Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.Grossbritannien. massen 1) dem in England erzeugten Bessemereisen an Güte gleich-kam oder es übertraf. Dass Englands Erfolge mit dem basischen Verfahren, besonders mit dem Thomasprozess so gering waren, lag keineswegs in den natürlichen Verhältnissen, sondern in dem mangel- haften Betriebe. Bei dem Herdprozess setzte man zu viel Erze zu und für den Thomasprozess wählte man häufig das schlechteste Roheisen für den basischen Prozess aus und erwartete dann noch ein erstklassiges Produkt. Vor allem fehlte aber die sorgfältige chemische Kontrolle, die in Deutschland den basischen Prozess zu einer solchen Höhe gebracht hatte. Auch in Grossbritannien arbeitete man bei dem basischen Prozess Durch die veränderten Verhältnisse erfuhr auch die Tiegel- Die wichtigsten Fortschritte lagen aber auf mechanischem Gebiete, 1) C. E. Stromayers Vortrag in dem Instit. Engineers and Shipbuilders.
Stahl und Eisen 1898, S. 317. Groſsbritannien. maſsen 1) dem in England erzeugten Bessemereisen an Güte gleich-kam oder es übertraf. Daſs Englands Erfolge mit dem basischen Verfahren, besonders mit dem Thomasprozeſs so gering waren, lag keineswegs in den natürlichen Verhältnissen, sondern in dem mangel- haften Betriebe. Bei dem Herdprozeſs setzte man zu viel Erze zu und für den Thomasprozeſs wählte man häufig das schlechteste Roheisen für den basischen Prozeſs aus und erwartete dann noch ein erstklassiges Produkt. Vor allem fehlte aber die sorgfältige chemische Kontrolle, die in Deutschland den basischen Prozeſs zu einer solchen Höhe gebracht hatte. Auch in Groſsbritannien arbeitete man bei dem basischen Prozeſs Durch die veränderten Verhältnisse erfuhr auch die Tiegel- Die wichtigsten Fortschritte lagen aber auf mechanischem Gebiete, 1) C. E. Stromayers Vortrag in dem Instit. Engineers and Shipbuilders.
Stahl und Eisen 1898, S. 317. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0965" n="949"/><fw place="top" type="header">Groſsbritannien.</fw><lb/> maſsen <note place="foot" n="1)">C. E. <hi rendition="#g">Stromayers</hi> Vortrag in dem Instit. Engineers and Shipbuilders.<lb/> Stahl und Eisen 1898, S. 317.</note> dem in England erzeugten Bessemereisen an Güte gleich-<lb/> kam oder es übertraf. Daſs Englands Erfolge mit dem basischen<lb/> Verfahren, besonders mit dem Thomasprozeſs so gering waren, lag<lb/> keineswegs in den natürlichen Verhältnissen, sondern in dem mangel-<lb/> haften Betriebe. Bei dem Herdprozeſs setzte man zu viel Erze zu und<lb/> für den Thomasprozeſs wählte man häufig das schlechteste Roheisen<lb/> für den basischen Prozeſs aus und erwartete dann noch ein erstklassiges<lb/> Produkt. Vor allem fehlte aber die sorgfältige chemische Kontrolle,<lb/> die in Deutschland den basischen Prozeſs zu einer solchen Höhe<lb/> gebracht hatte.</p><lb/> <p>Auch in Groſsbritannien arbeitete man bei dem basischen Prozeſs<lb/> auf ein möglichst weiches Produkt hin. 1892 enthielten von 413348<lb/> Tonnen Thomasstahl 322664 Tonnen, und 1893 von 363765 Tonnen<lb/> 298140 Tonnen weniger als 0,17 Prozent Kohlenstoff.</p><lb/> <p>Durch die veränderten Verhältnisse erfuhr auch die <hi rendition="#g">Tiegel-<lb/> stahlfabrikation</hi> mancherlei Änderungen und Verbesserungen.<lb/> Zunächst wurden durch die Einführung der Regenerativfeuerung die<lb/> Schmelzöfen sehr vergröſsert. 1894 benutzte man vielfach cemen-<lb/> tierten Fluſsstahl anstatt des aus schwedischem Eisen hergestellten<lb/> Cementstahls zur Guſsstahlfabrikation. <hi rendition="#g">Atwood</hi> in Weardale stellte<lb/> 1895 Tiegelguſsstahl durch Zusammenschmelzen von Fluſs- und<lb/> Spiegeleisen dar.</p><lb/> <p>Die wichtigsten Fortschritte lagen aber auf mechanischem Gebiete,<lb/> auf der besseren <hi rendition="#g">Bearbeitung</hi> des Fluſsstahls durch bessere Werk-<lb/> zeuge. Hierin erwarben sich <hi rendition="#g">Tannet, Walker & Co</hi>. in Leeds<lb/> groſse Verdienste durch ihre erfolgreiche Verwendung des hydrau-<lb/> lischen Druckes. Sie vervollkommneten besonders die Preſshämmer.<lb/> 1890 bauten sie eine riesige hydraulische Blockschere für die Blochairn-<lb/> Stahlwerke, während <hi rendition="#g">Lamberton & Co</hi>. vorzügliche Dampfblock-<lb/> scheren lieferten. Die starken Preſshämmer von <hi rendition="#g">Benjamin Walker</hi><lb/> für die Herstellung von Panzerplatten waren 1891 von <hi rendition="#g">Massey<lb/> & Co</hi>. zu Openschaw bei Manchester und von W. E. <hi rendition="#g">Allen</hi> in<lb/> Sheffield eingeführt worden. Vorzüglich angelegt waren die 1895<lb/> neu erbauten Panzerplatten-Walzwerke von <hi rendition="#g">Vickers & Co</hi>. in<lb/> Sheffield und Parkhead-Forge am Clyde. Die in diesem Jahre von<lb/> J. <hi rendition="#g">Brown & Co</hi>. neu aufgestellte 1000-Tonnen-Presse war von<lb/><hi rendition="#g">Whitworth & Co</hi>. in Manchester gebaut. <hi rendition="#g">Vickers & Co</hi>. bearbei-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [949/0965]
Groſsbritannien.
maſsen 1) dem in England erzeugten Bessemereisen an Güte gleich-
kam oder es übertraf. Daſs Englands Erfolge mit dem basischen
Verfahren, besonders mit dem Thomasprozeſs so gering waren, lag
keineswegs in den natürlichen Verhältnissen, sondern in dem mangel-
haften Betriebe. Bei dem Herdprozeſs setzte man zu viel Erze zu und
für den Thomasprozeſs wählte man häufig das schlechteste Roheisen
für den basischen Prozeſs aus und erwartete dann noch ein erstklassiges
Produkt. Vor allem fehlte aber die sorgfältige chemische Kontrolle,
die in Deutschland den basischen Prozeſs zu einer solchen Höhe
gebracht hatte.
Auch in Groſsbritannien arbeitete man bei dem basischen Prozeſs
auf ein möglichst weiches Produkt hin. 1892 enthielten von 413348
Tonnen Thomasstahl 322664 Tonnen, und 1893 von 363765 Tonnen
298140 Tonnen weniger als 0,17 Prozent Kohlenstoff.
Durch die veränderten Verhältnisse erfuhr auch die Tiegel-
stahlfabrikation mancherlei Änderungen und Verbesserungen.
Zunächst wurden durch die Einführung der Regenerativfeuerung die
Schmelzöfen sehr vergröſsert. 1894 benutzte man vielfach cemen-
tierten Fluſsstahl anstatt des aus schwedischem Eisen hergestellten
Cementstahls zur Guſsstahlfabrikation. Atwood in Weardale stellte
1895 Tiegelguſsstahl durch Zusammenschmelzen von Fluſs- und
Spiegeleisen dar.
Die wichtigsten Fortschritte lagen aber auf mechanischem Gebiete,
auf der besseren Bearbeitung des Fluſsstahls durch bessere Werk-
zeuge. Hierin erwarben sich Tannet, Walker & Co. in Leeds
groſse Verdienste durch ihre erfolgreiche Verwendung des hydrau-
lischen Druckes. Sie vervollkommneten besonders die Preſshämmer.
1890 bauten sie eine riesige hydraulische Blockschere für die Blochairn-
Stahlwerke, während Lamberton & Co. vorzügliche Dampfblock-
scheren lieferten. Die starken Preſshämmer von Benjamin Walker
für die Herstellung von Panzerplatten waren 1891 von Massey
& Co. zu Openschaw bei Manchester und von W. E. Allen in
Sheffield eingeführt worden. Vorzüglich angelegt waren die 1895
neu erbauten Panzerplatten-Walzwerke von Vickers & Co. in
Sheffield und Parkhead-Forge am Clyde. Die in diesem Jahre von
J. Brown & Co. neu aufgestellte 1000-Tonnen-Presse war von
Whitworth & Co. in Manchester gebaut. Vickers & Co. bearbei-
1) C. E. Stromayers Vortrag in dem Instit. Engineers and Shipbuilders.
Stahl und Eisen 1898, S. 317.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |