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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Zwölfter Abschnitt.
§. 12.

Pichfackeln werden aus Harz, Pich,
Terpentin und altem Wachse gegossen. Ehe-
mals gab man den gemeinsten, stat des Tochts,
einen mit Tochtgarn umwundenen harzigen
Kiefern- oder Fuhrenstock (Pinus silvestris).

1. Die Kirchengebräuche verursachen in den ca-
tholischen Ländern allerley Arten Fackeln und
Kerzen von verschiedener Bildung, Zeichnung
und Benennung, die wir bey uns zum Theil
nicht mehr kennen. Die Veränderung der
Religion hat, so wie ehemals die Einführung
des Christenthums, verursacht, daß Mahler,
Bildhauer, Schlösser und verschiedene andere
Künstler, manche Fertigkeiten und Anwen-
dungen ihrer Kunst verlohren haben; wir ha-
ben aber zu viel gewonnen, als daß wir die-
sen Verlust bedauren solten, den ohnehin oft
der verfeinerte Luxus ersetzt.
2. Der Unrath, welchen das gekaufte Wachs
beym Schmelzen (§. 2.) absetzt, imgleichen
die Hülsen, welche nach dem Auspressen der
Wachsscheiben übrigbleiben, oder die so ge-
nanten Wachskeulen, Roßkeulen, werden,
in der Mannfactur des H. Barrelt, zu den
gemeinen Fackeln verbraucht. Viele Bleicher
aber samlen diese Abfälle, und verkaufen sie
fuderweise Leuten, die davon einen mir nicht
gänzlich bekanten Gebrauch zu machen wissen.
Sind diese Keulen nicht vollkommen ausge-
presset, so daß sie noch etwas Wachs enthal-
ten, so werden sie von Leuten, die sich Wachs-
schläger
nennen, durch stärkere Pressen, gänz-
lich ausgedrückt; oder sie werden auch zum
Ueber-
Zwoͤlfter Abſchnitt.
§. 12.

Pichfackeln werden aus Harz, Pich,
Terpentin und altem Wachſe gegoſſen. Ehe-
mals gab man den gemeinſten, ſtat des Tochts,
einen mit Tochtgarn umwundenen harzigen
Kiefern- oder Fuhrenſtock (Pinus ſilveſtris).

1. Die Kirchengebraͤuche verurſachen in den ca-
tholiſchen Laͤndern allerley Arten Fackeln und
Kerzen von verſchiedener Bildung, Zeichnung
und Benennung, die wir bey uns zum Theil
nicht mehr kennen. Die Veraͤnderung der
Religion hat, ſo wie ehemals die Einfuͤhrung
des Chriſtenthums, verurſacht, daß Mahler,
Bildhauer, Schloͤſſer und verſchiedene andere
Kuͤnſtler, manche Fertigkeiten und Anwen-
dungen ihrer Kunſt verlohren haben; wir ha-
ben aber zu viel gewonnen, als daß wir die-
ſen Verluſt bedauren ſolten, den ohnehin oft
der verfeinerte Luxus erſetzt.
2. Der Unrath, welchen das gekaufte Wachs
beym Schmelzen (§. 2.) abſetzt, imgleichen
die Huͤlſen, welche nach dem Auspreſſen der
Wachsſcheiben uͤbrigbleiben, oder die ſo ge-
nanten Wachskeulen, Roßkeulen, werden,
in der Mannfactur des H. Barrelt, zu den
gemeinen Fackeln verbraucht. Viele Bleicher
aber ſamlen dieſe Abfaͤlle, und verkaufen ſie
fuderweiſe Leuten, die davon einen mir nicht
gaͤnzlich bekanten Gebrauch zu machen wiſſen.
Sind dieſe Keulen nicht vollkommen ausge-
preſſet, ſo daß ſie noch etwas Wachs enthal-
ten, ſo werden ſie von Leuten, die ſich Wachs-
ſchlaͤger
nennen, durch ſtaͤrkere Preſſen, gaͤnz-
lich ausgedruͤckt; oder ſie werden auch zum
Ueber-
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[144/0204] Zwoͤlfter Abſchnitt. §. 12. Pichfackeln werden aus Harz, Pich, Terpentin und altem Wachſe gegoſſen. Ehe- mals gab man den gemeinſten, ſtat des Tochts, einen mit Tochtgarn umwundenen harzigen Kiefern- oder Fuhrenſtock (Pinus ſilveſtris). 1. Die Kirchengebraͤuche verurſachen in den ca- tholiſchen Laͤndern allerley Arten Fackeln und Kerzen von verſchiedener Bildung, Zeichnung und Benennung, die wir bey uns zum Theil nicht mehr kennen. Die Veraͤnderung der Religion hat, ſo wie ehemals die Einfuͤhrung des Chriſtenthums, verurſacht, daß Mahler, Bildhauer, Schloͤſſer und verſchiedene andere Kuͤnſtler, manche Fertigkeiten und Anwen- dungen ihrer Kunſt verlohren haben; wir ha- ben aber zu viel gewonnen, als daß wir die- ſen Verluſt bedauren ſolten, den ohnehin oft der verfeinerte Luxus erſetzt. 2. Der Unrath, welchen das gekaufte Wachs beym Schmelzen (§. 2.) abſetzt, imgleichen die Huͤlſen, welche nach dem Auspreſſen der Wachsſcheiben uͤbrigbleiben, oder die ſo ge- nanten Wachskeulen, Roßkeulen, werden, in der Mannfactur des H. Barrelt, zu den gemeinen Fackeln verbraucht. Viele Bleicher aber ſamlen dieſe Abfaͤlle, und verkaufen ſie fuderweiſe Leuten, die davon einen mir nicht gaͤnzlich bekanten Gebrauch zu machen wiſſen. Sind dieſe Keulen nicht vollkommen ausge- preſſet, ſo daß ſie noch etwas Wachs enthal- ten, ſo werden ſie von Leuten, die ſich Wachs- ſchlaͤger nennen, durch ſtaͤrkere Preſſen, gaͤnz- lich ausgedruͤckt; oder ſie werden auch zum Ueber-

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/204>, abgerufen am 24.11.2024.