Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.die Arbeiter hauptsächlich berücksichtigen wollen und ich will die Arbeiter hauptſächlich berückſichtigen wollen und ich will <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="28"/> die <hi rendition="#g">Arbeiter</hi> hauptſächlich berückſichtigen wollen und ich will<lb/> mich in aller Demuth unterziehen. Nur wolle ſie mir erlauben,<lb/> daß ich hin und wieder doch auch in eine Bauernſtube hinein-<lb/> blicke. Es giebt das nicht ein zweien Herren dienen. Weil es<lb/> ſich in dieſem Schriftchen nicht um Pläne und Bauriſſe han-<lb/> delt, ſondern um Licht und Luft und Reinlichkeit und Ordnung<lb/> hauptſächlich, ſo kann das ganz gut miteinander vereinigt werden.<lb/> Wer dann für die Bauern noch beſonders ſchreiben will, der<lb/> mag es gleichwohl thun. Ja ich erlaube mir ſogar, eben weil<lb/> es ſich nicht um die Frage handelt: wie können am beſten und<lb/> zweckmäßigſten neue und mehr Wohnungen für die arbeitende<lb/> Bevölkerung hergeſtellt werden? ſondern darum: wie man am<lb/> beſten und geſundeſten wohne? hie und da an einem Herren-<lb/> hauſe anzuläuten und zu bitten, daß ſie nicht etwa mit zu<lb/> großem Stolze ſprechen: Jch danke dir, daß ich nicht bin wie<lb/> jene. Die Herrenleute ſind natürlich beſſer daran als die Leute,<lb/> von denen wir hier reden. Aber daß gerade überall bei ihren<lb/> Wohnungen die Regeln der Geſundheit zuerſt und zumeiſt zu<lb/> Rathe gezogen werden, nein, das könnten wir nicht ſagen. Das<lb/> Geld allein zieht noch nicht die Regeln der Geſundheit zuerſt<lb/> und zumeiſt zu Rathe; das thut nur die Weisheit. Prachtliebe<lb/> und Mode ſind noch nicht gleichbedeutend mit Geſundheit und<lb/> jener Behaglichkeit, die zu einem ſchönen häuslichen Leben noth-<lb/> wendig iſt. Es kommt vor, daß man auf das ſchöne Sonnen-<lb/> licht verzichtet, um ſein Haus auf einen belebten Platz in der<lb/> Stadt hinſtellen zu können, oder auf dem Lande, um es gerade<lb/> auf die Landſtraße zu richten, weil man gern alles ſieht, was<lb/> vorbei geht, und freilich auch gern von Jedermann geſehen iſt<lb/> in dem ſchönen Hauſe. Es kommt vor, daß man, um eine<lb/> großartigere Form, einen ſchönern Flügel zu gewinnen, zu hoch<lb/> hinauf, zu nahe an andere Häuſer hinan fährt, einen Baum,<lb/> der im Sommer kühlen Schatten gegeben hätte, ein Gärtchen<lb/> wegthut. Es kommt vor, daß man ſein Haus, weil man es<lb/> gerade gern auf dieſer Stelle hätte, den heftigſten regelmäßigen<lb/> Winden ausſetzt u. dgl. Es kann auch reichen Leuten begegnen,<lb/> wenn ſie lieber ein Kamin wollen ſtatt eines rechten Ofens, wie<lb/> es ſich für die Schweiz geziemt, daß es ihnen kalt den Rücken<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0028]
die Arbeiter hauptſächlich berückſichtigen wollen und ich will
mich in aller Demuth unterziehen. Nur wolle ſie mir erlauben,
daß ich hin und wieder doch auch in eine Bauernſtube hinein-
blicke. Es giebt das nicht ein zweien Herren dienen. Weil es
ſich in dieſem Schriftchen nicht um Pläne und Bauriſſe han-
delt, ſondern um Licht und Luft und Reinlichkeit und Ordnung
hauptſächlich, ſo kann das ganz gut miteinander vereinigt werden.
Wer dann für die Bauern noch beſonders ſchreiben will, der
mag es gleichwohl thun. Ja ich erlaube mir ſogar, eben weil
es ſich nicht um die Frage handelt: wie können am beſten und
zweckmäßigſten neue und mehr Wohnungen für die arbeitende
Bevölkerung hergeſtellt werden? ſondern darum: wie man am
beſten und geſundeſten wohne? hie und da an einem Herren-
hauſe anzuläuten und zu bitten, daß ſie nicht etwa mit zu
großem Stolze ſprechen: Jch danke dir, daß ich nicht bin wie
jene. Die Herrenleute ſind natürlich beſſer daran als die Leute,
von denen wir hier reden. Aber daß gerade überall bei ihren
Wohnungen die Regeln der Geſundheit zuerſt und zumeiſt zu
Rathe gezogen werden, nein, das könnten wir nicht ſagen. Das
Geld allein zieht noch nicht die Regeln der Geſundheit zuerſt
und zumeiſt zu Rathe; das thut nur die Weisheit. Prachtliebe
und Mode ſind noch nicht gleichbedeutend mit Geſundheit und
jener Behaglichkeit, die zu einem ſchönen häuslichen Leben noth-
wendig iſt. Es kommt vor, daß man auf das ſchöne Sonnen-
licht verzichtet, um ſein Haus auf einen belebten Platz in der
Stadt hinſtellen zu können, oder auf dem Lande, um es gerade
auf die Landſtraße zu richten, weil man gern alles ſieht, was
vorbei geht, und freilich auch gern von Jedermann geſehen iſt
in dem ſchönen Hauſe. Es kommt vor, daß man, um eine
großartigere Form, einen ſchönern Flügel zu gewinnen, zu hoch
hinauf, zu nahe an andere Häuſer hinan fährt, einen Baum,
der im Sommer kühlen Schatten gegeben hätte, ein Gärtchen
wegthut. Es kommt vor, daß man ſein Haus, weil man es
gerade gern auf dieſer Stelle hätte, den heftigſten regelmäßigen
Winden ausſetzt u. dgl. Es kann auch reichen Leuten begegnen,
wenn ſie lieber ein Kamin wollen ſtatt eines rechten Ofens, wie
es ſich für die Schweiz geziemt, daß es ihnen kalt den Rücken
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