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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Porzellankunst. §. 1.
sten Betrieb war der jährliche Verbrauch des
Holzes 1500 Meß, der aber nun auf die Hälf-
te gefallen ist. Ein Meß ist 144 Würtember-
gische Cubikschuh. Von Errichtung der Ma-
nufactur zu Höchst im Maynzischen, habe ich
keine Nachricht erhalten können. Jhre Waa-
re findet vielen Beyfall. Die jüngste Manu-
factur in unserer Nachbarschaft ist die Kas-
selsche;
aber die Proben, die ich davon ha-
be, sind nicht sehr weiß, noch rauh, noch
auf dem Bruche körnicht, und nicht selten bla-
sicht. Die Franzosen haben sehr lange zu
St. Cloud glasartige Geräthe gemacht, sol-
che nach Art des Porzellans bemalet, und für
Porzellan ausgeschriehen, bis ihnen selbst
endlich diese Pralerey lächerlich ward. Nach
Reaumur, sind der Graf Lauraguais,
die Herren Guettard, Montamy, Macquer,
Montigny,
vornehmlich aber Milly, der
seine Kunst in Deutschland erlernt hat, in
der Nachamung glücklicher gewesen. Seit
dem Jahre 1769 heißt die Manufactur zu Se-
ves,
nahe bey St. Cloud, eine königliche
Porzellanmanufactur, und nun fangen die
Franzosen bereits an, sich und den Auslän-
dern einzubilden, erst sie hätten das wahre,
wenigstens das vollkommenste Porzellan ge-
macht, da doch noch das ihrige, in einer Ber-
liner Kaffeetasse, zu einem grünen Glase ge-
schmolzen werden kan. Das Lob muß man
den Franzosen lassen, daß sie offenherzig ge-
nug gewesen sind, ihre eingesamleten Kentnis-
sen öffentlich zu lehren. Jn Jtalien sind die
besten Manufacturen zu Florenz und Neapel.
Die Engländer machen nur noch halb vergla-
sete Gefäße, und nennen solche ihr Porzel-
lan.
3. Por-
P
Porzellankunſt. §. 1.
ſten Betrieb war der jaͤhrliche Verbrauch des
Holzes 1500 Meß, der aber nun auf die Haͤlf-
te gefallen iſt. Ein Meß iſt 144 Wuͤrtember-
giſche Cubikſchuh. Von Errichtung der Ma-
nufactur zu Hoͤchſt im Maynziſchen, habe ich
keine Nachricht erhalten koͤnnen. Jhre Waa-
re findet vielen Beyfall. Die juͤngſte Manu-
factur in unſerer Nachbarſchaft iſt die Kaſ-
ſelſche;
aber die Proben, die ich davon ha-
be, ſind nicht ſehr weiß, noch rauh, noch
auf dem Bruche koͤrnicht, und nicht ſelten bla-
ſicht. Die Franzoſen haben ſehr lange zu
St. Cloud glasartige Geraͤthe gemacht, ſol-
che nach Art des Porzellans bemalet, und fuͤr
Porzellan ausgeſchriehen, bis ihnen ſelbſt
endlich dieſe Pralerey laͤcherlich ward. Nach
Reaumur, ſind der Graf Lauraguais,
die Herren Guettard, Montamy, Macquer,
Montigny,
vornehmlich aber Milly, der
ſeine Kunſt in Deutſchland erlernt hat, in
der Nachamung gluͤcklicher geweſen. Seit
dem Jahre 1769 heißt die Manufactur zu Se-
ves,
nahe bey St. Cloud, eine koͤnigliche
Porzellanmanufactur, und nun fangen die
Franzoſen bereits an, ſich und den Auslaͤn-
dern einzubilden, erſt ſie haͤtten das wahre,
wenigſtens das vollkommenſte Porzellan ge-
macht, da doch noch das ihrige, in einer Ber-
liner Kaffeetaſſe, zu einem gruͤnen Glaſe ge-
ſchmolzen werden kan. Das Lob muß man
den Franzoſen laſſen, daß ſie offenherzig ge-
nug geweſen ſind, ihre eingeſamleten Kentniſ-
ſen oͤffentlich zu lehren. Jn Jtalien ſind die
beſten Manufacturen zu Florenz und Neapel.
Die Englaͤnder machen nur noch halb vergla-
ſete Gefaͤße, und nennen ſolche ihr Porzel-
lan.
3. Por-
P
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[225/0285] Porzellankunſt. §. 1. ſten Betrieb war der jaͤhrliche Verbrauch des Holzes 1500 Meß, der aber nun auf die Haͤlf- te gefallen iſt. Ein Meß iſt 144 Wuͤrtember- giſche Cubikſchuh. Von Errichtung der Ma- nufactur zu Hoͤchſt im Maynziſchen, habe ich keine Nachricht erhalten koͤnnen. Jhre Waa- re findet vielen Beyfall. Die juͤngſte Manu- factur in unſerer Nachbarſchaft iſt die Kaſ- ſelſche; aber die Proben, die ich davon ha- be, ſind nicht ſehr weiß, noch rauh, noch auf dem Bruche koͤrnicht, und nicht ſelten bla- ſicht. Die Franzoſen haben ſehr lange zu St. Cloud glasartige Geraͤthe gemacht, ſol- che nach Art des Porzellans bemalet, und fuͤr Porzellan ausgeſchriehen, bis ihnen ſelbſt endlich dieſe Pralerey laͤcherlich ward. Nach Reaumur, ſind der Graf Lauraguais, die Herren Guettard, Montamy, Macquer, Montigny, vornehmlich aber Milly, der ſeine Kunſt in Deutſchland erlernt hat, in der Nachamung gluͤcklicher geweſen. Seit dem Jahre 1769 heißt die Manufactur zu Se- ves, nahe bey St. Cloud, eine koͤnigliche Porzellanmanufactur, und nun fangen die Franzoſen bereits an, ſich und den Auslaͤn- dern einzubilden, erſt ſie haͤtten das wahre, wenigſtens das vollkommenſte Porzellan ge- macht, da doch noch das ihrige, in einer Ber- liner Kaffeetaſſe, zu einem gruͤnen Glaſe ge- ſchmolzen werden kan. Das Lob muß man den Franzoſen laſſen, daß ſie offenherzig ge- nug geweſen ſind, ihre eingeſamleten Kentniſ- ſen oͤffentlich zu lehren. Jn Jtalien ſind die beſten Manufacturen zu Florenz und Neapel. Die Englaͤnder machen nur noch halb vergla- ſete Gefaͤße, und nennen ſolche ihr Porzel- lan. 3. Por- P

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/285>, abgerufen am 24.11.2024.