Der nutzbarste Kalk ist der reine; doch schadet wenig eingemischter Sand nichts oder wenig, und durch eine mäßige Menge Eisen- erde und fettiges brenbares Wesen, wird die Güte des Mörtels vermehrt.
1. Bey dieser Bestimmung halte ichs für über- flüssig, die Namen hieher zu setzen, die man in der Mineralogie den verschiedenen Kalkstei- nen giebt, welche man an verschiedenen Or- ten zum Brennen anwendet. Kalkspate tau- gen nicht, weil sie bey der Erhitzung gewalt- sam zerspringen, und schlechten Mörtel ge- ben. Saustein wird ein guter lebendiger Kalk; doch nicht der Stinkschiefer, der nur aus dün- nen Blättern besteht, und in Steinkohlwer- ken vorzukommen pflegt.
2. Das brenbare Wesen, was im Saustein und in einigen andern Kalksteinen befindlich ist, wird nur in der Oberfläche zerstöhret. Jm innern erhält es sich, wie eine eingeschlossene Kohle, und verbindet sich mit der Kalkerde sehr genau. Die Eisenerde schadet wenigstens dem künftigen Mörtel nicht, vielmehr ver- bessert sie ihn, zumal wenn man hernach ein fettiges Wesen hinzusetzt. Eingemischter Sand verursacht leicht eine wenigstens nicht nutzba- re Verglasung.
§. 4.
Gemeiniglich wählet man Kalksteine, als welche am ehrsten rein gefunden werden.
Die-
M 5
Kalkbrennerey. §. 3.
§. 3.
Der nutzbarſte Kalk iſt der reine; doch ſchadet wenig eingemiſchter Sand nichts oder wenig, und durch eine maͤßige Menge Eiſen- erde und fettiges brenbares Weſen, wird die Guͤte des Moͤrtels vermehrt.
1. Bey dieſer Beſtimmung halte ichs fuͤr uͤber- fluͤſſig, die Namen hieher zu ſetzen, die man in der Mineralogie den verſchiedenen Kalkſtei- nen giebt, welche man an verſchiedenen Or- ten zum Brennen anwendet. Kalkſpate tau- gen nicht, weil ſie bey der Erhitzung gewalt- ſam zerſpringen, und ſchlechten Moͤrtel ge- ben. Sauſtein wird ein guter lebendiger Kalk; doch nicht der Stinkſchiefer, der nur aus duͤn- nen Blaͤttern beſteht, und in Steinkohlwer- ken vorzukommen pflegt.
2. Das brenbare Weſen, was im Sauſtein und in einigen andern Kalkſteinen befindlich iſt, wird nur in der Oberflaͤche zerſtoͤhret. Jm innern erhaͤlt es ſich, wie eine eingeſchloſſene Kohle, und verbindet ſich mit der Kalkerde ſehr genau. Die Eiſenerde ſchadet wenigſtens dem kuͤnftigen Moͤrtel nicht, vielmehr ver- beſſert ſie ihn, zumal wenn man hernach ein fettiges Weſen hinzuſetzt. Eingemiſchter Sand verurſacht leicht eine wenigſtens nicht nutzba- re Verglaſung.
§. 4.
Gemeiniglich waͤhlet man Kalkſteine, als welche am ehrſten rein gefunden werden.
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Kalkbrennerey. §. 3.
§. 3.
Der nutzbarſte Kalk iſt der reine; doch
ſchadet wenig eingemiſchter Sand nichts oder
wenig, und durch eine maͤßige Menge Eiſen-
erde und fettiges brenbares Weſen, wird die
Guͤte des Moͤrtels vermehrt.
1. Bey dieſer Beſtimmung halte ichs fuͤr uͤber-
fluͤſſig, die Namen hieher zu ſetzen, die man
in der Mineralogie den verſchiedenen Kalkſtei-
nen giebt, welche man an verſchiedenen Or-
ten zum Brennen anwendet. Kalkſpate tau-
gen nicht, weil ſie bey der Erhitzung gewalt-
ſam zerſpringen, und ſchlechten Moͤrtel ge-
ben. Sauſtein wird ein guter lebendiger Kalk;
doch nicht der Stinkſchiefer, der nur aus duͤn-
nen Blaͤttern beſteht, und in Steinkohlwer-
ken vorzukommen pflegt.
2. Das brenbare Weſen, was im Sauſtein und
in einigen andern Kalkſteinen befindlich iſt,
wird nur in der Oberflaͤche zerſtoͤhret. Jm
innern erhaͤlt es ſich, wie eine eingeſchloſſene
Kohle, und verbindet ſich mit der Kalkerde
ſehr genau. Die Eiſenerde ſchadet wenigſtens
dem kuͤnftigen Moͤrtel nicht, vielmehr ver-
beſſert ſie ihn, zumal wenn man hernach ein
fettiges Weſen hinzuſetzt. Eingemiſchter Sand
verurſacht leicht eine wenigſtens nicht nutzba-
re Verglaſung.
§. 4.
Gemeiniglich waͤhlet man Kalkſteine, als
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/245>, abgerufen am 16.02.2025.
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