auch nicht hervorragend und bestanden in der Hauptsache in der Einführung der amerikanischen Verbesserungen. In dieser Beziehung ist besonders die Einführung des Mischers zu erwähnen, die Evans 1893 zu Barrow vornahm. Die Leistung der Konverter wurde durch deren Vergrösserung und energischeren Betrieb in dem letzten Decennium gesteigert. Im Jahre 1889 waren in Grossbritannien 125 Konverter vorhanden, wovon 83 in Thätigkeit waren und 2140791 Blöcke erzeugten. 1898 betrug die Zahl der Konverter 90, wovon 62 in Betrieb waren, die 1787536 Bessemerstahl lieferten. Die Leistung eines Konverters war demnach in dieser Zeit von 25792 auf 28831 Tonnen pro Konverter gestiegen.
Zahlreicher sind die Verbesserungen, die man bei dem Herd- schmelzprozess einführte. 1890 konstruierten Biedermann und Harvey einen neuen Siemens-Martin-Ofen. 1892 wurde Saniters Entschwefelung durch Zusatz von Chlorcalcium und Ätzkalk auf ver- schiedenen Werken eingeführt. 1895 kamen die verbesserten Genera- toren von Taylor in Betrieb.
Der wichtigste Fortschritt war aber wohl die Vergrösserung der Flammschmelzöfen. 1898 hatten die Blochairnwerke in Schottland bereits 10 Öfen für 40 Tonnen Einsatz, während 1899 zu Barrow nur Öfen für 50 Tonnen Einsatz gebaut wurden 1).
Die Erzeugung von Herdflussstahl stieg von 1890 bis 1898 von 1564200 auf 2851506 Tonnen, hiervon waren nur etwa 10 Prozent auf basischem Herde erzeugt. Obgleich der englische Lloyd seit 1891 den basischen Flussstahl für den Schiffsbau zugelassen hatte, blieb das Vorurteil gegen dieses Produkt in England bestehen und hemmte den Fortschritt der basischen Flussstahlerzeugung. 1890/91 fand sogar ein Rückgang von 511500 auf 443300 Tonnen statt, und 1898 betrug die Erzeugung von Thomasstahl nur 512200 Tonnen. Während 1892 Deutschland an der Gesamterzeugung von Thomasstahl mit 63 Pro- zent beteiligt war, entfielen auf Grossbritannien nur 12,7 Prozent.
Dadurch blieb aber England mit der Flussstahlerzeugung über- haupt im Rückstande. Die Vereinigten Staaten waren 1892 an der gesamten Flussstahlproduktion mit 35,2, Grossbritannien mit 24,7, Deutschland mit 21,7 Prozent beteiligt. Das in England durch den basischen Prozess erzeugte Flussseisen war meist von geringerer Güte als das in Deutschland erzeugte, welches deshalb schon 1893 dem britischen Flusseisen Konkurrenz machte und das anerkannter-
1) Stahl und Eisen 1899, S. 1016.
Groſsbritannien.
auch nicht hervorragend und bestanden in der Hauptsache in der Einführung der amerikanischen Verbesserungen. In dieser Beziehung ist besonders die Einführung des Mischers zu erwähnen, die Evans 1893 zu Barrow vornahm. Die Leistung der Konverter wurde durch deren Vergröſserung und energischeren Betrieb in dem letzten Decennium gesteigert. Im Jahre 1889 waren in Groſsbritannien 125 Konverter vorhanden, wovon 83 in Thätigkeit waren und 2140791 Blöcke erzeugten. 1898 betrug die Zahl der Konverter 90, wovon 62 in Betrieb waren, die 1787536 Bessemerstahl lieferten. Die Leistung eines Konverters war demnach in dieser Zeit von 25792 auf 28831 Tonnen pro Konverter gestiegen.
Zahlreicher sind die Verbesserungen, die man bei dem Herd- schmelzprozeſs einführte. 1890 konstruierten Biedermann und Harvey einen neuen Siemens-Martin-Ofen. 1892 wurde Saniters Entschwefelung durch Zusatz von Chlorcalcium und Ätzkalk auf ver- schiedenen Werken eingeführt. 1895 kamen die verbesserten Genera- toren von Taylor in Betrieb.
Der wichtigste Fortschritt war aber wohl die Vergröſserung der Flammschmelzöfen. 1898 hatten die Blochairnwerke in Schottland bereits 10 Öfen für 40 Tonnen Einsatz, während 1899 zu Barrow nur Öfen für 50 Tonnen Einsatz gebaut wurden 1).
Die Erzeugung von Herdfluſsstahl stieg von 1890 bis 1898 von 1564200 auf 2851506 Tonnen, hiervon waren nur etwa 10 Prozent auf basischem Herde erzeugt. Obgleich der englische Lloyd seit 1891 den basischen Fluſsstahl für den Schiffsbau zugelassen hatte, blieb das Vorurteil gegen dieses Produkt in England bestehen und hemmte den Fortschritt der basischen Fluſsstahlerzeugung. 1890/91 fand sogar ein Rückgang von 511500 auf 443300 Tonnen statt, und 1898 betrug die Erzeugung von Thomasstahl nur 512200 Tonnen. Während 1892 Deutschland an der Gesamterzeugung von Thomasstahl mit 63 Pro- zent beteiligt war, entfielen auf Groſsbritannien nur 12,7 Prozent.
Dadurch blieb aber England mit der Fluſsstahlerzeugung über- haupt im Rückstande. Die Vereinigten Staaten waren 1892 an der gesamten Fluſsstahlproduktion mit 35,2, Groſsbritannien mit 24,7, Deutschland mit 21,7 Prozent beteiligt. Das in England durch den basischen Prozeſs erzeugte Fluſsseisen war meist von geringerer Güte als das in Deutschland erzeugte, welches deshalb schon 1893 dem britischen Fluſseisen Konkurrenz machte und das anerkannter-
1) Stahl und Eisen 1899, S. 1016.
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[948/0964]
Groſsbritannien.
auch nicht hervorragend und bestanden in der Hauptsache in der
Einführung der amerikanischen Verbesserungen. In dieser Beziehung
ist besonders die Einführung des Mischers zu erwähnen, die Evans
1893 zu Barrow vornahm. Die Leistung der Konverter wurde durch
deren Vergröſserung und energischeren Betrieb in dem letzten
Decennium gesteigert. Im Jahre 1889 waren in Groſsbritannien
125 Konverter vorhanden, wovon 83 in Thätigkeit waren und 2140791
Blöcke erzeugten. 1898 betrug die Zahl der Konverter 90, wovon 62
in Betrieb waren, die 1787536 Bessemerstahl lieferten. Die Leistung
eines Konverters war demnach in dieser Zeit von 25792 auf 28831
Tonnen pro Konverter gestiegen.
Zahlreicher sind die Verbesserungen, die man bei dem Herd-
schmelzprozeſs einführte. 1890 konstruierten Biedermann und
Harvey einen neuen Siemens-Martin-Ofen. 1892 wurde Saniters
Entschwefelung durch Zusatz von Chlorcalcium und Ätzkalk auf ver-
schiedenen Werken eingeführt. 1895 kamen die verbesserten Genera-
toren von Taylor in Betrieb.
Der wichtigste Fortschritt war aber wohl die Vergröſserung der
Flammschmelzöfen. 1898 hatten die Blochairnwerke in Schottland
bereits 10 Öfen für 40 Tonnen Einsatz, während 1899 zu Barrow nur
Öfen für 50 Tonnen Einsatz gebaut wurden 1).
Die Erzeugung von Herdfluſsstahl stieg von 1890 bis 1898 von
1564200 auf 2851506 Tonnen, hiervon waren nur etwa 10 Prozent
auf basischem Herde erzeugt. Obgleich der englische Lloyd seit 1891
den basischen Fluſsstahl für den Schiffsbau zugelassen hatte, blieb
das Vorurteil gegen dieses Produkt in England bestehen und hemmte
den Fortschritt der basischen Fluſsstahlerzeugung. 1890/91 fand
sogar ein Rückgang von 511500 auf 443300 Tonnen statt, und 1898
betrug die Erzeugung von Thomasstahl nur 512200 Tonnen. Während
1892 Deutschland an der Gesamterzeugung von Thomasstahl mit 63 Pro-
zent beteiligt war, entfielen auf Groſsbritannien nur 12,7 Prozent.
Dadurch blieb aber England mit der Fluſsstahlerzeugung über-
haupt im Rückstande. Die Vereinigten Staaten waren 1892 an der
gesamten Fluſsstahlproduktion mit 35,2, Groſsbritannien mit 24,7,
Deutschland mit 21,7 Prozent beteiligt. Das in England durch den
basischen Prozeſs erzeugte Fluſsseisen war meist von geringerer Güte
als das in Deutschland erzeugte, welches deshalb schon 1893 dem
britischen Fluſseisen Konkurrenz machte und das anerkannter-
1) Stahl und Eisen 1899, S. 1016.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 948. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/964>, abgerufen am 22.11.2024.
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