Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Vorrede. in den Werkstellen, an den Maschinen selbst,oder an Modellen, oder durch Zeichnungen erläutert werden soll. Wer mit diesen Bo- gen in der Hand die Werkstellen besuchen will, dem werden sie, wenigstens wünsche und hoffe ich es, dazu dienen, daß er die Arbeiten in gehöriger Ordnung sehe, daß er keine übersehe, daß er die Sprache der Arbeiter verstehe, den Mechanismus der Werkzeuge leichter begreife, und überhaupt mehr und alles besser sehe, als er ohne diese kleine Beyhülfe würde gesehn haben. So sieht der Botaniker, wenn er eine Pflanze mit einer genauen, obgleich kurzgefaßten Be- schreibung vergleicht, mehr an ihr, als er ohne Beschreibung würde bemerkt haben, und nicht selten sieht er mehr, als selbst der Verfasser der Beschreibung gesehn hat. Man muß es versucht haben, Fabriken und Ma- nufacturen, ohne alle Vorbereitung und An- leitung, kennen zu lernen, um zu wissen, wie schwer es fällt, das Wesentliche und die Folge der Arbeiten, und die Einrichtung der Werkzeuge den Arbeitern abzusehn und abzufragen, die meistens nicht gewohnt sind, über ihre Beschäftigungen nach zu denken, noch weniger Lust und Fähigkeit haben, sie zu erklären, die ungeduldig über den unwis- senden Fremden werden, der sie mit Fragen und Einwürfen aufhält, und die aus Ein- falt
Vorrede. in den Werkſtellen, an den Maſchinen ſelbſt,oder an Modellen, oder durch Zeichnungen erlaͤutert werden ſoll. Wer mit dieſen Bo- gen in der Hand die Werkſtellen beſuchen will, dem werden ſie, wenigſtens wuͤnſche und hoffe ich es, dazu dienen, daß er die Arbeiten in gehoͤriger Ordnung ſehe, daß er keine uͤberſehe, daß er die Sprache der Arbeiter verſtehe, den Mechanismus der Werkzeuge leichter begreife, und uͤberhaupt mehr und alles beſſer ſehe, als er ohne dieſe kleine Beyhuͤlfe wuͤrde geſehn haben. So ſieht der Botaniker, wenn er eine Pflanze mit einer genauen, obgleich kurzgefaßten Be- ſchreibung vergleicht, mehr an ihr, als er ohne Beſchreibung wuͤrde bemerkt haben, und nicht ſelten ſieht er mehr, als ſelbſt der Verfaſſer der Beſchreibung geſehn hat. Man muß es verſucht haben, Fabriken und Ma- nufacturen, ohne alle Vorbereitung und An- leitung, kennen zu lernen, um zu wiſſen, wie ſchwer es faͤllt, das Weſentliche und die Folge der Arbeiten, und die Einrichtung der Werkzeuge den Arbeitern abzuſehn und abzufragen, die meiſtens nicht gewohnt ſind, uͤber ihre Beſchaͤftigungen nach zu denken, noch weniger Luſt und Faͤhigkeit haben, ſie zu erklaͤren, die ungeduldig uͤber den unwiſ- ſenden Fremden werden, der ſie mit Fragen und Einwuͤrfen aufhaͤlt, und die aus Ein- falt
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Vorrede.
in den Werkſtellen, an den Maſchinen ſelbſt,
oder an Modellen, oder durch Zeichnungen
erlaͤutert werden ſoll. Wer mit dieſen Bo-
gen in der Hand die Werkſtellen beſuchen
will, dem werden ſie, wenigſtens wuͤnſche
und hoffe ich es, dazu dienen, daß er die
Arbeiten in gehoͤriger Ordnung ſehe, daß
er keine uͤberſehe, daß er die Sprache der
Arbeiter verſtehe, den Mechanismus der
Werkzeuge leichter begreife, und uͤberhaupt
mehr und alles beſſer ſehe, als er ohne dieſe
kleine Beyhuͤlfe wuͤrde geſehn haben. So
ſieht der Botaniker, wenn er eine Pflanze
mit einer genauen, obgleich kurzgefaßten Be-
ſchreibung vergleicht, mehr an ihr, als er
ohne Beſchreibung wuͤrde bemerkt haben,
und nicht ſelten ſieht er mehr, als ſelbſt der
Verfaſſer der Beſchreibung geſehn hat. Man
muß es verſucht haben, Fabriken und Ma-
nufacturen, ohne alle Vorbereitung und An-
leitung, kennen zu lernen, um zu wiſſen,
wie ſchwer es faͤllt, das Weſentliche und
die Folge der Arbeiten, und die Einrichtung
der Werkzeuge den Arbeitern abzuſehn und
abzufragen, die meiſtens nicht gewohnt ſind,
uͤber ihre Beſchaͤftigungen nach zu denken,
noch weniger Luſt und Faͤhigkeit haben, ſie
zu erklaͤren, die ungeduldig uͤber den unwiſ-
ſenden Fremden werden, der ſie mit Fragen
und Einwuͤrfen aufhaͤlt, und die aus Ein-
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