dieses Verfahren erhielt W. E. Corey in Munhall am 11. April 1895 ein deutsches Patent (D. R. P. Nr. 87132).
Die Herstellung so starker Panzerplatten aus Flussstahl erforderte grossartige Anlagen, zunächst einer Anzahl grosser Martinöfen von 12 bis 40 Tonnen Einsatz. Aus diesen wird der Flussstahl in eine grosse Giess- und Sammelpfanne abgestochen, aus welcher der Guss in die eingedämmten, mehrteiligen Coquillen erfolgt 1). Der Zusatz von Nickel geschieht in kleinen Säcken zu dem flüssigen Metall entweder im Martinofen oder in der Pfanne. Da Nickelstahl stark lunkert, so schreibt die amerikanische Regierung vor, dass das obere Drittel der Blöcke nicht zur Fabrikation verwendet werden darf. Die ausgehobenen Blöcke kommen in grosse Wärmöfen und von da unter riesige Schmiede- pressen, unter denen sie etwa auf die Hälfte der Dicke herabgeschmiedet werden. Eine von Tannet, Walker & Co. in Leeds 1889 erbaute Schmiedepresse arbeitete mit 2000 Tonnen, eine von Krupp in Essen 1890 errichtete mit 5000 Tonnen, die im November 1893 auf den Bethlehem Works sogar mit 14000 Tonnen Druck. Die press- geschmiedeten Blöcke werden in den Glühofen des Plattenwalzwerks eingesetzt und unter letzterem auf die verlangte Dicke (meist 270 bis 305 mm) ausgewalzt. Die Panzerplattenwalzwerke sind meistens nach dem Prinzip der Universalwalzwerke mit horizontalen und verti- kalen Walzen versehen. Das 1891 in Betrieb gesetzte neue Panzer- plattenwalzwerk der Homestead Stahlwerke von Carnegie, Phipps & Co. besass vier horizontale und vier vertikale Walzen. Die vier horizontalen Walzen lagen in einem Gerüste übereinander. Die horizontalen Walzen waren 2800 mm lang, die oberste und unterste hatten 812 mm, die zwei mittleren je 610 mm Durchmesser. Beide Walzenstrassen arbeiteten gemeinschaftlich, obgleich jede für sich von einer eigenen Maschine angetrieben wurde; beides Reversiermaschinen von zusammen 3000 Pferdekräften 2).
Weit stärker und von erstaunlicher Leistungsfähigkeit ist das Panzerplattenwalzwerk, welches das Gussstahlwerk von Friedrich Krupp in Essen 1891 in Betrieb nahm. Es wurde nach dem S. 813 erwähnten Programm von der Märkischen Maschinenbauanstalt von Kamp & Co. in Wetter a. d. Ruhr, nur stärker und mit Ver- besserungen, erbaut. Es ist ein einfaches kräftiges Duowalzwerk mit Reversion und in seiner konstruktiven Anlage Fig. 336 (a. f. S.) ab-
1) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 552.
2) Siehe ferner: Über die Panzerplattenerzeugung zu Witkowitz, Stahl und Eisen 1894, S. 552.
Panzerplattenwalzwerk.
dieses Verfahren erhielt W. E. Corey in Munhall am 11. April 1895 ein deutsches Patent (D. R. P. Nr. 87132).
Die Herstellung so starker Panzerplatten aus Fluſsstahl erforderte groſsartige Anlagen, zunächst einer Anzahl groſser Martinöfen von 12 bis 40 Tonnen Einsatz. Aus diesen wird der Fluſsstahl in eine groſse Gieſs- und Sammelpfanne abgestochen, aus welcher der Guſs in die eingedämmten, mehrteiligen Coquillen erfolgt 1). Der Zusatz von Nickel geschieht in kleinen Säcken zu dem flüssigen Metall entweder im Martinofen oder in der Pfanne. Da Nickelstahl stark lunkert, so schreibt die amerikanische Regierung vor, daſs das obere Drittel der Blöcke nicht zur Fabrikation verwendet werden darf. Die ausgehobenen Blöcke kommen in groſse Wärmöfen und von da unter riesige Schmiede- pressen, unter denen sie etwa auf die Hälfte der Dicke herabgeschmiedet werden. Eine von Tannet, Walker & Co. in Leeds 1889 erbaute Schmiedepresse arbeitete mit 2000 Tonnen, eine von Krupp in Essen 1890 errichtete mit 5000 Tonnen, die im November 1893 auf den Bethlehem Works sogar mit 14000 Tonnen Druck. Die preſs- geschmiedeten Blöcke werden in den Glühofen des Plattenwalzwerks eingesetzt und unter letzterem auf die verlangte Dicke (meist 270 bis 305 mm) ausgewalzt. Die Panzerplattenwalzwerke sind meistens nach dem Prinzip der Universalwalzwerke mit horizontalen und verti- kalen Walzen versehen. Das 1891 in Betrieb gesetzte neue Panzer- plattenwalzwerk der Homestead Stahlwerke von Carnegie, Phipps & Co. besaſs vier horizontale und vier vertikale Walzen. Die vier horizontalen Walzen lagen in einem Gerüste übereinander. Die horizontalen Walzen waren 2800 mm lang, die oberste und unterste hatten 812 mm, die zwei mittleren je 610 mm Durchmesser. Beide Walzenstraſsen arbeiteten gemeinschaftlich, obgleich jede für sich von einer eigenen Maschine angetrieben wurde; beides Reversiermaschinen von zusammen 3000 Pferdekräften 2).
Weit stärker und von erstaunlicher Leistungsfähigkeit ist das Panzerplattenwalzwerk, welches das Guſsstahlwerk von Friedrich Krupp in Essen 1891 in Betrieb nahm. Es wurde nach dem S. 813 erwähnten Programm von der Märkischen Maschinenbauanstalt von Kamp & Co. in Wetter a. d. Ruhr, nur stärker und mit Ver- besserungen, erbaut. Es ist ein einfaches kräftiges Duowalzwerk mit Reversion und in seiner konstruktiven Anlage Fig. 336 (a. f. S.) ab-
1) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 552.
2) Siehe ferner: Über die Panzerplattenerzeugung zu Witkowitz, Stahl und Eisen 1894, S. 552.
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dieses Verfahren erhielt W. E. Corey in Munhall am 11. April 1895
ein deutsches Patent (D. R. P. Nr. 87132).
Die Herstellung so starker Panzerplatten aus Fluſsstahl erforderte
groſsartige Anlagen, zunächst einer Anzahl groſser Martinöfen von
12 bis 40 Tonnen Einsatz. Aus diesen wird der Fluſsstahl in eine
groſse Gieſs- und Sammelpfanne abgestochen, aus welcher der Guſs in
die eingedämmten, mehrteiligen Coquillen erfolgt 1). Der Zusatz von
Nickel geschieht in kleinen Säcken zu dem flüssigen Metall entweder
im Martinofen oder in der Pfanne. Da Nickelstahl stark lunkert, so
schreibt die amerikanische Regierung vor, daſs das obere Drittel der
Blöcke nicht zur Fabrikation verwendet werden darf. Die ausgehobenen
Blöcke kommen in groſse Wärmöfen und von da unter riesige Schmiede-
pressen, unter denen sie etwa auf die Hälfte der Dicke herabgeschmiedet
werden. Eine von Tannet, Walker & Co. in Leeds 1889 erbaute
Schmiedepresse arbeitete mit 2000 Tonnen, eine von Krupp in Essen
1890 errichtete mit 5000 Tonnen, die im November 1893 auf den
Bethlehem Works sogar mit 14000 Tonnen Druck. Die preſs-
geschmiedeten Blöcke werden in den Glühofen des Plattenwalzwerks
eingesetzt und unter letzterem auf die verlangte Dicke (meist
270 bis 305 mm) ausgewalzt. Die Panzerplattenwalzwerke sind meistens
nach dem Prinzip der Universalwalzwerke mit horizontalen und verti-
kalen Walzen versehen. Das 1891 in Betrieb gesetzte neue Panzer-
plattenwalzwerk der Homestead Stahlwerke von Carnegie, Phipps
& Co. besaſs vier horizontale und vier vertikale Walzen. Die vier
horizontalen Walzen lagen in einem Gerüste übereinander. Die
horizontalen Walzen waren 2800 mm lang, die oberste und unterste
hatten 812 mm, die zwei mittleren je 610 mm Durchmesser. Beide
Walzenstraſsen arbeiteten gemeinschaftlich, obgleich jede für sich von
einer eigenen Maschine angetrieben wurde; beides Reversiermaschinen
von zusammen 3000 Pferdekräften 2).
Weit stärker und von erstaunlicher Leistungsfähigkeit ist das
Panzerplattenwalzwerk, welches das Guſsstahlwerk von Friedrich
Krupp in Essen 1891 in Betrieb nahm. Es wurde nach dem S. 813
erwähnten Programm von der Märkischen Maschinenbauanstalt von
Kamp & Co. in Wetter a. d. Ruhr, nur stärker und mit Ver-
besserungen, erbaut. Es ist ein einfaches kräftiges Duowalzwerk mit
Reversion und in seiner konstruktiven Anlage Fig. 336 (a. f. S.) ab-
1) Siehe Stahl und Eisen 1894, S. 552.
2) Siehe ferner: Über die Panzerplattenerzeugung zu Witkowitz, Stahl und
Eisen 1894, S. 552.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/877>, abgerufen am 22.11.2024.
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