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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Panzerplattenwalzwerk.
Cementation in der Weise, dass man zwei gleiche Panzerplatten in
dem Cementierofen aufeinanderlegt, die beiden Aussenseiten in Kohlungs-
pulver einpackt und in dem verschlossenen Ofen glüht, was bei Platten
von 267 mm etwa 120 Stunden dauern muss 1).

Bei den Schiessversuchen zu Indian-Head, Maryland, bewährten
sich Harveys gekohlte Nickelstahlplatten am besten. Durch ihre grosse
Widerstandskraft gestatteten sie eine beträchtliche Gewichtsersparnis.
Sie hatten auch den Vorteil, dass sie weniger schnell rosteten als
gewöhnliche Flussstahlplatten. Harveys Fabrikation gekohlter Panzer-
platten wurde ausser in den Vereinigten Staaten auch bereits 1892
auf den Aboukoff-Stahlwerken in Russland eingeführt. 1892 wurde
in England das damals grösste Panzerschiff der Welt, der Royal
Sovereign, mit Harvey-Nickelstahlplatten ausgerüstet. In Amerika
pflegte man einen höheren Nickelzusatz zu nehmen als in Europa;
so enthielten 1892 Panzerplatten von Annapolis 4 Prozent, von
Homestead 3,16 Prozent, französische dagegen nur 0,32 Prozent
Nickel.

Henri Schneider machte 1896 Platten aus Molybdänstahl
(0,2 bis 5 Prozent Mo), dem 0,2 bis 0,3 Prozent Chrom zugesetzt wird
(Amer. Pat. Nr. 560150).

Harveys Kohlungsverfahren wurde in den folgenden Jahren
mehrfach verbessert, z. B. von H. Schneider in Creusot (Amer. Pat.
Nr. 515505), H. Lake in London (D. R. P. Nr. 77173), S. Grambow
in Rixdorf (D. R. P. Nr. 72547, 74242), besonders aber von Fr. Krupp
in Essen, der eine Gaskohlung erfand. Als geeignetes Cementierpulver
hatte sich in Amerika eine Mischung von 1/2 Holzkohle mit 1/2 Tier-
kohle aus den Zuckerraffinerieen erprobt 2).

In den Vereinigten Staaten soll sich nach Weddings Bericht
von 1893 3) die Cementation mit Petroleum gut bewährt haben. Dieses
wird auf die glühende Platte aufgespritzt und bewirkt dadurch gleich-
zeitig die Härtung. Die Carnegie Stahlgesellschaft in Pennsylvanien
presst ausserdem noch die nach dem Harveyprozess behandelten
Panzerplatten glühend zwischen den Pressbacken mächtiger hydrau-
lischer Pressen, um sie zu dichten (Amer. Pat. Nr. 541594). Auf

1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 760.
2) Über Panzerplatten siehe die zahlreichen Aufsätze von J. Castner in
Stahl und Eisen 1892, S. 209, 332, 454; 1893, S. 422; 1895, S. 12, 793, 842; 1896,
S. 273; 1897, S. 261; 1898, S. 1038; 1899, S. 100. Ferner über französische Panzer-
türme 1894, S. 164 und über Panzerforts und Panzerfronten 1894, S. 891.
3) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 1034.

Panzerplattenwalzwerk.
Cementation in der Weise, daſs man zwei gleiche Panzerplatten in
dem Cementierofen aufeinanderlegt, die beiden Auſsenseiten in Kohlungs-
pulver einpackt und in dem verschlossenen Ofen glüht, was bei Platten
von 267 mm etwa 120 Stunden dauern muſs 1).

Bei den Schieſsversuchen zu Indian-Head, Maryland, bewährten
sich Harveys gekohlte Nickelstahlplatten am besten. Durch ihre groſse
Widerstandskraft gestatteten sie eine beträchtliche Gewichtsersparnis.
Sie hatten auch den Vorteil, daſs sie weniger schnell rosteten als
gewöhnliche Fluſsstahlplatten. Harveys Fabrikation gekohlter Panzer-
platten wurde auſser in den Vereinigten Staaten auch bereits 1892
auf den Aboukoff-Stahlwerken in Ruſsland eingeführt. 1892 wurde
in England das damals gröſste Panzerschiff der Welt, der Royal
Sovereign, mit Harvey-Nickelstahlplatten ausgerüstet. In Amerika
pflegte man einen höheren Nickelzusatz zu nehmen als in Europa;
so enthielten 1892 Panzerplatten von Annapolis 4 Prozent, von
Homestead 3,16 Prozent, französische dagegen nur 0,32 Prozent
Nickel.

Henri Schneider machte 1896 Platten aus Molybdänstahl
(0,2 bis 5 Prozent Mo), dem 0,2 bis 0,3 Prozent Chrom zugesetzt wird
(Amer. Pat. Nr. 560150).

Harveys Kohlungsverfahren wurde in den folgenden Jahren
mehrfach verbessert, z. B. von H. Schneider in Creusot (Amer. Pat.
Nr. 515505), H. Lake in London (D. R. P. Nr. 77173), S. Grambow
in Rixdorf (D. R. P. Nr. 72547, 74242), besonders aber von Fr. Krupp
in Essen, der eine Gaskohlung erfand. Als geeignetes Cementierpulver
hatte sich in Amerika eine Mischung von ½ Holzkohle mit ½ Tier-
kohle aus den Zuckerraffinerieen erprobt 2).

In den Vereinigten Staaten soll sich nach Weddings Bericht
von 1893 3) die Cementation mit Petroleum gut bewährt haben. Dieses
wird auf die glühende Platte aufgespritzt und bewirkt dadurch gleich-
zeitig die Härtung. Die Carnegie Stahlgesellschaft in Pennsylvanien
preſst auſserdem noch die nach dem Harveyprozeſs behandelten
Panzerplatten glühend zwischen den Preſsbacken mächtiger hydrau-
lischer Pressen, um sie zu dichten (Amer. Pat. Nr. 541594). Auf

1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 760.
2) Über Panzerplatten siehe die zahlreichen Aufsätze von J. Castner in
Stahl und Eisen 1892, S. 209, 332, 454; 1893, S. 422; 1895, S. 12, 793, 842; 1896,
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türme 1894, S. 164 und über Panzerforts und Panzerfronten 1894, S. 891.
3) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 1034.
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[860/0876] Panzerplattenwalzwerk. Cementation in der Weise, daſs man zwei gleiche Panzerplatten in dem Cementierofen aufeinanderlegt, die beiden Auſsenseiten in Kohlungs- pulver einpackt und in dem verschlossenen Ofen glüht, was bei Platten von 267 mm etwa 120 Stunden dauern muſs 1). Bei den Schieſsversuchen zu Indian-Head, Maryland, bewährten sich Harveys gekohlte Nickelstahlplatten am besten. Durch ihre groſse Widerstandskraft gestatteten sie eine beträchtliche Gewichtsersparnis. Sie hatten auch den Vorteil, daſs sie weniger schnell rosteten als gewöhnliche Fluſsstahlplatten. Harveys Fabrikation gekohlter Panzer- platten wurde auſser in den Vereinigten Staaten auch bereits 1892 auf den Aboukoff-Stahlwerken in Ruſsland eingeführt. 1892 wurde in England das damals gröſste Panzerschiff der Welt, der Royal Sovereign, mit Harvey-Nickelstahlplatten ausgerüstet. In Amerika pflegte man einen höheren Nickelzusatz zu nehmen als in Europa; so enthielten 1892 Panzerplatten von Annapolis 4 Prozent, von Homestead 3,16 Prozent, französische dagegen nur 0,32 Prozent Nickel. Henri Schneider machte 1896 Platten aus Molybdänstahl (0,2 bis 5 Prozent Mo), dem 0,2 bis 0,3 Prozent Chrom zugesetzt wird (Amer. Pat. Nr. 560150). Harveys Kohlungsverfahren wurde in den folgenden Jahren mehrfach verbessert, z. B. von H. Schneider in Creusot (Amer. Pat. Nr. 515505), H. Lake in London (D. R. P. Nr. 77173), S. Grambow in Rixdorf (D. R. P. Nr. 72547, 74242), besonders aber von Fr. Krupp in Essen, der eine Gaskohlung erfand. Als geeignetes Cementierpulver hatte sich in Amerika eine Mischung von ½ Holzkohle mit ½ Tier- kohle aus den Zuckerraffinerieen erprobt 2). In den Vereinigten Staaten soll sich nach Weddings Bericht von 1893 3) die Cementation mit Petroleum gut bewährt haben. Dieses wird auf die glühende Platte aufgespritzt und bewirkt dadurch gleich- zeitig die Härtung. Die Carnegie Stahlgesellschaft in Pennsylvanien preſst auſserdem noch die nach dem Harveyprozeſs behandelten Panzerplatten glühend zwischen den Preſsbacken mächtiger hydrau- lischer Pressen, um sie zu dichten (Amer. Pat. Nr. 541594). Auf 1) Siehe Stahl und Eisen 1892, S. 760. 2) Über Panzerplatten siehe die zahlreichen Aufsätze von J. Castner in Stahl und Eisen 1892, S. 209, 332, 454; 1893, S. 422; 1895, S. 12, 793, 842; 1896, S. 273; 1897, S. 261; 1898, S. 1038; 1899, S. 100. Ferner über französische Panzer- türme 1894, S. 164 und über Panzerforts und Panzerfronten 1894, S. 891. 3) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 1034.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/876>, abgerufen am 22.11.2024.