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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Blechfabrikation.
Schwefel nicht über 0,03 bis 0,04 Prozent. Nach Wild ist Thomas-
blech mit 0,10 Prozent Kohlenstoff schon zu hart, mit 0,06 Prozent
zu weich.

Nach Kreuzpointner hatte gutes amerikanisches Kesselblech
aus Martinflusseisen, das aber keine Bearbeitung in der Blauhitze
vertrug, folgende Zusammensetzung: Kohlenstoff 0,11 bis 0,17, Mangan
0,38 bis 0,55, Silicium 0,01 bis 0,05, Phosphor 0,03 bis 0,06, Schwefel
0,02 bis 0,03 Prozent.

Von den Fortschritten der Fabrikation erwähnen wir zunächst
zwei, die zwar nur interessante Versuche geblieben sind, immerhin
aber ein geschichtliches Interesse verdienen. Beide bezwecken, Blech
direkt aus dem flüssigen Metall herzustellen.

Joh. Whitley wollte Schiffsbleche durch Centrifugalkraft her-
stellen 1) und erbaute hierfür 1884 ein Werk bei Leeds. Sein Apparat
bestand aus einem hohlen, rotierenden Metallcylinder, innen mit
Ganister oder sonstigem feuerfesten Material ausgefüttert und glatt
gestrichen. In diesen Cylinder liess er Flusseisen durch hohle Röhren
mit seitlichen Öffnungen einströmen. Durch die Centrifugalkraft ver-
teilte sich das Metall an der Innenwand und bildete einen hohlen
Cylinder, welcher zerschnitten und zu Schiffsblech ausgewalzt wurde.
Dieser Betrieb wurde einige Zeit fortgesetzt. Die Idee des Hohlgusses
durch Centrifugalkraft war bekanntlich nicht neu (s. Bd. IV, S. 109).
Petin, Gaudet & Co. hatten ihn in Frankreich in den sechziger
Jahren auch bereits auf den Guss von Radbandagen aus Flusseisen
angewendet, allerdings ohne Erfolg, weil sich die erhaltenen Bandagen
nicht schmieden liessen.

Das andere Verfahren, das gegen Ende der achtziger Jahre zahl-
reiche Versuche in den Vereinigten Staaten veranlasste, war die
Herstellung von gewalztem Blech unmittelbar aus flüssigem Metall
durch Eingiessen zwischen Walzen. Diese Idee der Herstellung end-
loser Bleche direkt aus flüssigem Metall war durchaus nicht neu.
Der grosse Erfinder Henry Bessemer hatte sie schon 1846 für
Glas und Blei praktisch zu machen gesucht. Nachdem der pneu-
matische Prozess und die Herstellung des Bessemerflussstahls gelungen
war, übertrug H. Bessemer seinen früheren Plan auf dieses Metall,
indem er sich die direkte Darstellung von Blech und Stabeisen aus
flüssigem Bessemereisen am 24. Januar 1857 (Pat. Nr. 221) patentieren
liess. Eine praktische Verwertung fand das Patent damals nicht.


1) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 296, 374.

Blechfabrikation.
Schwefel nicht über 0,03 bis 0,04 Prozent. Nach Wild ist Thomas-
blech mit 0,10 Prozent Kohlenstoff schon zu hart, mit 0,06 Prozent
zu weich.

Nach Kreuzpointner hatte gutes amerikanisches Kesselblech
aus Martinfluſseisen, das aber keine Bearbeitung in der Blauhitze
vertrug, folgende Zusammensetzung: Kohlenstoff 0,11 bis 0,17, Mangan
0,38 bis 0,55, Silicium 0,01 bis 0,05, Phosphor 0,03 bis 0,06, Schwefel
0,02 bis 0,03 Prozent.

Von den Fortschritten der Fabrikation erwähnen wir zunächst
zwei, die zwar nur interessante Versuche geblieben sind, immerhin
aber ein geschichtliches Interesse verdienen. Beide bezwecken, Blech
direkt aus dem flüssigen Metall herzustellen.

Joh. Whitley wollte Schiffsbleche durch Centrifugalkraft her-
stellen 1) und erbaute hierfür 1884 ein Werk bei Leeds. Sein Apparat
bestand aus einem hohlen, rotierenden Metallcylinder, innen mit
Ganister oder sonstigem feuerfesten Material ausgefüttert und glatt
gestrichen. In diesen Cylinder lieſs er Fluſseisen durch hohle Röhren
mit seitlichen Öffnungen einströmen. Durch die Centrifugalkraft ver-
teilte sich das Metall an der Innenwand und bildete einen hohlen
Cylinder, welcher zerschnitten und zu Schiffsblech ausgewalzt wurde.
Dieser Betrieb wurde einige Zeit fortgesetzt. Die Idee des Hohlgusses
durch Centrifugalkraft war bekanntlich nicht neu (s. Bd. IV, S. 109).
Petin, Gaudet & Co. hatten ihn in Frankreich in den sechziger
Jahren auch bereits auf den Guſs von Radbandagen aus Fluſseisen
angewendet, allerdings ohne Erfolg, weil sich die erhaltenen Bandagen
nicht schmieden lieſsen.

Das andere Verfahren, das gegen Ende der achtziger Jahre zahl-
reiche Versuche in den Vereinigten Staaten veranlaſste, war die
Herstellung von gewalztem Blech unmittelbar aus flüssigem Metall
durch Eingieſsen zwischen Walzen. Diese Idee der Herstellung end-
loser Bleche direkt aus flüssigem Metall war durchaus nicht neu.
Der groſse Erfinder Henry Bessemer hatte sie schon 1846 für
Glas und Blei praktisch zu machen gesucht. Nachdem der pneu-
matische Prozeſs und die Herstellung des Bessemerfluſsstahls gelungen
war, übertrug H. Bessemer seinen früheren Plan auf dieses Metall,
indem er sich die direkte Darstellung von Blech und Stabeisen aus
flüssigem Bessemereisen am 24. Januar 1857 (Pat. Nr. 221) patentieren
lieſs. Eine praktische Verwertung fand das Patent damals nicht.


1) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 296, 374.
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[847/0863] Blechfabrikation. Schwefel nicht über 0,03 bis 0,04 Prozent. Nach Wild ist Thomas- blech mit 0,10 Prozent Kohlenstoff schon zu hart, mit 0,06 Prozent zu weich. Nach Kreuzpointner hatte gutes amerikanisches Kesselblech aus Martinfluſseisen, das aber keine Bearbeitung in der Blauhitze vertrug, folgende Zusammensetzung: Kohlenstoff 0,11 bis 0,17, Mangan 0,38 bis 0,55, Silicium 0,01 bis 0,05, Phosphor 0,03 bis 0,06, Schwefel 0,02 bis 0,03 Prozent. Von den Fortschritten der Fabrikation erwähnen wir zunächst zwei, die zwar nur interessante Versuche geblieben sind, immerhin aber ein geschichtliches Interesse verdienen. Beide bezwecken, Blech direkt aus dem flüssigen Metall herzustellen. Joh. Whitley wollte Schiffsbleche durch Centrifugalkraft her- stellen 1) und erbaute hierfür 1884 ein Werk bei Leeds. Sein Apparat bestand aus einem hohlen, rotierenden Metallcylinder, innen mit Ganister oder sonstigem feuerfesten Material ausgefüttert und glatt gestrichen. In diesen Cylinder lieſs er Fluſseisen durch hohle Röhren mit seitlichen Öffnungen einströmen. Durch die Centrifugalkraft ver- teilte sich das Metall an der Innenwand und bildete einen hohlen Cylinder, welcher zerschnitten und zu Schiffsblech ausgewalzt wurde. Dieser Betrieb wurde einige Zeit fortgesetzt. Die Idee des Hohlgusses durch Centrifugalkraft war bekanntlich nicht neu (s. Bd. IV, S. 109). Petin, Gaudet & Co. hatten ihn in Frankreich in den sechziger Jahren auch bereits auf den Guſs von Radbandagen aus Fluſseisen angewendet, allerdings ohne Erfolg, weil sich die erhaltenen Bandagen nicht schmieden lieſsen. Das andere Verfahren, das gegen Ende der achtziger Jahre zahl- reiche Versuche in den Vereinigten Staaten veranlaſste, war die Herstellung von gewalztem Blech unmittelbar aus flüssigem Metall durch Eingieſsen zwischen Walzen. Diese Idee der Herstellung end- loser Bleche direkt aus flüssigem Metall war durchaus nicht neu. Der groſse Erfinder Henry Bessemer hatte sie schon 1846 für Glas und Blei praktisch zu machen gesucht. Nachdem der pneu- matische Prozeſs und die Herstellung des Bessemerfluſsstahls gelungen war, übertrug H. Bessemer seinen früheren Plan auf dieses Metall, indem er sich die direkte Darstellung von Blech und Stabeisen aus flüssigem Bessemereisen am 24. Januar 1857 (Pat. Nr. 221) patentieren lieſs. Eine praktische Verwertung fand das Patent damals nicht. 1) Siehe Stahl und Eisen 1884, S. 296, 374.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 847. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/863>, abgerufen am 22.11.2024.