Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Bierbrauerey. §. 9.
als ein Kessel. Neben der Pfanne steht der
große Maischbottich, in dem durch eingeschla-
gene Nägel, die nöthige Menge Wassers an-
gedeutet ist. Das Umrühren geschieht von
den Brauknechten mit großen Rührscheiten
oder Krücken, und um bey dem Uebertragen
nichts zu verschütten, wird eine Traufrinne
angehenket.
2. Das Maischen (ein veraltetes Wort stat Mi-
schen
) leidet fast unzählbare Verschiedenhei-
ten. Einige nehmen zum Erweichen des
Schrots kaltes, andere warmes, noch an-
dere siedendes Wasser. Erstere verlängern
sich die Arbeit, und letztere übereilen sie. Ei-
nige lassen das Extract allein, andere das
Extract mit dem Bodensatze in die Pfanne
schlagen. Letztere beschleunigen die Arbeit,
aber sie müssen das Anbrennen durch öfteres
Umrühren verhüten, und erhalten leicht ein
trübes Bier. Noch andere kochen die Mai-
sche gar nicht. Langes Kochen schadet, in-
dem sich, nach Verdünstung der Feuchtigkeit,
ein Theil des aufgelöseten Wesens, in Gestalt
kleiner Flocken, niederschlägt; lang gekochtes
Wasser giebt allemal ein unschmackhaftes Ge-
tränk.
3. Das Schrot setzet sich, zumal wenn es zu
fein ist, im Maischbottich zu fest an den Bo-
den, so daß es nicht genug vom Wasser aus-
gesogen werden kan. Deswegen mengen ei-
nige unter die Gerste Haber, andere unter
das Schrot Hexel, und noch andere Weitzen-
spreu oder Kave; letzteres ist auch hier ge-
bräuchlich.
4. Die Maische darf unter dieser Arbeit nicht er-
kalten, auch nicht zu sehr verrauchen, und
den-
F 4
Bierbrauerey. §. 9.
als ein Keſſel. Neben der Pfanne ſteht der
große Maiſchbottich, in dem durch eingeſchla-
gene Naͤgel, die noͤthige Menge Waſſers an-
gedeutet iſt. Das Umruͤhren geſchieht von
den Brauknechten mit großen Ruͤhrſcheiten
oder Kruͤcken, und um bey dem Uebertragen
nichts zu verſchuͤtten, wird eine Traufrinne
angehenket.
2. Das Maiſchen (ein veraltetes Wort ſtat Mi-
ſchen
) leidet faſt unzaͤhlbare Verſchiedenhei-
ten. Einige nehmen zum Erweichen des
Schrots kaltes, andere warmes, noch an-
dere ſiedendes Waſſer. Erſtere verlaͤngern
ſich die Arbeit, und letztere uͤbereilen ſie. Ei-
nige laſſen das Extract allein, andere das
Extract mit dem Bodenſatze in die Pfanne
ſchlagen. Letztere beſchleunigen die Arbeit,
aber ſie muͤſſen das Anbrennen durch oͤfteres
Umruͤhren verhuͤten, und erhalten leicht ein
truͤbes Bier. Noch andere kochen die Mai-
ſche gar nicht. Langes Kochen ſchadet, in-
dem ſich, nach Verduͤnſtung der Feuchtigkeit,
ein Theil des aufgeloͤſeten Weſens, in Geſtalt
kleiner Flocken, niederſchlaͤgt; lang gekochtes
Waſſer giebt allemal ein unſchmackhaftes Ge-
traͤnk.
3. Das Schrot ſetzet ſich, zumal wenn es zu
fein iſt, im Maiſchbottich zu feſt an den Bo-
den, ſo daß es nicht genug vom Waſſer aus-
geſogen werden kan. Deswegen mengen ei-
nige unter die Gerſte Haber, andere unter
das Schrot Hexel, und noch andere Weitzen-
ſpreu oder Kave; letzteres iſt auch hier ge-
braͤuchlich.
4. Die Maiſche darf unter dieſer Arbeit nicht er-
kalten, auch nicht zu ſehr verrauchen, und
den-
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0147" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Bierbrauerey.</hi> §. 9.</fw><lb/>
als ein Ke&#x017F;&#x017F;el. Neben der Pfanne &#x017F;teht der<lb/>
große Mai&#x017F;chbottich, in dem durch einge&#x017F;chla-<lb/>
gene Na&#x0364;gel, die no&#x0364;thige Menge Wa&#x017F;&#x017F;ers an-<lb/>
gedeutet i&#x017F;t. Das Umru&#x0364;hren ge&#x017F;chieht von<lb/>
den Brauknechten mit großen Ru&#x0364;hr&#x017F;cheiten<lb/>
oder Kru&#x0364;cken, und um bey dem Uebertragen<lb/>
nichts zu ver&#x017F;chu&#x0364;tten, wird eine Traufrinne<lb/>
angehenket.</item><lb/>
            <item>2. Das <hi rendition="#fr">Mai&#x017F;chen</hi> (ein veraltetes Wort &#x017F;tat <hi rendition="#fr">Mi-<lb/>
&#x017F;chen</hi>) leidet fa&#x017F;t unza&#x0364;hlbare Ver&#x017F;chiedenhei-<lb/>
ten. Einige nehmen zum Erweichen des<lb/>
Schrots kaltes, andere warmes, noch an-<lb/>
dere &#x017F;iedendes Wa&#x017F;&#x017F;er. Er&#x017F;tere verla&#x0364;ngern<lb/>
&#x017F;ich die Arbeit, und letztere u&#x0364;bereilen &#x017F;ie. Ei-<lb/>
nige la&#x017F;&#x017F;en das Extract allein, andere das<lb/>
Extract mit dem Boden&#x017F;atze in die Pfanne<lb/>
&#x017F;chlagen. Letztere be&#x017F;chleunigen die Arbeit,<lb/>
aber &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das Anbrennen durch o&#x0364;fteres<lb/>
Umru&#x0364;hren verhu&#x0364;ten, und erhalten leicht ein<lb/>
tru&#x0364;bes Bier. Noch andere kochen die Mai-<lb/>
&#x017F;che gar nicht. Langes Kochen &#x017F;chadet, in-<lb/>
dem &#x017F;ich, nach Verdu&#x0364;n&#x017F;tung der Feuchtigkeit,<lb/>
ein Theil des aufgelo&#x0364;&#x017F;eten We&#x017F;ens, in Ge&#x017F;talt<lb/>
kleiner Flocken, nieder&#x017F;chla&#x0364;gt; lang gekochtes<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er giebt allemal ein un&#x017F;chmackhaftes Ge-<lb/>
tra&#x0364;nk.</item><lb/>
            <item>3. Das Schrot &#x017F;etzet &#x017F;ich, zumal wenn es zu<lb/>
fein i&#x017F;t, im Mai&#x017F;chbottich zu fe&#x017F;t an den Bo-<lb/>
den, &#x017F;o daß es nicht genug vom Wa&#x017F;&#x017F;er aus-<lb/>
ge&#x017F;ogen werden kan. Deswegen mengen ei-<lb/>
nige unter die Ger&#x017F;te Haber, andere unter<lb/>
das Schrot Hexel, und noch andere Weitzen-<lb/>
&#x017F;preu oder Kave; letzteres i&#x017F;t auch hier ge-<lb/>
bra&#x0364;uchlich.</item><lb/>
            <item>4. Die Mai&#x017F;che darf unter die&#x017F;er Arbeit nicht er-<lb/>
kalten, auch nicht zu &#x017F;ehr verrauchen, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">den-</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0147] Bierbrauerey. §. 9. als ein Keſſel. Neben der Pfanne ſteht der große Maiſchbottich, in dem durch eingeſchla- gene Naͤgel, die noͤthige Menge Waſſers an- gedeutet iſt. Das Umruͤhren geſchieht von den Brauknechten mit großen Ruͤhrſcheiten oder Kruͤcken, und um bey dem Uebertragen nichts zu verſchuͤtten, wird eine Traufrinne angehenket. 2. Das Maiſchen (ein veraltetes Wort ſtat Mi- ſchen) leidet faſt unzaͤhlbare Verſchiedenhei- ten. Einige nehmen zum Erweichen des Schrots kaltes, andere warmes, noch an- dere ſiedendes Waſſer. Erſtere verlaͤngern ſich die Arbeit, und letztere uͤbereilen ſie. Ei- nige laſſen das Extract allein, andere das Extract mit dem Bodenſatze in die Pfanne ſchlagen. Letztere beſchleunigen die Arbeit, aber ſie muͤſſen das Anbrennen durch oͤfteres Umruͤhren verhuͤten, und erhalten leicht ein truͤbes Bier. Noch andere kochen die Mai- ſche gar nicht. Langes Kochen ſchadet, in- dem ſich, nach Verduͤnſtung der Feuchtigkeit, ein Theil des aufgeloͤſeten Weſens, in Geſtalt kleiner Flocken, niederſchlaͤgt; lang gekochtes Waſſer giebt allemal ein unſchmackhaftes Ge- traͤnk. 3. Das Schrot ſetzet ſich, zumal wenn es zu fein iſt, im Maiſchbottich zu feſt an den Bo- den, ſo daß es nicht genug vom Waſſer aus- geſogen werden kan. Deswegen mengen ei- nige unter die Gerſte Haber, andere unter das Schrot Hexel, und noch andere Weitzen- ſpreu oder Kave; letzteres iſt auch hier ge- braͤuchlich. 4. Die Maiſche darf unter dieſer Arbeit nicht er- kalten, auch nicht zu ſehr verrauchen, und den- F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/147
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/147>, abgerufen am 24.11.2024.