in Workington 1) ein Stabeisenwalzwerk mit Zahnstange und Zahn- getriebe statt des Reversierwalzwerks (D. R. P. Nr. 39054); Fairbairn und Wells ein Walzwerk zur Herstellung von Geschossen zwischen zwei Walzen, die in gleichem Sinne gedreht werden (D. R. P. Nr. 43898 vom 15. Juli 1887).
Die Walzenzugmaschinen wurden immer allgemeiner nach dem Verbundsystem gebaut. R. M. Daelen konstruierte Einkurbel-Ver- bund-Walzenzugmaschinen, bei denen zwei um 90° verstellte Dampf- kolben an einer Kurbel angriffen, z. B. für Sandviken-Jernverks in Schweden. Ähnliche Maschinen waren zu Firminy (St. Etienne) in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Der Motor des grossen Triowalzwerks zu Bethlehem bestand aus drei horizontalen Tandem- Verbundmaschinen, die auf eine dreifach gekröpfte Welle von Stahl- guss angriffen.
Eine von Otto H. Müller in Gemunden ausgeführte Reversier- maschine, bei der der Hochdruckcylinder über dem Niederdruck- cylinder stand, wurde von Direktor Schmidhammer in Neuberg aufgestellt. Edw. Allis & Co.2) bediente sich auf den Reliance-Works zu Milwaukee einer Umsteuerungs-Zwillingsmaschine.
1888 führte Franklin Hilton zu Middlesborough zuerst bei Bolkow, Vaughan & Co. das Anwärmen der Walzen vor dem Anlassen mittels Gasbrenner ein, wodurch die durchschnittliche Dauer der Walzen von 79 5/8 auf 342 Tage erhöht wurde.
In diesem Jahre wurden eine Anzahl von Verbesserungen an den Walzen-Rollentischen patentiert, so ein Kantapparat zum Heben und Wenden der Blöcke von Hugo Sack3) und eine Wendevorrichtung von Williamson und Nellson. Letztere besteht aus zwischen den Transportwalzen auf Schienen laufenden Wagen, die sich in entgegen- gesetzter Richtung bewegen. Jeder Wagen hat eine oscillierende Walze mit Hebe- und Wendefingern, welche den Block von einem Wagen auf den anderen rollen. Der Blockwender von David Davy in Sheffield 4) ist ein Schlitten mit hydraulischem Antrieb und dreh- barer Gabel. Verbesserte Vorrichtungen zum Transport der Blöcke von einem Walzenpaar zum anderen (Engl. Pat. Nr. 4490 vom 23. März
1) A. a. O. 1887, S. 509.
2) Siehe Kerpely, Fortschritte u. s. w. 1888, Taf. IX, Fig. 8.
3) Stahl und Eisen 1888, S. 436.
4) Daselbst 1889, S. 239 und 1890, S. 153.
Die Walzwerke.
in Workington 1) ein Stabeisenwalzwerk mit Zahnstange und Zahn- getriebe statt des Reversierwalzwerks (D. R. P. Nr. 39054); Fairbairn und Wells ein Walzwerk zur Herstellung von Geschossen zwischen zwei Walzen, die in gleichem Sinne gedreht werden (D. R. P. Nr. 43898 vom 15. Juli 1887).
Die Walzenzugmaschinen wurden immer allgemeiner nach dem Verbundsystem gebaut. R. M. Daelen konstruierte Einkurbel-Ver- bund-Walzenzugmaschinen, bei denen zwei um 90° verstellte Dampf- kolben an einer Kurbel angriffen, z. B. für Sandviken-Jernverks in Schweden. Ähnliche Maschinen waren zu Firminy (St. Etienne) in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Der Motor des groſsen Triowalzwerks zu Bethlehem bestand aus drei horizontalen Tandem- Verbundmaschinen, die auf eine dreifach gekröpfte Welle von Stahl- guſs angriffen.
Eine von Otto H. Müller in Gemunden ausgeführte Reversier- maschine, bei der der Hochdruckcylinder über dem Niederdruck- cylinder stand, wurde von Direktor Schmidhammer in Neuberg aufgestellt. Edw. Allis & Co.2) bediente sich auf den Reliance-Works zu Milwaukee einer Umsteuerungs-Zwillingsmaschine.
1888 führte Franklin Hilton zu Middlesborough zuerst bei Bolkow, Vaughan & Co. das Anwärmen der Walzen vor dem Anlassen mittels Gasbrenner ein, wodurch die durchschnittliche Dauer der Walzen von 79⅝ auf 342 Tage erhöht wurde.
In diesem Jahre wurden eine Anzahl von Verbesserungen an den Walzen-Rollentischen patentiert, so ein Kantapparat zum Heben und Wenden der Blöcke von Hugo Sack3) und eine Wendevorrichtung von Williamson und Nellson. Letztere besteht aus zwischen den Transportwalzen auf Schienen laufenden Wagen, die sich in entgegen- gesetzter Richtung bewegen. Jeder Wagen hat eine oscillierende Walze mit Hebe- und Wendefingern, welche den Block von einem Wagen auf den anderen rollen. Der Blockwender von David Davy in Sheffield 4) ist ein Schlitten mit hydraulischem Antrieb und dreh- barer Gabel. Verbesserte Vorrichtungen zum Transport der Blöcke von einem Walzenpaar zum anderen (Engl. Pat. Nr. 4490 vom 23. März
1) A. a. O. 1887, S. 509.
2) Siehe Kerpely, Fortschritte u. s. w. 1888, Taf. IX, Fig. 8.
3) Stahl und Eisen 1888, S. 436.
4) Daselbst 1889, S. 239 und 1890, S. 153.
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in Workington 1) ein Stabeisenwalzwerk mit Zahnstange und Zahn-
getriebe statt des Reversierwalzwerks (D. R. P. Nr. 39054); Fairbairn
und Wells ein Walzwerk zur Herstellung von Geschossen zwischen
zwei Walzen, die in gleichem Sinne gedreht werden (D. R. P.
Nr. 43898 vom 15. Juli 1887).
Die Walzenzugmaschinen wurden immer allgemeiner nach dem
Verbundsystem gebaut. R. M. Daelen konstruierte Einkurbel-Ver-
bund-Walzenzugmaschinen, bei denen zwei um 90° verstellte Dampf-
kolben an einer Kurbel angriffen, z. B. für Sandviken-Jernverks in
Schweden. Ähnliche Maschinen waren zu Firminy (St. Etienne) in
Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Der Motor des groſsen
Triowalzwerks zu Bethlehem bestand aus drei horizontalen Tandem-
Verbundmaschinen, die auf eine dreifach gekröpfte Welle von Stahl-
guſs angriffen.
Eine von Otto H. Müller in Gemunden ausgeführte Reversier-
maschine, bei der der Hochdruckcylinder über dem Niederdruck-
cylinder stand, wurde von Direktor Schmidhammer in Neuberg
aufgestellt. Edw. Allis & Co. 2) bediente sich auf den Reliance-Works
zu Milwaukee einer Umsteuerungs-Zwillingsmaschine.
1888 führte Franklin Hilton zu Middlesborough zuerst bei
Bolkow, Vaughan & Co. das Anwärmen der Walzen vor dem
Anlassen mittels Gasbrenner ein, wodurch die durchschnittliche Dauer
der Walzen von 79⅝ auf 342 Tage erhöht wurde.
In diesem Jahre wurden eine Anzahl von Verbesserungen an den
Walzen-Rollentischen patentiert, so ein Kantapparat zum Heben und
Wenden der Blöcke von Hugo Sack 3) und eine Wendevorrichtung
von Williamson und Nellson. Letztere besteht aus zwischen den
Transportwalzen auf Schienen laufenden Wagen, die sich in entgegen-
gesetzter Richtung bewegen. Jeder Wagen hat eine oscillierende
Walze mit Hebe- und Wendefingern, welche den Block von einem
Wagen auf den anderen rollen. Der Blockwender von David Davy
in Sheffield 4) ist ein Schlitten mit hydraulischem Antrieb und dreh-
barer Gabel. Verbesserte Vorrichtungen zum Transport der Blöcke
von einem Walzenpaar zum anderen (Engl. Pat. Nr. 4490 vom 23. März
1) A. a. O. 1887, S. 509.
2) Siehe Kerpely, Fortschritte u. s. w. 1888, Taf. IX, Fig. 8.
3) Stahl und Eisen 1888, S. 436.
4) Daselbst 1889, S. 239 und 1890, S. 153.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/825>, abgerufen am 22.11.2024.
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