Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Achtzehnter Abschnitt. ben Gefäße, welche im heftigsten Feuer aus-halten, und geschmolzene Metalle und Gläser, die nicht sehr zart fliessen, zu enthalten ge- schickt sind. 1. Ein geschickter Töpfer muß zu den Waaren, die er liefern soll, den erforderlichen Thon auszuwählen, und aus der Beschaffenheit ei- nes vorhandenen Thons, die vortheilhafteste Verarbeitung desselben, zu bestimmen wissen. Manches läßt sich inzwischen durch eine schick- liche Vermischung und Bearbeitung erzwin- gen. 2. Die reinsten Thonarten leiden im stärksten Feuer keine andere Veränderung, als nur die Erhärtung. Kalkige, gypsiche, eisenschüssi- ge Erden verursachen, nach dem sie mehr oder weniger beygemischt sind, einen größern oder geringern Grad der Schmelzbarkeit. Jn ei- nem geringen Verhältniß bewürken sie nur die Zusammensinterung. 3. Die reinsten Thonarten sind weiß, und behal- ten diese Farbe auch nach dem Brennen; aber nicht alle weiße Thonarten sind rein, und nicht alle weisse behalten ihre Farbe im Feuer. Rührt die Farbe eines rohen Thons nicht von metallischen Theilen, sondern von einem bren- baren Wesen her, so brennen sich auch so gar schwarze, oft ganz weiß. Die Röthe zeuget von der Gegenwart des Eisens. Die Ge- schmeidigkeit läßt sich nicht nach der Farbe bestimmen; gemeiniglich werden die weissen Arten zu den feinsten Arbeiten verwendet, aber aus rother Siegelerde macht der Türk und Wallach die feinsten Gefäße und Pfeiffenköpfe. §. 5.
Achtzehnter Abſchnitt. ben Gefaͤße, welche im heftigſten Feuer aus-halten, und geſchmolzene Metalle und Glaͤſer, die nicht ſehr zart flieſſen, zu enthalten ge- ſchickt ſind. 1. Ein geſchickter Toͤpfer muß zu den Waaren, die er liefern ſoll, den erforderlichen Thon auszuwaͤhlen, und aus der Beſchaffenheit ei- nes vorhandenen Thons, die vortheilhafteſte Verarbeitung deſſelben, zu beſtimmen wiſſen. Manches laͤßt ſich inzwiſchen durch eine ſchick- liche Vermiſchung und Bearbeitung erzwin- gen. 2. Die reinſten Thonarten leiden im ſtaͤrkſten Feuer keine andere Veraͤnderung, als nur die Erhaͤrtung. Kalkige, gypſiche, eiſenſchuͤſſi- ge Erden verurſachen, nach dem ſie mehr oder weniger beygemiſcht ſind, einen groͤßern oder geringern Grad der Schmelzbarkeit. Jn ei- nem geringen Verhaͤltniß bewuͤrken ſie nur die Zuſammenſinterung. 3. Die reinſten Thonarten ſind weiß, und behal- ten dieſe Farbe auch nach dem Brennen; aber nicht alle weiße Thonarten ſind rein, und nicht alle weiſſe behalten ihre Farbe im Feuer. Ruͤhrt die Farbe eines rohen Thons nicht von metalliſchen Theilen, ſondern von einem bren- baren Weſen her, ſo brennen ſich auch ſo gar ſchwarze, oft ganz weiß. Die Roͤthe zeuget von der Gegenwart des Eiſens. Die Ge- ſchmeidigkeit laͤßt ſich nicht nach der Farbe beſtimmen; gemeiniglich werden die weiſſen Arten zu den feinſten Arbeiten verwendet, aber aus rother Siegelerde macht der Tuͤrk und Wallach die feinſten Gefaͤße und Pfeiffenkoͤpfe. §. 5.
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Achtzehnter Abſchnitt.
ben Gefaͤße, welche im heftigſten Feuer aus-
halten, und geſchmolzene Metalle und Glaͤſer,
die nicht ſehr zart flieſſen, zu enthalten ge-
ſchickt ſind.
1. Ein geſchickter Toͤpfer muß zu den Waaren,
die er liefern ſoll, den erforderlichen Thon
auszuwaͤhlen, und aus der Beſchaffenheit ei-
nes vorhandenen Thons, die vortheilhafteſte
Verarbeitung deſſelben, zu beſtimmen wiſſen.
Manches laͤßt ſich inzwiſchen durch eine ſchick-
liche Vermiſchung und Bearbeitung erzwin-
gen.
2. Die reinſten Thonarten leiden im ſtaͤrkſten
Feuer keine andere Veraͤnderung, als nur die
Erhaͤrtung. Kalkige, gypſiche, eiſenſchuͤſſi-
ge Erden verurſachen, nach dem ſie mehr oder
weniger beygemiſcht ſind, einen groͤßern oder
geringern Grad der Schmelzbarkeit. Jn ei-
nem geringen Verhaͤltniß bewuͤrken ſie nur die
Zuſammenſinterung.
3. Die reinſten Thonarten ſind weiß, und behal-
ten dieſe Farbe auch nach dem Brennen; aber
nicht alle weiße Thonarten ſind rein, und
nicht alle weiſſe behalten ihre Farbe im Feuer.
Ruͤhrt die Farbe eines rohen Thons nicht von
metalliſchen Theilen, ſondern von einem bren-
baren Weſen her, ſo brennen ſich auch ſo gar
ſchwarze, oft ganz weiß. Die Roͤthe zeuget
von der Gegenwart des Eiſens. Die Ge-
ſchmeidigkeit laͤßt ſich nicht nach der Farbe
beſtimmen; gemeiniglich werden die weiſſen
Arten zu den feinſten Arbeiten verwendet,
aber aus rother Siegelerde macht der Tuͤrk und
Wallach die feinſten Gefaͤße und Pfeiffenkoͤpfe.
§. 5.
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