in der Weise, dass
in dem einen, höher gelegenen Ofen das Vorfrischen des Roheisens
stattfindet; das vorgefrischte Metall wird dann in einen tiefer ge-
legenen Ofen, in dem inzwischen der Schrott vorgewärmt worden
[Abbildung] Fig. 291.
war, abgestochen und nun die
Charge in dem unteren Ofen fertig
gemacht, während in dem oberen
Ofen ein neuer Roheisenposten
vorgefrischt wird.

In Kladno, wo dieser Betrieb
1897 eingeführt wurde, war nach
Angabe von O. Thiel der obere Ofen für 13, der untere für 24
Tonnen Eiseneinsatz. Sollte mit hohem Roheisenprozentsatz gearbeitet
werden, so wurde auch in den unteren Öfen Roheisen mit dem Schrott
aufgegeben. Der Abstich des sehr heissen Metalles des oberen
Ofens erfolgte nach zwei Stunden. Nachdem es mit dem im Schmelzen
begriffenen Schrott im unteren Ofen in Berührung gekommen war,
trat eine sehr heftige Reaktion ein, so dass die Charge in diesem
nach 11/2 bis 2 Stunden fertig war, während dies bei dem früheren
Verfahren 5 Stunden erforderte.

Will man mit sehr hohem Roheisenzusatz arbeiten, so empfiehlt
es sich, zwei Vorfrischöfen mit einem Schrottofen zu kombinieren,
wie es oben skizziert ist. Die Verteilung der Frischarbeit auf
zwei Öfen erleichtert die Darstellung verschiedener Qualitäten von
Flussmetall; sie gestattet mit flüssigem Roheisen vom Hochofen zu
arbeiten, erfordert weniger Kalkzuschlag und erspart deshalb Brenn-
material. Der rasche Verlauf des Prozesses bewirkt eine Steigerung
der Produktion, während die Ofenwände weniger rasch zerstört werden.
Das Ausbringen ist ein höheres.

Infolge dieser günstigen Aussichten wurde dieses Verfahren seit-

Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870.
prozeſs durch Kombination mehrerer Flammöfen, Fig. 291, zu
gemeinsamem Betrieb abkürzen. Dies geschieht in der Weise, daſs
in dem einen, höher gelegenen Ofen das Vorfrischen des Roheisens
stattfindet; das vorgefrischte Metall wird dann in einen tiefer ge-
legenen Ofen, in dem inzwischen der Schrott vorgewärmt worden
[Abbildung] Fig. 291.
war, abgestochen und nun die
Charge in dem unteren Ofen fertig
gemacht, während in dem oberen
Ofen ein neuer Roheisenposten
vorgefrischt wird.

In Kladno, wo dieser Betrieb
1897 eingeführt wurde, war nach
Angabe von O. Thiel der obere Ofen für 13, der untere für 24
Tonnen Eiseneinsatz. Sollte mit hohem Roheisenprozentsatz gearbeitet
werden, so wurde auch in den unteren Öfen Roheisen mit dem Schrott
aufgegeben. Der Abstich des sehr heiſsen Metalles des oberen
Ofens erfolgte nach zwei Stunden. Nachdem es mit dem im Schmelzen
begriffenen Schrott im unteren Ofen in Berührung gekommen war,
trat eine sehr heftige Reaktion ein, so daſs die Charge in diesem
nach 1½ bis 2 Stunden fertig war, während dies bei dem früheren
Verfahren 5 Stunden erforderte.

Will man mit sehr hohem Roheisenzusatz arbeiten, so empfiehlt
es sich, zwei Vorfrischöfen mit einem Schrottofen zu kombinieren,
wie es oben skizziert ist. Die Verteilung der Frischarbeit auf
zwei Öfen erleichtert die Darstellung verschiedener Qualitäten von
Fluſsmetall; sie gestattet mit flüssigem Roheisen vom Hochofen zu
arbeiten, erfordert weniger Kalkzuschlag und erspart deshalb Brenn-
material. Der rasche Verlauf des Prozesses bewirkt eine Steigerung
der Produktion, während die Ofenwände weniger rasch zerstört werden.
Das Ausbringen ist ein höheres.

Infolge dieser günstigen Aussichten wurde dieses Verfahren seit-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0744" n="728"/><fw place="top" type="header">Fortschritte der Herdflu&#x017F;sstahlbereitung seit 1870.</fw><lb/>
proze&#x017F;s durch Kombination mehrerer Flammöfen, Fig. 291, zu<lb/>
gemeinsamem Betrieb abkürzen. Dies geschieht in der Weise, da&#x017F;s<lb/>
in dem einen, höher gelegenen Ofen das Vorfrischen des Roheisens<lb/>
stattfindet; das vorgefrischte Metall wird dann in einen tiefer ge-<lb/>
legenen Ofen, in dem inzwischen der Schrott vorgewärmt worden<lb/><figure><head>Fig. 291.</head></figure><lb/>
war, abgestochen und nun die<lb/>
Charge in dem unteren Ofen fertig<lb/>
gemacht, während in dem oberen<lb/>
Ofen ein neuer Roheisenposten<lb/>
vorgefrischt wird.</p><lb/>
          <p>In Kladno, wo dieser Betrieb<lb/>
1897 eingeführt wurde, war nach<lb/>
Angabe von O. <hi rendition="#g">Thiel</hi> der obere Ofen für 13, der untere für 24<lb/>
Tonnen Eiseneinsatz. Sollte mit hohem Roheisenprozentsatz gearbeitet<lb/>
werden, so wurde auch in den unteren Öfen Roheisen mit dem Schrott<lb/>
aufgegeben. Der Abstich des <hi rendition="#g">sehr hei&#x017F;sen</hi> Metalles des oberen<lb/>
Ofens erfolgte nach zwei Stunden. Nachdem es mit dem im Schmelzen<lb/>
begriffenen Schrott im unteren Ofen in Berührung gekommen war,<lb/>
trat eine sehr heftige Reaktion ein, so da&#x017F;s die Charge in diesem<lb/>
nach 1½ bis 2 Stunden fertig war, während dies bei dem früheren<lb/>
Verfahren 5 Stunden erforderte.</p><lb/>
          <p>Will man mit sehr hohem Roheisenzusatz arbeiten, so empfiehlt<lb/>
es sich, zwei Vorfrischöfen mit einem Schrottofen zu kombinieren,<lb/>
wie es oben skizziert ist. Die Verteilung der Frischarbeit auf<lb/>
zwei Öfen erleichtert die Darstellung verschiedener Qualitäten von<lb/>
Flu&#x017F;smetall; sie gestattet mit flüssigem Roheisen vom Hochofen zu<lb/>
arbeiten, erfordert weniger Kalkzuschlag und erspart deshalb Brenn-<lb/>
material. Der rasche Verlauf des Prozesses bewirkt eine Steigerung<lb/>
der Produktion, während die Ofenwände weniger rasch zerstört werden.<lb/>
Das Ausbringen ist ein höheres.</p><lb/>
          <p>Infolge dieser günstigen Aussichten wurde dieses Verfahren seit-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[728/0744] Fortschritte der Herdfluſsstahlbereitung seit 1870. prozeſs durch Kombination mehrerer Flammöfen, Fig. 291, zu gemeinsamem Betrieb abkürzen. Dies geschieht in der Weise, daſs in dem einen, höher gelegenen Ofen das Vorfrischen des Roheisens stattfindet; das vorgefrischte Metall wird dann in einen tiefer ge- legenen Ofen, in dem inzwischen der Schrott vorgewärmt worden [Abbildung Fig. 291.] war, abgestochen und nun die Charge in dem unteren Ofen fertig gemacht, während in dem oberen Ofen ein neuer Roheisenposten vorgefrischt wird. In Kladno, wo dieser Betrieb 1897 eingeführt wurde, war nach Angabe von O. Thiel der obere Ofen für 13, der untere für 24 Tonnen Eiseneinsatz. Sollte mit hohem Roheisenprozentsatz gearbeitet werden, so wurde auch in den unteren Öfen Roheisen mit dem Schrott aufgegeben. Der Abstich des sehr heiſsen Metalles des oberen Ofens erfolgte nach zwei Stunden. Nachdem es mit dem im Schmelzen begriffenen Schrott im unteren Ofen in Berührung gekommen war, trat eine sehr heftige Reaktion ein, so daſs die Charge in diesem nach 1½ bis 2 Stunden fertig war, während dies bei dem früheren Verfahren 5 Stunden erforderte. Will man mit sehr hohem Roheisenzusatz arbeiten, so empfiehlt es sich, zwei Vorfrischöfen mit einem Schrottofen zu kombinieren, wie es oben skizziert ist. Die Verteilung der Frischarbeit auf zwei Öfen erleichtert die Darstellung verschiedener Qualitäten von Fluſsmetall; sie gestattet mit flüssigem Roheisen vom Hochofen zu arbeiten, erfordert weniger Kalkzuschlag und erspart deshalb Brenn- material. Der rasche Verlauf des Prozesses bewirkt eine Steigerung der Produktion, während die Ofenwände weniger rasch zerstört werden. Das Ausbringen ist ein höheres. Infolge dieser günstigen Aussichten wurde dieses Verfahren seit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/744
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/744>, abgerufen am 16.07.2024.