Bei Schnellwalzen bot die Übersetzung durch Drahtseile Vorteile gegenüber dem Riemenbetrieb.
Das Kaltwalzen wurde in Amerika weiter ausgebildet; so wurden 1884 in dem Cambria-Eisenwerk zur Erzielung höherer Festigkeit und Elasticität Rund-, Quadrat- und Flachstäbe kalt gewalzt. Weitere Vorteile des kalt gewalzten Eisens waren: glatte, glänzende Oberfläche, genaues Kaliber und grössere Gleichförmigkeit 1). Auch das Kaltziehen kam in Amerika in Aufnahme, wofür Billings einen Apparat erfand. Zu Norway in Massachusetts zog man hohle Stangen von 3 Zoll und mehr Durchmesser.
Seit 1885 ging man auch in den Vereinigten Staaten bei Neu- anlagen zu den in England üblichen Duowalzen mit umsteuerbaren Dampfmaschinen (Reversier-Zwillingsmaschinen) über, so zu Cambria, Homestead, Worcester und Scranton. Anfang 1886 zählte man (nach Holley) 11 Werke mit Trio- und 3 mit Duo- und Reversier- maschinen. Als Muster eines englischen Blockwalzwerks beschrieb Calvus R. Holland2) 1885 das zu Ebbw-Vale. Es war ein Duowalz- werk, bei dem Ober- und Unterwalze durch hydraulische Kolben ge- tragen war; die Oberwalze liess sich um 2 Zoll heben. Mit demselben wurden Blöcke von 141/2 Zoll in einer Hitze auf 6 Zoll vorgeblockt. Sehr vollkommen war die Einrichtung zur Vorwärts-, Seitwärts- und Drehbewegung der Blöcke, was ebenfalls hydraulisch geschah.
Als Muster eines amerikanischen Schienenwalzwerks derselben Zeit kann die Anlage der Bethlehem-Stahlwerke von John Fritz angeführt werden. Auf dem Triowalzwerk wurden Schienen von 120 Fuss Länge ausgewalzt. Die Walzen hatten 120 cm Durchmesser und 3 m Bundlänge. Jede Walze hatte ihren Walzentisch. In den 14 Kalibern der drei Walzen wurden die Blöcke von 400 x 400 auf 200 x 200 mm heruntergewalzt. Das Gewicht der Mittelwalze war durch Stahlfedern ausbalanziert. Die Schienen wurden von einem Tisch zum anderen durch Hebelarme, welche durch eine zwischen den Tischen laufende Welle mittels einer Dampfmaschine automatisch bewegt wurden, gehoben. Die rasche Übertragung von einem Tisch zum anderen bewirkte, dass viel mehr in einer Hitze ausgewalzt werden konnte. Durch eine hydraulische Friktionsscheibe liess sich das ganze Walzensystem reversieren. Die Dampfmaschine der Blockwalze hatte 1650 mm Kolbendurchmesser, 2200 mm Hub; das Schwungrad,
1) Siehe Revue universelle, t. XVIII, no. 2, und Stahl u. Eisen 1886, S. 91.
2) Engineering 1885, Bd. 38, S. 421; Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenw. 1885, S. 521.
Die Walzwerke.
Bei Schnellwalzen bot die Übersetzung durch Drahtseile Vorteile gegenüber dem Riemenbetrieb.
Das Kaltwalzen wurde in Amerika weiter ausgebildet; so wurden 1884 in dem Cambria-Eisenwerk zur Erzielung höherer Festigkeit und Elasticität Rund-, Quadrat- und Flachstäbe kalt gewalzt. Weitere Vorteile des kalt gewalzten Eisens waren: glatte, glänzende Oberfläche, genaues Kaliber und gröſsere Gleichförmigkeit 1). Auch das Kaltziehen kam in Amerika in Aufnahme, wofür Billings einen Apparat erfand. Zu Norway in Massachusetts zog man hohle Stangen von 3 Zoll und mehr Durchmesser.
Seit 1885 ging man auch in den Vereinigten Staaten bei Neu- anlagen zu den in England üblichen Duowalzen mit umsteuerbaren Dampfmaschinen (Reversier-Zwillingsmaschinen) über, so zu Cambria, Homestead, Worcester und Scranton. Anfang 1886 zählte man (nach Holley) 11 Werke mit Trio- und 3 mit Duo- und Reversier- maschinen. Als Muster eines englischen Blockwalzwerks beschrieb Calvus R. Holland2) 1885 das zu Ebbw-Vale. Es war ein Duowalz- werk, bei dem Ober- und Unterwalze durch hydraulische Kolben ge- tragen war; die Oberwalze lieſs sich um 2 Zoll heben. Mit demselben wurden Blöcke von 14½ Zoll in einer Hitze auf 6 Zoll vorgeblockt. Sehr vollkommen war die Einrichtung zur Vorwärts-, Seitwärts- und Drehbewegung der Blöcke, was ebenfalls hydraulisch geschah.
Als Muster eines amerikanischen Schienenwalzwerks derselben Zeit kann die Anlage der Bethlehem-Stahlwerke von John Fritz angeführt werden. Auf dem Triowalzwerk wurden Schienen von 120 Fuſs Länge ausgewalzt. Die Walzen hatten 120 cm Durchmesser und 3 m Bundlänge. Jede Walze hatte ihren Walzentisch. In den 14 Kalibern der drei Walzen wurden die Blöcke von 400 × 400 auf 200 × 200 mm heruntergewalzt. Das Gewicht der Mittelwalze war durch Stahlfedern ausbalanziert. Die Schienen wurden von einem Tisch zum anderen durch Hebelarme, welche durch eine zwischen den Tischen laufende Welle mittels einer Dampfmaschine automatisch bewegt wurden, gehoben. Die rasche Übertragung von einem Tisch zum anderen bewirkte, daſs viel mehr in einer Hitze ausgewalzt werden konnte. Durch eine hydraulische Friktionsscheibe lieſs sich das ganze Walzensystem reversieren. Die Dampfmaschine der Blockwalze hatte 1650 mm Kolbendurchmesser, 2200 mm Hub; das Schwungrad,
1) Siehe Revue universelle, t. XVIII, no. 2, und Stahl u. Eisen 1886, S. 91.
2) Engineering 1885, Bd. 38, S. 421; Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenw. 1885, S. 521.
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Die Walzwerke.
Bei Schnellwalzen bot die Übersetzung durch Drahtseile Vorteile
gegenüber dem Riemenbetrieb.
Das Kaltwalzen wurde in Amerika weiter ausgebildet; so wurden
1884 in dem Cambria-Eisenwerk zur Erzielung höherer Festigkeit
und Elasticität Rund-, Quadrat- und Flachstäbe kalt gewalzt. Weitere
Vorteile des kalt gewalzten Eisens waren: glatte, glänzende Oberfläche,
genaues Kaliber und gröſsere Gleichförmigkeit 1). Auch das Kaltziehen
kam in Amerika in Aufnahme, wofür Billings einen Apparat erfand.
Zu Norway in Massachusetts zog man hohle Stangen von 3 Zoll und
mehr Durchmesser.
Seit 1885 ging man auch in den Vereinigten Staaten bei Neu-
anlagen zu den in England üblichen Duowalzen mit umsteuerbaren
Dampfmaschinen (Reversier-Zwillingsmaschinen) über, so zu Cambria,
Homestead, Worcester und Scranton. Anfang 1886 zählte man
(nach Holley) 11 Werke mit Trio- und 3 mit Duo- und Reversier-
maschinen. Als Muster eines englischen Blockwalzwerks beschrieb
Calvus R. Holland 2) 1885 das zu Ebbw-Vale. Es war ein Duowalz-
werk, bei dem Ober- und Unterwalze durch hydraulische Kolben ge-
tragen war; die Oberwalze lieſs sich um 2 Zoll heben. Mit demselben
wurden Blöcke von 14½ Zoll in einer Hitze auf 6 Zoll vorgeblockt.
Sehr vollkommen war die Einrichtung zur Vorwärts-, Seitwärts- und
Drehbewegung der Blöcke, was ebenfalls hydraulisch geschah.
Als Muster eines amerikanischen Schienenwalzwerks derselben
Zeit kann die Anlage der Bethlehem-Stahlwerke von John Fritz
angeführt werden. Auf dem Triowalzwerk wurden Schienen von
120 Fuſs Länge ausgewalzt. Die Walzen hatten 120 cm Durchmesser
und 3 m Bundlänge. Jede Walze hatte ihren Walzentisch. In den
14 Kalibern der drei Walzen wurden die Blöcke von 400 × 400 auf
200 × 200 mm heruntergewalzt. Das Gewicht der Mittelwalze war
durch Stahlfedern ausbalanziert. Die Schienen wurden von einem
Tisch zum anderen durch Hebelarme, welche durch eine zwischen den
Tischen laufende Welle mittels einer Dampfmaschine automatisch
bewegt wurden, gehoben. Die rasche Übertragung von einem Tisch
zum anderen bewirkte, daſs viel mehr in einer Hitze ausgewalzt werden
konnte. Durch eine hydraulische Friktionsscheibe lieſs sich das
ganze Walzensystem reversieren. Die Dampfmaschine der Blockwalze
hatte 1650 mm Kolbendurchmesser, 2200 mm Hub; das Schwungrad,
1) Siehe Revue universelle, t. XVIII, no. 2, und Stahl u. Eisen 1886, S. 91.
2) Engineering 1885, Bd. 38, S. 421; Österr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenw.
1885, S. 521.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/816>, abgerufen am 22.11.2024.
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