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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse.

Der Amerikaner W. Cheever 1) hat 1884 ähnliche Untersuchungen
angestellt und die Angaben von Snelus bestätigt gefunden. Aus
dem Gemenge von Eisen mit Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor u. s. w.
scheidet sich beim Erstarren von aussen nach innen die schwerer
schmelzbare, reinere Eisenmasse zuerst ab, während ein durch
seinen grösseren Gehalt an Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor u. s. w.
leichtflüssigeres Gemenge nach der Mitte zu langsam erstarrt. Es ist
deshalb besser, Stahlgüsse rasch abzukühlen.

Auch die Blasenbildung schreitet vom Rande nach der Mitte zu
konzentrisch vor, wie aus Fig. 299 (a. v. S.) nach einer Abbildung von

[Abbildung] Fig. 300.
[Abbildung] Fig. 301.
[Abbildung] Fig. 302.
H. Wedding zu ersehen ist. Nach Tetmajer treibt Silicium die
Blasen nach aussen, Mangan nach innen. Letzteres ist besser für
Schienen, weil die Laufflächen aussen liegen.

Da die Kontraktion des Stahls grösser ist, so ist auch das Saugen
oder die Lunkerbildung, Fig. 300 bis 302, stärker als bei Gusseisen,

[Abbildung] Fig. 303.
wodurch noch höhere Trichter und
verlorene Köpfe nötig werden. Aus
den beiden Gründen kommen bei Stahl-
güssen, namentlich in den Blasen-
räumen, öfters Aussaigerungen vor,
welche besonders von A. Ledebur
nachgewiesen und untersucht worden
sind 2).

H. Reuss 3) analysierte 1891 eine
solche Aussaigerung aus einer 7 Tonnen
schweren Walze von Bessemerstahl und
fand in derselben eine grosse Anhäufung
der Nebenbestandteile. Neuerdings
haben unter anderen A. Pourcel

1) W. Cheever, The segregation of impurities in Bessemer steel ingots.
Transaction of the Americ. Inst. of Mining Engineers XIII, p. 167.
2) Ledebur, Handbuch der Eisen- und Stahlgiesserei 1892, S. 31.
3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 643.
Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse.

Der Amerikaner W. Cheever 1) hat 1884 ähnliche Untersuchungen
angestellt und die Angaben von Snelus bestätigt gefunden. Aus
dem Gemenge von Eisen mit Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor u. s. w.
scheidet sich beim Erstarren von auſsen nach innen die schwerer
schmelzbare, reinere Eisenmasse zuerst ab, während ein durch
seinen gröſseren Gehalt an Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor u. s. w.
leichtflüssigeres Gemenge nach der Mitte zu langsam erstarrt. Es ist
deshalb besser, Stahlgüsse rasch abzukühlen.

Auch die Blasenbildung schreitet vom Rande nach der Mitte zu
konzentrisch vor, wie aus Fig. 299 (a. v. S.) nach einer Abbildung von

[Abbildung] Fig. 300.
[Abbildung] Fig. 301.
[Abbildung] Fig. 302.
H. Wedding zu ersehen ist. Nach Tetmajer treibt Silicium die
Blasen nach auſsen, Mangan nach innen. Letzteres ist besser für
Schienen, weil die Laufflächen auſsen liegen.

Da die Kontraktion des Stahls gröſser ist, so ist auch das Saugen
oder die Lunkerbildung, Fig. 300 bis 302, stärker als bei Guſseisen,

[Abbildung] Fig. 303.
wodurch noch höhere Trichter und
verlorene Köpfe nötig werden. Aus
den beiden Gründen kommen bei Stahl-
güssen, namentlich in den Blasen-
räumen, öfters Aussaigerungen vor,
welche besonders von A. Ledebur
nachgewiesen und untersucht worden
sind 2).

H. Reuſs 3) analysierte 1891 eine
solche Aussaigerung aus einer 7 Tonnen
schweren Walze von Bessemerstahl und
fand in derselben eine groſse Anhäufung
der Nebenbestandteile. Neuerdings
haben unter anderen A. Pourcel

1) W. Cheever, The segregation of impurities in Bessemer steel ingots.
Transaction of the Americ. Inst. of Mining Engineers XIII, p. 167.
2) Ledebur, Handbuch der Eisen- und Stahlgieſserei 1892, S. 31.
3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 643.
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[768/0784] Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse. Der Amerikaner W. Cheever 1) hat 1884 ähnliche Untersuchungen angestellt und die Angaben von Snelus bestätigt gefunden. Aus dem Gemenge von Eisen mit Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor u. s. w. scheidet sich beim Erstarren von auſsen nach innen die schwerer schmelzbare, reinere Eisenmasse zuerst ab, während ein durch seinen gröſseren Gehalt an Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor u. s. w. leichtflüssigeres Gemenge nach der Mitte zu langsam erstarrt. Es ist deshalb besser, Stahlgüsse rasch abzukühlen. Auch die Blasenbildung schreitet vom Rande nach der Mitte zu konzentrisch vor, wie aus Fig. 299 (a. v. S.) nach einer Abbildung von [Abbildung Fig. 300.] [Abbildung Fig. 301.] [Abbildung Fig. 302.] H. Wedding zu ersehen ist. Nach Tetmajer treibt Silicium die Blasen nach auſsen, Mangan nach innen. Letzteres ist besser für Schienen, weil die Laufflächen auſsen liegen. Da die Kontraktion des Stahls gröſser ist, so ist auch das Saugen oder die Lunkerbildung, Fig. 300 bis 302, stärker als bei Guſseisen, [Abbildung Fig. 303.] wodurch noch höhere Trichter und verlorene Köpfe nötig werden. Aus den beiden Gründen kommen bei Stahl- güssen, namentlich in den Blasen- räumen, öfters Aussaigerungen vor, welche besonders von A. Ledebur nachgewiesen und untersucht worden sind 2). H. Reuſs 3) analysierte 1891 eine solche Aussaigerung aus einer 7 Tonnen schweren Walze von Bessemerstahl und fand in derselben eine groſse Anhäufung der Nebenbestandteile. Neuerdings haben unter anderen A. Pourcel 1) W. Cheever, The segregation of impurities in Bessemer steel ingots. Transaction of the Americ. Inst. of Mining Engineers XIII, p. 167. 2) Ledebur, Handbuch der Eisen- und Stahlgieſserei 1892, S. 31. 3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 643.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/784>, abgerufen am 22.11.2024.