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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Feuerwaffen.
sächlich bedingt durch die Fortschritte der Güte und der Behandlung
des Materials, des Tiegel- und Flussstahls und der Herstellung naht-
loser Rohre von hoher Festigkeit.

Das preussische Zündnadelgewehr hatte sich in dem deutsch-
französischen Kriege gegenüber dem Chassepotgewehr von nur 11 mm
Kaliber als minderwertig bewiesen. Sofort nach Friedensschluss führte
man deshalb ein neues Gewehr (Mausergewehr -- M. 71) von geringerem
Kaliber und grösserer Fluggeschwindigkeit des Geschosses ein. In
dieser Richtung in Verbindung mit einer Steigerung der Lade-
geschwindigkeit hat sich die Entwickelung der Handfeuerwaffen seit-
dem fortbewegt, wobei an das Stahlmaterial immer wachsende Anforde-
rungen gestellt wurden. So betrug z. B. der Gasdruck in dem Ende
der achtziger Jahre eingeführten Magazingewehr, Modell 88, von 8 mm
Kaliber 3200 Atmosphären, was bei einer Wandstärke am Laufende
von 5,5 mm eine Elastizitätsgrenze des Metalls von 68,7 kg auf den
Quadratmillimeter erforderte. Die Mündungsgeschwindigkeit war 620 m.
Seitdem sind noch kleinkalibrigere Geschosse von höherer Geschwindig-
keit, die noch stärkeres Material verlangten, in den verschiedenen
Staaten eingeführt worden, doch müssen wir uns mit diesen kurzen
Bemerkungen hier begnügen und verweisen auf die Fachlitteratur 1).

Die Verbesserungen der Handfeuerwaffen zwangen schon zu ent-
sprechenden Verbesserungen der Geschütze, an die noch weitere An-
forderungen durch die Verstärkung der Panzerung der Schiffe und
Forts gestellt wurden. Auch hierfür bildeten das Material und die
Behandlung desselben neben Gestalt und Konstruktion die wichtigsten
Grundlagen. In letzterer Beziehung machte man die Geschütze, um
die nötige grössere Schussweite zu erzielen, schlanker, indem man das
Geschützrohr verlängerte, das Kaliber verringerte. Was das Material
für die Geschütze anlangt, so mussten Gusseisen und Bronze gänzlich
ausscheiden und kam nur noch Flussstahl in Frage. Am besten be-
währte sich nach wie vor Krupps Kanonenstahl. Durch Zusatz von
Nickel erzielten H. Schneider in Frankreich, J. Riley in England,
Carnegie, Phipps & Co. in Amerika und Fr. Krupp in Deutsch-
land sehr gute Resultate. Riley erzielte mit 2 Prozent Nickelzusatz
einen Stahl von 125 bis 151 kg pro Quadratmeter Zugfestigkeit und
7 Prozent Streckung.

Durch die Bearbeitung der Rohrblöcke, insbesondere durch die
Behandlung derselben unter starken hydraulischen Pressen, be-

1) Eine Reihe vortrefflicher Aufsätze von J. Castner findet man in der Zeit-
schrift Stahl und Eisen 1892.

Feuerwaffen.
sächlich bedingt durch die Fortschritte der Güte und der Behandlung
des Materials, des Tiegel- und Fluſsstahls und der Herstellung naht-
loser Rohre von hoher Festigkeit.

Das preuſsische Zündnadelgewehr hatte sich in dem deutsch-
französischen Kriege gegenüber dem Chassepotgewehr von nur 11 mm
Kaliber als minderwertig bewiesen. Sofort nach Friedensschluſs führte
man deshalb ein neues Gewehr (Mausergewehr — M. 71) von geringerem
Kaliber und gröſserer Fluggeschwindigkeit des Geschosses ein. In
dieser Richtung in Verbindung mit einer Steigerung der Lade-
geschwindigkeit hat sich die Entwickelung der Handfeuerwaffen seit-
dem fortbewegt, wobei an das Stahlmaterial immer wachsende Anforde-
rungen gestellt wurden. So betrug z. B. der Gasdruck in dem Ende
der achtziger Jahre eingeführten Magazingewehr, Modell 88, von 8 mm
Kaliber 3200 Atmosphären, was bei einer Wandstärke am Laufende
von 5,5 mm eine Elastizitätsgrenze des Metalls von 68,7 kg auf den
Quadratmillimeter erforderte. Die Mündungsgeschwindigkeit war 620 m.
Seitdem sind noch kleinkalibrigere Geschosse von höherer Geschwindig-
keit, die noch stärkeres Material verlangten, in den verschiedenen
Staaten eingeführt worden, doch müssen wir uns mit diesen kurzen
Bemerkungen hier begnügen und verweisen auf die Fachlitteratur 1).

Die Verbesserungen der Handfeuerwaffen zwangen schon zu ent-
sprechenden Verbesserungen der Geschütze, an die noch weitere An-
forderungen durch die Verstärkung der Panzerung der Schiffe und
Forts gestellt wurden. Auch hierfür bildeten das Material und die
Behandlung desselben neben Gestalt und Konstruktion die wichtigsten
Grundlagen. In letzterer Beziehung machte man die Geschütze, um
die nötige gröſsere Schuſsweite zu erzielen, schlanker, indem man das
Geschützrohr verlängerte, das Kaliber verringerte. Was das Material
für die Geschütze anlangt, so muſsten Guſseisen und Bronze gänzlich
ausscheiden und kam nur noch Fluſsstahl in Frage. Am besten be-
währte sich nach wie vor Krupps Kanonenstahl. Durch Zusatz von
Nickel erzielten H. Schneider in Frankreich, J. Riley in England,
Carnegie, Phipps & Co. in Amerika und Fr. Krupp in Deutsch-
land sehr gute Resultate. Riley erzielte mit 2 Prozent Nickelzusatz
einen Stahl von 125 bis 151 kg pro Quadratmeter Zugfestigkeit und
7 Prozent Streckung.

Durch die Bearbeitung der Rohrblöcke, insbesondere durch die
Behandlung derselben unter starken hydraulischen Pressen, be-

1) Eine Reihe vortrefflicher Aufsätze von J. Castner findet man in der Zeit-
schrift Stahl und Eisen 1892.
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[885/0901] Feuerwaffen. sächlich bedingt durch die Fortschritte der Güte und der Behandlung des Materials, des Tiegel- und Fluſsstahls und der Herstellung naht- loser Rohre von hoher Festigkeit. Das preuſsische Zündnadelgewehr hatte sich in dem deutsch- französischen Kriege gegenüber dem Chassepotgewehr von nur 11 mm Kaliber als minderwertig bewiesen. Sofort nach Friedensschluſs führte man deshalb ein neues Gewehr (Mausergewehr — M. 71) von geringerem Kaliber und gröſserer Fluggeschwindigkeit des Geschosses ein. In dieser Richtung in Verbindung mit einer Steigerung der Lade- geschwindigkeit hat sich die Entwickelung der Handfeuerwaffen seit- dem fortbewegt, wobei an das Stahlmaterial immer wachsende Anforde- rungen gestellt wurden. So betrug z. B. der Gasdruck in dem Ende der achtziger Jahre eingeführten Magazingewehr, Modell 88, von 8 mm Kaliber 3200 Atmosphären, was bei einer Wandstärke am Laufende von 5,5 mm eine Elastizitätsgrenze des Metalls von 68,7 kg auf den Quadratmillimeter erforderte. Die Mündungsgeschwindigkeit war 620 m. Seitdem sind noch kleinkalibrigere Geschosse von höherer Geschwindig- keit, die noch stärkeres Material verlangten, in den verschiedenen Staaten eingeführt worden, doch müssen wir uns mit diesen kurzen Bemerkungen hier begnügen und verweisen auf die Fachlitteratur 1). Die Verbesserungen der Handfeuerwaffen zwangen schon zu ent- sprechenden Verbesserungen der Geschütze, an die noch weitere An- forderungen durch die Verstärkung der Panzerung der Schiffe und Forts gestellt wurden. Auch hierfür bildeten das Material und die Behandlung desselben neben Gestalt und Konstruktion die wichtigsten Grundlagen. In letzterer Beziehung machte man die Geschütze, um die nötige gröſsere Schuſsweite zu erzielen, schlanker, indem man das Geschützrohr verlängerte, das Kaliber verringerte. Was das Material für die Geschütze anlangt, so muſsten Guſseisen und Bronze gänzlich ausscheiden und kam nur noch Fluſsstahl in Frage. Am besten be- währte sich nach wie vor Krupps Kanonenstahl. Durch Zusatz von Nickel erzielten H. Schneider in Frankreich, J. Riley in England, Carnegie, Phipps & Co. in Amerika und Fr. Krupp in Deutsch- land sehr gute Resultate. Riley erzielte mit 2 Prozent Nickelzusatz einen Stahl von 125 bis 151 kg pro Quadratmeter Zugfestigkeit und 7 Prozent Streckung. Durch die Bearbeitung der Rohrblöcke, insbesondere durch die Behandlung derselben unter starken hydraulischen Pressen, be- 1) Eine Reihe vortrefflicher Aufsätze von J. Castner findet man in der Zeit- schrift Stahl und Eisen 1892.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/901>, abgerufen am 22.11.2024.