wurden, sodann auf den Bau der Dampfmaschinen, wobei die möglichste Ausnutzung der Dampfspannung leitender Grundsatz wurde.
Dies geschieht in sehr zweckmässiger Weise durch die in zwei Cylindern, einem kleineren Hochdruck- und einem grösseren Nieder- druckcylinder, fortgesetzte Expansion (Verbundmaschinen). Ein zweck- mässiges Grössenverhältnis der Cylinder bei Walzwerkmaschinen ist 1 : 2, oder 1 : 2,3. Bei den sogenannten Tandemmaschinen liegen die beiden Cylinder so hintereinander, dass sich die beiden Dampfkolben an derselben Achse befinden.
Man ist aber Mitte der neunziger Jahre weiter gegangen und hat Dreifach-Expansionsmaschinen für Walzwerke konstruiert, wobei noch ein Mitteldruckcylinder eingeschaltet wird.
Die Verbund- und Tandemmaschinen wurden entweder als Schwungradmaschinen mit gleichbleibendem Lauf oder als Reversier- maschinen verwendet.
C. Kiesselbach hat in der Versammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute vom 23. April 1899 zu Düsseldorf einen ausführlichen Vortrag 1) über die Motoren zum Antrieb der Walzenstrassen ge- halten, auf den wir verweisen. Als gute Beispiele der obenerwähnten Konstruktionen in Deutschland sind Zeichnungen beigefügt von Tandemwalzenzugmaschinen mit Schwungrad der Maschinenbau- Aktien-Gesellschaft, vormals Gebr. Klein in Dahlbruch (Taf. XI); der Märkischen Maschinenbau-Anstalt zu Wetter a. d. Ruhr (Taf. VIII); der Gutehoffnungshütte bei Oberhausen (Taf. VII); der Sächsischen Maschinenfabrik zu Chemnitz, vormals Rich. Hartmann (Taf. V); der Duisburger Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Bechem & Keet- mann in Duisburg (Taf. IV), von Sack & Kiesselbach zu Rath bei Düsseldorf (Taf. XII); von einer direkt gekuppelten Tandem-Reversier- Walzenzugmaschine ebenfalls von Sack & Kiesselbach; von einer Dreifach-Expansions-Walzenzugmaschine der Sundwiger Eisenhütte, Gebr. von der Becke & Co. und einer Drillings-Verbund-Reversier- maschine der Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Gebr. Klein in Dahlbruch.
Besonderen Erfolg hatte die Firma Ehrhardt & Sehmer, Schleif- mühle, mit ihren Drillingsmaschinen 2) mit um 120° versetzten Kurbeln, zuerst auf der Burbacher Hütte. Eine Maschine dieser Art erregte auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 Aufsehen. Diese Maschinen arbeiten mit grossen Umlaufgeschwindigkeiten ohne Schwungrad.
1) Stahl und Eisen 1899, S. 408, 463.
2) Daselbst 1899, S. 859; 1900, S. 879.
Die mechanische Formgebung.
wurden, sodann auf den Bau der Dampfmaschinen, wobei die möglichste Ausnutzung der Dampfspannung leitender Grundsatz wurde.
Dies geschieht in sehr zweckmäſsiger Weise durch die in zwei Cylindern, einem kleineren Hochdruck- und einem gröſseren Nieder- druckcylinder, fortgesetzte Expansion (Verbundmaschinen). Ein zweck- mäſsiges Gröſsenverhältnis der Cylinder bei Walzwerkmaschinen ist 1 : 2, oder 1 : 2,3. Bei den sogenannten Tandemmaschinen liegen die beiden Cylinder so hintereinander, daſs sich die beiden Dampfkolben an derselben Achse befinden.
Man ist aber Mitte der neunziger Jahre weiter gegangen und hat Dreifach-Expansionsmaschinen für Walzwerke konstruiert, wobei noch ein Mitteldruckcylinder eingeschaltet wird.
Die Verbund- und Tandemmaschinen wurden entweder als Schwungradmaschinen mit gleichbleibendem Lauf oder als Reversier- maschinen verwendet.
C. Kiesselbach hat in der Versammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute vom 23. April 1899 zu Düsseldorf einen ausführlichen Vortrag 1) über die Motoren zum Antrieb der Walzenstraſsen ge- halten, auf den wir verweisen. Als gute Beispiele der obenerwähnten Konstruktionen in Deutschland sind Zeichnungen beigefügt von Tandemwalzenzugmaschinen mit Schwungrad der Maschinenbau- Aktien-Gesellschaft, vormals Gebr. Klein in Dahlbruch (Taf. XI); der Märkischen Maschinenbau-Anstalt zu Wetter a. d. Ruhr (Taf. VIII); der Gutehoffnungshütte bei Oberhausen (Taf. VII); der Sächsischen Maschinenfabrik zu Chemnitz, vormals Rich. Hartmann (Taf. V); der Duisburger Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Bechem & Keet- mann in Duisburg (Taf. IV), von Sack & Kiesselbach zu Rath bei Düsseldorf (Taf. XII); von einer direkt gekuppelten Tandem-Reversier- Walzenzugmaschine ebenfalls von Sack & Kiesselbach; von einer Dreifach-Expansions-Walzenzugmaschine der Sundwiger Eisenhütte, Gebr. von der Becke & Co. und einer Drillings-Verbund-Reversier- maschine der Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Gebr. Klein in Dahlbruch.
Besonderen Erfolg hatte die Firma Ehrhardt & Sehmer, Schleif- mühle, mit ihren Drillingsmaschinen 2) mit um 120° versetzten Kurbeln, zuerst auf der Burbacher Hütte. Eine Maschine dieser Art erregte auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 Aufsehen. Diese Maschinen arbeiten mit groſsen Umlaufgeschwindigkeiten ohne Schwungrad.
1) Stahl und Eisen 1899, S. 408, 463.
2) Daselbst 1899, S. 859; 1900, S. 879.
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Ausnutzung der Dampfspannung leitender Grundsatz wurde.
Dies geschieht in sehr zweckmäſsiger Weise durch die in zwei
Cylindern, einem kleineren Hochdruck- und einem gröſseren Nieder-
druckcylinder, fortgesetzte Expansion (Verbundmaschinen). Ein zweck-
mäſsiges Gröſsenverhältnis der Cylinder bei Walzwerkmaschinen ist
1 : 2, oder 1 : 2,3. Bei den sogenannten Tandemmaschinen liegen die
beiden Cylinder so hintereinander, daſs sich die beiden Dampfkolben
an derselben Achse befinden.
Man ist aber Mitte der neunziger Jahre weiter gegangen und hat
Dreifach-Expansionsmaschinen für Walzwerke konstruiert, wobei noch
ein Mitteldruckcylinder eingeschaltet wird.
Die Verbund- und Tandemmaschinen wurden entweder als
Schwungradmaschinen mit gleichbleibendem Lauf oder als Reversier-
maschinen verwendet.
C. Kiesselbach hat in der Versammlung des Vereins deutscher
Eisenhüttenleute vom 23. April 1899 zu Düsseldorf einen ausführlichen
Vortrag 1) über die Motoren zum Antrieb der Walzenstraſsen ge-
halten, auf den wir verweisen. Als gute Beispiele der obenerwähnten
Konstruktionen in Deutschland sind Zeichnungen beigefügt von
Tandemwalzenzugmaschinen mit Schwungrad der Maschinenbau-
Aktien-Gesellschaft, vormals Gebr. Klein in Dahlbruch (Taf. XI); der
Märkischen Maschinenbau-Anstalt zu Wetter a. d. Ruhr (Taf. VIII);
der Gutehoffnungshütte bei Oberhausen (Taf. VII); der Sächsischen
Maschinenfabrik zu Chemnitz, vormals Rich. Hartmann (Taf. V); der
Duisburger Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Bechem & Keet-
mann in Duisburg (Taf. IV), von Sack & Kiesselbach zu Rath bei
Düsseldorf (Taf. XII); von einer direkt gekuppelten Tandem-Reversier-
Walzenzugmaschine ebenfalls von Sack & Kiesselbach; von einer
Dreifach-Expansions-Walzenzugmaschine der Sundwiger Eisenhütte,
Gebr. von der Becke & Co. und einer Drillings-Verbund-Reversier-
maschine der Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Gebr. Klein
in Dahlbruch.
Besonderen Erfolg hatte die Firma Ehrhardt & Sehmer, Schleif-
mühle, mit ihren Drillingsmaschinen 2) mit um 120° versetzten Kurbeln,
zuerst auf der Burbacher Hütte. Eine Maschine dieser Art erregte auf
der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 Aufsehen. Diese Maschinen
arbeiten mit groſsen Umlaufgeschwindigkeiten ohne Schwungrad.
1) Stahl und Eisen 1899, S. 408, 463.
2) Daselbst 1899, S. 859; 1900, S. 879.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/795>, abgerufen am 22.11.2024.
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