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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Grossbritannien.

Die vermehrte Nachfrage nach Bessemerroheisen gab die Ver-
anlassung zur Einfuhr und Verwendung zunehmender Mengen aus-
ländischer Qualitätserze. England besass zwar in dem Hämatit von
Cumberland ein vorzügliches Erz für diesen Zweck. War doch der
Cumberland-Hämatit der klassische Rohstoff für das Bessemerroheisen,
weshalb diese Roheisengattung bis heute mit dem Namen Hämatit-
roheisen bezeichnet wird, wenn es auch jetzt meist aus anderen, meist
spanischen Erzen erblasen wird. Anfang der sechziger Jahre hielt
man es noch für unentbehrlich zur Herstellung von Bessemerstahl.
Diesen Erzen verdankt der Cumberlandbezirk sein Emporblühen,
indem hier grossartige Hochofen- und Bessemerstahlhütten entstanden,
besonders das Riesenwerk von Schneider, Hannay & Co. zu
Barrow-in-Furness, das 1872 schon mit 12 grossen Hochöfen aus-
gerüstet war. Dadurch sowie durch die grosse Nachfrage nach dem
Cumberlandeisenstein, selbst vom Auslande, wurde dieses Erz bald sehr
verteuert und die Werke anderer Bezirke suchten nach Ersatz. Diesen
lieferten überseeische Erze, vor allem die vorzüglichen Erze von
Sommorostro in Nordspanien, die von Bilbao aus verschifft und des-
halb als Bilbaoerze bezeichnet wurden. Diese mit einheimischen Erzen
gattiert, ergaben ein sehr brauchbares Bessemerroheisen, das dem aus
Cumberland-Hämatit erzeugten gleich kam. Infolgedessen führte
England diese und ähnliche Erze in immer wachsenden Mengen ein.
Die Einfuhr von Bilbaoerzen betrug:


[Spaltenumbruch]
1870     etwa 200000 Tonnen
1881     1984986 "

[Spaltenumbruch]
1890     3040562 Tonnen
1899     6186000 "

Aus welchen Ländern England seine fremden Erze überhaupt
bezog, zeigt folgende Zusammenstellung für das Jahr 1890:

aus Spanien     4028672 Tonnen
" Algier     237609 "
" Griechenland     112764 "
" Italien     46517 "
" Türkei     18968 "
" Australien     3475 "
" anderen Ländern     23785 "
4471790 Tonnen zu £ 3596056

wozu noch 492668 Tonnen geröstete Kiesrückstände (purple ore) von
fremden Häfen kamen. Für die Darstellung von Spiegeleisen waren
manganreiche Eisenerze und Manganerze nötig, die ebenfalls meist
aus Spanien bezogen wurden.

Neben Herstellung von Qualitätseisen war Massenerzeugung
zur Verringerung der Produktionskosten ein wichtiger Gesichts-

Groſsbritannien.

Die vermehrte Nachfrage nach Bessemerroheisen gab die Ver-
anlassung zur Einfuhr und Verwendung zunehmender Mengen aus-
ländischer Qualitätserze. England besaſs zwar in dem Hämatit von
Cumberland ein vorzügliches Erz für diesen Zweck. War doch der
Cumberland-Hämatit der klassische Rohstoff für das Bessemerroheisen,
weshalb diese Roheisengattung bis heute mit dem Namen Hämatit-
roheisen bezeichnet wird, wenn es auch jetzt meist aus anderen, meist
spanischen Erzen erblasen wird. Anfang der sechziger Jahre hielt
man es noch für unentbehrlich zur Herstellung von Bessemerstahl.
Diesen Erzen verdankt der Cumberlandbezirk sein Emporblühen,
indem hier groſsartige Hochofen- und Bessemerstahlhütten entstanden,
besonders das Riesenwerk von Schneider, Hannay & Co. zu
Barrow-in-Furneſs, das 1872 schon mit 12 groſsen Hochöfen aus-
gerüstet war. Dadurch sowie durch die groſse Nachfrage nach dem
Cumberlandeisenstein, selbst vom Auslande, wurde dieses Erz bald sehr
verteuert und die Werke anderer Bezirke suchten nach Ersatz. Diesen
lieferten überseeische Erze, vor allem die vorzüglichen Erze von
Sommorostro in Nordspanien, die von Bilbao aus verschifft und des-
halb als Bilbaoerze bezeichnet wurden. Diese mit einheimischen Erzen
gattiert, ergaben ein sehr brauchbares Bessemerroheisen, das dem aus
Cumberland-Hämatit erzeugten gleich kam. Infolgedessen führte
England diese und ähnliche Erze in immer wachsenden Mengen ein.
Die Einfuhr von Bilbaoerzen betrug:


[Spaltenumbruch]
1870     etwa 200000 Tonnen
1881     1984986 „

[Spaltenumbruch]
1890     3040562 Tonnen
1899     6186000 „

Aus welchen Ländern England seine fremden Erze überhaupt
bezog, zeigt folgende Zusammenstellung für das Jahr 1890:

aus Spanien     4028672 Tonnen
„ Algier     237609 „
„ Griechenland     112764 „
„ Italien     46517 „
„ Türkei     18968 „
„ Australien     3475 „
„ anderen Ländern     23785 „
4471790 Tonnen zu £ 3596056

wozu noch 492668 Tonnen geröstete Kiesrückstände (purple ore) von
fremden Häfen kamen. Für die Darstellung von Spiegeleisen waren
manganreiche Eisenerze und Manganerze nötig, die ebenfalls meist
aus Spanien bezogen wurden.

Neben Herstellung von Qualitätseisen war Massenerzeugung
zur Verringerung der Produktionskosten ein wichtiger Gesichts-

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[904/0920] Groſsbritannien. Die vermehrte Nachfrage nach Bessemerroheisen gab die Ver- anlassung zur Einfuhr und Verwendung zunehmender Mengen aus- ländischer Qualitätserze. England besaſs zwar in dem Hämatit von Cumberland ein vorzügliches Erz für diesen Zweck. War doch der Cumberland-Hämatit der klassische Rohstoff für das Bessemerroheisen, weshalb diese Roheisengattung bis heute mit dem Namen Hämatit- roheisen bezeichnet wird, wenn es auch jetzt meist aus anderen, meist spanischen Erzen erblasen wird. Anfang der sechziger Jahre hielt man es noch für unentbehrlich zur Herstellung von Bessemerstahl. Diesen Erzen verdankt der Cumberlandbezirk sein Emporblühen, indem hier groſsartige Hochofen- und Bessemerstahlhütten entstanden, besonders das Riesenwerk von Schneider, Hannay & Co. zu Barrow-in-Furneſs, das 1872 schon mit 12 groſsen Hochöfen aus- gerüstet war. Dadurch sowie durch die groſse Nachfrage nach dem Cumberlandeisenstein, selbst vom Auslande, wurde dieses Erz bald sehr verteuert und die Werke anderer Bezirke suchten nach Ersatz. Diesen lieferten überseeische Erze, vor allem die vorzüglichen Erze von Sommorostro in Nordspanien, die von Bilbao aus verschifft und des- halb als Bilbaoerze bezeichnet wurden. Diese mit einheimischen Erzen gattiert, ergaben ein sehr brauchbares Bessemerroheisen, das dem aus Cumberland-Hämatit erzeugten gleich kam. Infolgedessen führte England diese und ähnliche Erze in immer wachsenden Mengen ein. Die Einfuhr von Bilbaoerzen betrug: 1870 etwa 200000 Tonnen 1881 1984986 „ 1890 3040562 Tonnen 1899 6186000 „ Aus welchen Ländern England seine fremden Erze überhaupt bezog, zeigt folgende Zusammenstellung für das Jahr 1890: aus Spanien 4028672 Tonnen „ Algier 237609 „ „ Griechenland 112764 „ „ Italien 46517 „ „ Türkei 18968 „ „ Australien 3475 „ „ anderen Ländern 23785 „ 4471790 Tonnen zu £ 3596056 wozu noch 492668 Tonnen geröstete Kiesrückstände (purple ore) von fremden Häfen kamen. Für die Darstellung von Spiegeleisen waren manganreiche Eisenerze und Manganerze nötig, die ebenfalls meist aus Spanien bezogen wurden. Neben Herstellung von Qualitätseisen war Massenerzeugung zur Verringerung der Produktionskosten ein wichtiger Gesichts-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/920>, abgerufen am 22.11.2024.