Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Neunter Abschnitt. zen Körner so lange einweicht, bis die Hülseden Kern fahren läßt. So machte man es auch in den ältesten Zeiten, daher der Namen amulon, non molitum, entstanden ist. Dio- scorides sagt: amulon onomastai dia to khoris mulon kataskeuazesai. Plinius sagt: Amy- lum appellatum ab eo, quod sine mola fiat. Jm Gegensatz nennet Homer das gemeine Mehl: mulephaton. Aus Amylum ist Am- melmehl, Amedam, Amidon, geworden. 2. Den Teig läßt man einige Tage stehn, um eine vollkommene Einweichung und Vermen- gung aller Theile mit dem Wasser, nicht aber eine wahre Gährung, zu bewürken, wie jedoch die meisten glauben. Höchstens dürfte es nur ein sehr schwacher Anfang seyn, und ein erfahrner und glücklicher Arbeiter, dem ich oft zugesehn habe, goß das Wasser ab, ehr es den geringsten Grad der Säure verrieth. So machte man es auch auf Chios; denn Plinius sagt: emollitum priusquam acescat, linteo aut sportis saccatur. Auch Dioscorides warnet vor der Gährung. Sie würde auch beyde Bestandtheile, die man zu scheiden sucht, auf das genaueste verbinden, und wie beym Brodbacken, zu einer homogenischen Masse umschaffen. Aus einem gegohrnen Teige kan man weder die Stärke, noch den alkalischen Antheil erhalten. Jnzwischen wäre noch die Frage, ob es der Mühe werth seyn würde, den letztern, nach der Abscheidung, durch Hülfe einer Säure, in Stärke zu verwandeln. Die Möglichkeit machen einige Beobachtun- gen wahrscheinlich. §. 4.
Neunter Abſchnitt. zen Koͤrner ſo lange einweicht, bis die Huͤlſeden Kern fahren laͤßt. So machte man es auch in den aͤlteſten Zeiten, daher der Namen ἄμυλον, non molitum, entſtanden iſt. Dio- ſcorides ſagt: ἄμυλον ὠνόμαϛαι διὰ τὸ χωϱὶς μυλον κατασκευάζεςαι. Plinius ſagt: Amy- lum appellatum ab eo, quod ſine mola fiat. Jm Gegenſatz nennet Homer das gemeine Mehl: μυλήφατον. Aus Amylum iſt Am- melmehl, Amedam, Amidon, geworden. 2. Den Teig laͤßt man einige Tage ſtehn, um eine vollkommene Einweichung und Vermen- gung aller Theile mit dem Waſſer, nicht aber eine wahre Gaͤhrung, zu bewuͤrken, wie jedoch die meiſten glauben. Hoͤchſtens duͤrfte es nur ein ſehr ſchwacher Anfang ſeyn, und ein erfahrner und gluͤcklicher Arbeiter, dem ich oft zugeſehn habe, goß das Waſſer ab, ehr es den geringſten Grad der Saͤure verrieth. So machte man es auch auf Chios; denn Plinius ſagt: emollitum priusquam acescat, linteo aut ſportis ſaccatur. Auch Dioſcorides warnet vor der Gaͤhrung. Sie wuͤrde auch beyde Beſtandtheile, die man zu ſcheiden ſucht, auf das genaueſte verbinden, und wie beym Brodbacken, zu einer homogeniſchen Maſſe umſchaffen. Aus einem gegohrnen Teige kan man weder die Staͤrke, noch den alkaliſchen Antheil erhalten. Jnzwiſchen waͤre noch die Frage, ob es der Muͤhe werth ſeyn wuͤrde, den letztern, nach der Abſcheidung, durch Huͤlfe einer Saͤure, in Staͤrke zu verwandeln. Die Moͤglichkeit machen einige Beobachtun- gen wahrſcheinlich. §. 4.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0178" n="118"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neunter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> zen Koͤrner ſo lange einweicht, bis die Huͤlſe<lb/> den Kern fahren laͤßt. So machte man es<lb/> auch in den aͤlteſten Zeiten, daher der Namen<lb/> ἄμυλον, <hi rendition="#aq">non molitum,</hi> entſtanden iſt. <hi rendition="#fr">Dio-<lb/> ſcorides</hi> ſagt: ἄμυλον ὠνόμαϛαι διὰ τὸ χωϱὶς<lb/> μυλον κατασκευάζεςαι. <hi rendition="#fr">Plinius</hi> ſagt: <hi rendition="#aq">Amy-<lb/> lum appellatum ab eo, quod ſine mola fiat.</hi><lb/> Jm Gegenſatz nennet <hi rendition="#fr">Homer</hi> das gemeine<lb/> Mehl: μυλήφατον. Aus <hi rendition="#aq">Amylum</hi> iſt <hi rendition="#fr">Am-<lb/> melmehl, Amedam, Amidon,</hi> geworden.</item><lb/> <item>2. Den Teig laͤßt man einige Tage ſtehn, um<lb/> eine vollkommene Einweichung und Vermen-<lb/> gung aller Theile mit dem Waſſer, nicht aber<lb/> eine wahre Gaͤhrung, zu bewuͤrken, wie<lb/> jedoch die meiſten glauben. Hoͤchſtens duͤrfte<lb/> es nur ein ſehr ſchwacher Anfang ſeyn, und<lb/> ein erfahrner und gluͤcklicher Arbeiter, dem ich<lb/> oft zugeſehn habe, goß das Waſſer ab, ehr<lb/> es den geringſten Grad der Saͤure verrieth.<lb/> So machte man es auch auf Chios; denn<lb/><hi rendition="#fr">Plinius</hi> ſagt: <hi rendition="#aq">emollitum priusquam acescat,<lb/> linteo aut ſportis ſaccatur.</hi> Auch <hi rendition="#fr">Dioſcorides</hi><lb/> warnet vor der Gaͤhrung. Sie wuͤrde auch<lb/> beyde Beſtandtheile, die man zu ſcheiden ſucht,<lb/> auf das genaueſte verbinden, und wie beym<lb/> Brodbacken, zu einer homogeniſchen Maſſe<lb/> umſchaffen. Aus einem gegohrnen Teige kan<lb/> man weder die Staͤrke, noch den alkaliſchen<lb/> Antheil erhalten. Jnzwiſchen waͤre noch die<lb/> Frage, ob es der Muͤhe werth ſeyn wuͤrde,<lb/> den letztern, nach der Abſcheidung, durch<lb/> Huͤlfe einer Saͤure, in Staͤrke zu verwandeln.<lb/> Die Moͤglichkeit machen einige Beobachtun-<lb/> gen wahrſcheinlich.</item> </list> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 4.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [118/0178]
Neunter Abſchnitt.
zen Koͤrner ſo lange einweicht, bis die Huͤlſe
den Kern fahren laͤßt. So machte man es
auch in den aͤlteſten Zeiten, daher der Namen
ἄμυλον, non molitum, entſtanden iſt. Dio-
ſcorides ſagt: ἄμυλον ὠνόμαϛαι διὰ τὸ χωϱὶς
μυλον κατασκευάζεςαι. Plinius ſagt: Amy-
lum appellatum ab eo, quod ſine mola fiat.
Jm Gegenſatz nennet Homer das gemeine
Mehl: μυλήφατον. Aus Amylum iſt Am-
melmehl, Amedam, Amidon, geworden.
2. Den Teig laͤßt man einige Tage ſtehn, um
eine vollkommene Einweichung und Vermen-
gung aller Theile mit dem Waſſer, nicht aber
eine wahre Gaͤhrung, zu bewuͤrken, wie
jedoch die meiſten glauben. Hoͤchſtens duͤrfte
es nur ein ſehr ſchwacher Anfang ſeyn, und
ein erfahrner und gluͤcklicher Arbeiter, dem ich
oft zugeſehn habe, goß das Waſſer ab, ehr
es den geringſten Grad der Saͤure verrieth.
So machte man es auch auf Chios; denn
Plinius ſagt: emollitum priusquam acescat,
linteo aut ſportis ſaccatur. Auch Dioſcorides
warnet vor der Gaͤhrung. Sie wuͤrde auch
beyde Beſtandtheile, die man zu ſcheiden ſucht,
auf das genaueſte verbinden, und wie beym
Brodbacken, zu einer homogeniſchen Maſſe
umſchaffen. Aus einem gegohrnen Teige kan
man weder die Staͤrke, noch den alkaliſchen
Antheil erhalten. Jnzwiſchen waͤre noch die
Frage, ob es der Muͤhe werth ſeyn wuͤrde,
den letztern, nach der Abſcheidung, durch
Huͤlfe einer Saͤure, in Staͤrke zu verwandeln.
Die Moͤglichkeit machen einige Beobachtun-
gen wahrſcheinlich.
§. 4.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |