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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Zwanzigster Abschnitt.
Ernst Heinrich Reichhardt, das Geheimniß
ächtes Porzellan zu machen, erkauft hatte.
Aber im Jahre 1763 gerieth seine Manufac-
tur mit seiner Handlung zugleich in Verfall.
Der König übernahm jene im August dessel-
bigen Jahrs zu seinem Eigenthum, und ließ
an Gotzkowski 225000 Thaler (wie man sagt)
dafür auszahlen. Seit dieser Zeit ist die Vor-
treflichkeit der dortigen Waare jährlich höher
gestiegen. Die Pfälzische Manufactur zu
Frankenthal ward im Jahre 1754 von einem
namens Hanong aus Strasburg, auf eigene
Kosten angelegt; doch ward ihm ein großes
Haus, welches eine Caserne gewesen war, da-
zu eingeräumt. Weil er aber den großen Vor-
rath der sehr guten Waare nicht geschwind
genug absetzen konte, verkaufte er solchen,
nebst der Entdeckung der Kunst, im Jahre
1762, dem Churfürsten, und verließ die Pfalz.
Seit dem wird die Manufactur auf Churfürst-
liche Kosten getrieben. Zur Errichtung der
Manufactur zu Baaden, etliche Stunden von
Rastadt im Badenschen, soll die herschaftliche
Erlaubniß bereits im Jahre 1753 ertheilt seyn.
Sie soll auf Kosten der Witwe eines Hausmei-
sters Sperls angelegt seyn, jetzt aber verschie-
dene Jnteressenten haben. Die Manufactur
zu Ludwigsburg im Würtembergischen ward
im Jahre 1758 angelegt, und der Krieg, der
den Sächsischen Porzellanhandel stöhrte, ver-
schafte ihr Anfangs den Absatz nach Holland.
Was aber jetzt außer Lande geht, geht nur
nach der Schweitz. Ein großer Fehler ist,
daß sie in einer waldlosen Gegend angelegt
ist, und daß auch die Materialien aus der Fer-
ne herbey gehohlt werden müssen. Der Thon
wird bey Hornberg gegraben. Bey dem stärk-
sten
Zwanzigſter Abſchnitt.
Ernſt Heinrich Reichhardt, das Geheimniß
aͤchtes Porzellan zu machen, erkauft hatte.
Aber im Jahre 1763 gerieth ſeine Manufac-
tur mit ſeiner Handlung zugleich in Verfall.
Der Koͤnig uͤbernahm jene im Auguſt deſſel-
bigen Jahrs zu ſeinem Eigenthum, und ließ
an Gotzkowski 225000 Thaler (wie man ſagt)
dafuͤr auszahlen. Seit dieſer Zeit iſt die Vor-
treflichkeit der dortigen Waare jaͤhrlich hoͤher
geſtiegen. Die Pfaͤlziſche Manufactur zu
Frankenthal ward im Jahre 1754 von einem
namens Hanong aus Strasburg, auf eigene
Koſten angelegt; doch ward ihm ein großes
Haus, welches eine Caſerne geweſen war, da-
zu eingeraͤumt. Weil er aber den großen Vor-
rath der ſehr guten Waare nicht geſchwind
genug abſetzen konte, verkaufte er ſolchen,
nebſt der Entdeckung der Kunſt, im Jahre
1762, dem Churfuͤrſten, und verließ die Pfalz.
Seit dem wird die Manufactur auf Churfuͤrſt-
liche Koſten getrieben. Zur Errichtung der
Manufactur zu Baaden, etliche Stunden von
Raſtadt im Badenſchen, ſoll die herſchaftliche
Erlaubniß bereits im Jahre 1753 ertheilt ſeyn.
Sie ſoll auf Koſten der Witwe eines Hausmei-
ſters Sperls angelegt ſeyn, jetzt aber verſchie-
dene Jntereſſenten haben. Die Manufactur
zu Ludwigsburg im Wuͤrtembergiſchen ward
im Jahre 1758 angelegt, und der Krieg, der
den Saͤchſiſchen Porzellanhandel ſtoͤhrte, ver-
ſchafte ihr Anfangs den Abſatz nach Holland.
Was aber jetzt außer Lande geht, geht nur
nach der Schweitz. Ein großer Fehler iſt,
daß ſie in einer waldloſen Gegend angelegt
iſt, und daß auch die Materialien aus der Fer-
ne herbey gehohlt werden muͤſſen. Der Thon
wird bey Hornberg gegraben. Bey dem ſtaͤrk-
ſten
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[224/0284] Zwanzigſter Abſchnitt. Ernſt Heinrich Reichhardt, das Geheimniß aͤchtes Porzellan zu machen, erkauft hatte. Aber im Jahre 1763 gerieth ſeine Manufac- tur mit ſeiner Handlung zugleich in Verfall. Der Koͤnig uͤbernahm jene im Auguſt deſſel- bigen Jahrs zu ſeinem Eigenthum, und ließ an Gotzkowski 225000 Thaler (wie man ſagt) dafuͤr auszahlen. Seit dieſer Zeit iſt die Vor- treflichkeit der dortigen Waare jaͤhrlich hoͤher geſtiegen. Die Pfaͤlziſche Manufactur zu Frankenthal ward im Jahre 1754 von einem namens Hanong aus Strasburg, auf eigene Koſten angelegt; doch ward ihm ein großes Haus, welches eine Caſerne geweſen war, da- zu eingeraͤumt. Weil er aber den großen Vor- rath der ſehr guten Waare nicht geſchwind genug abſetzen konte, verkaufte er ſolchen, nebſt der Entdeckung der Kunſt, im Jahre 1762, dem Churfuͤrſten, und verließ die Pfalz. Seit dem wird die Manufactur auf Churfuͤrſt- liche Koſten getrieben. Zur Errichtung der Manufactur zu Baaden, etliche Stunden von Raſtadt im Badenſchen, ſoll die herſchaftliche Erlaubniß bereits im Jahre 1753 ertheilt ſeyn. Sie ſoll auf Koſten der Witwe eines Hausmei- ſters Sperls angelegt ſeyn, jetzt aber verſchie- dene Jntereſſenten haben. Die Manufactur zu Ludwigsburg im Wuͤrtembergiſchen ward im Jahre 1758 angelegt, und der Krieg, der den Saͤchſiſchen Porzellanhandel ſtoͤhrte, ver- ſchafte ihr Anfangs den Abſatz nach Holland. Was aber jetzt außer Lande geht, geht nur nach der Schweitz. Ein großer Fehler iſt, daß ſie in einer waldloſen Gegend angelegt iſt, und daß auch die Materialien aus der Fer- ne herbey gehohlt werden muͤſſen. Der Thon wird bey Hornberg gegraben. Bey dem ſtaͤrk- ſten

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/284>, abgerufen am 24.11.2024.