Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Zwanzigster Abschnitt. Regenwasser zu einem Teige gemacht, so langstehen, bis sie einen unangenehmen Geruch, eine graue Farbe, und teigartige Weiche an- genommen hat. 1. Gemeiniglich nimt man zu der Fritte auch kleingestampfte und gesiebte Scherben von zerbrochenem Porzellan. Die Verhältniß der Theile kan nicht in allen Manufacturen einer- ley seyn, und wenn die Oefen nicht allenthal- ben gleiche Hitze haben, so nimt man zu der Waare weniger oder mehr Gyps, nach der Hitze des Platzes, den die Stücke im Ofen einnehmen sollen, wodurch aber die Arbeit sehr erschwehrt wird. 2. Wenigstens viele, wo nicht alle Manufactu- ren, halten die Beitze für nothwendig, und für ein großes Geheimniß. Es entsteht da- bey ein Geruch nach faulenden Eyern, der vermuthlich von der Schwefelleber herrührt, die durch die Zerstöhrung des Gypses entsteht. 3. Die Porzellanmanufactur bey Kassel hat eine Wassermühle, deren Welle in der Pochkam- mer Stampfen hebt, und außer der Pochkam- mer ein Stirnrad hat, welches in ein hori- zontal liegendes Kamrad eingreift. An die- sem Kamrade ist unmittelbar ein horizontales Stirnrad dergestalt befestigt, daß der Kranz des letztern auf dem erstern ruhet, und beyde Räder also eine gemeinschaftliche Welle haben. Das Stirnrad setzt sechs Getriebe in Bewe- gung, deren Spillen jede einen Läufer über einem Bodenstein umtreibt. Diese sechs klei- nen Mühlen sind, wie gewöhnlich, mit einem Mantel umgeben. Auch treibt das Mühlwerk eine
Zwanzigſter Abſchnitt. Regenwaſſer zu einem Teige gemacht, ſo langſtehen, bis ſie einen unangenehmen Geruch, eine graue Farbe, und teigartige Weiche an- genommen hat. 1. Gemeiniglich nimt man zu der Fritte auch kleingeſtampfte und geſiebte Scherben von zerbrochenem Porzellan. Die Verhaͤltniß der Theile kan nicht in allen Manufacturen einer- ley ſeyn, und wenn die Oefen nicht allenthal- ben gleiche Hitze haben, ſo nimt man zu der Waare weniger oder mehr Gyps, nach der Hitze des Platzes, den die Stuͤcke im Ofen einnehmen ſollen, wodurch aber die Arbeit ſehr erſchwehrt wird. 2. Wenigſtens viele, wo nicht alle Manufactu- ren, halten die Beitze fuͤr nothwendig, und fuͤr ein großes Geheimniß. Es entſteht da- bey ein Geruch nach faulenden Eyern, der vermuthlich von der Schwefelleber herruͤhrt, die durch die Zerſtoͤhrung des Gypſes entſteht. 3. Die Porzellanmanufactur bey Kaſſel hat eine Waſſermuͤhle, deren Welle in der Pochkam- mer Stampfen hebt, und außer der Pochkam- mer ein Stirnrad hat, welches in ein hori- zontal liegendes Kamrad eingreift. An die- ſem Kamrade iſt unmittelbar ein horizontales Stirnrad dergeſtalt befeſtigt, daß der Kranz des letztern auf dem erſtern ruhet, und beyde Raͤder alſo eine gemeinſchaftliche Welle haben. Das Stirnrad ſetzt ſechs Getriebe in Bewe- gung, deren Spillen jede einen Laͤufer uͤber einem Bodenſtein umtreibt. Dieſe ſechs klei- nen Muͤhlen ſind, wie gewoͤhnlich, mit einem Mantel umgeben. Auch treibt das Muͤhlwerk eine
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Zwanzigſter Abſchnitt.
Regenwaſſer zu einem Teige gemacht, ſo lang
ſtehen, bis ſie einen unangenehmen Geruch,
eine graue Farbe, und teigartige Weiche an-
genommen hat.
1. Gemeiniglich nimt man zu der Fritte auch
kleingeſtampfte und geſiebte Scherben von
zerbrochenem Porzellan. Die Verhaͤltniß der
Theile kan nicht in allen Manufacturen einer-
ley ſeyn, und wenn die Oefen nicht allenthal-
ben gleiche Hitze haben, ſo nimt man zu der
Waare weniger oder mehr Gyps, nach der
Hitze des Platzes, den die Stuͤcke im Ofen
einnehmen ſollen, wodurch aber die Arbeit
ſehr erſchwehrt wird.
2. Wenigſtens viele, wo nicht alle Manufactu-
ren, halten die Beitze fuͤr nothwendig, und
fuͤr ein großes Geheimniß. Es entſteht da-
bey ein Geruch nach faulenden Eyern, der
vermuthlich von der Schwefelleber herruͤhrt,
die durch die Zerſtoͤhrung des Gypſes entſteht.
3. Die Porzellanmanufactur bey Kaſſel hat eine
Waſſermuͤhle, deren Welle in der Pochkam-
mer Stampfen hebt, und außer der Pochkam-
mer ein Stirnrad hat, welches in ein hori-
zontal liegendes Kamrad eingreift. An die-
ſem Kamrade iſt unmittelbar ein horizontales
Stirnrad dergeſtalt befeſtigt, daß der Kranz
des letztern auf dem erſtern ruhet, und beyde
Raͤder alſo eine gemeinſchaftliche Welle haben.
Das Stirnrad ſetzt ſechs Getriebe in Bewe-
gung, deren Spillen jede einen Laͤufer uͤber
einem Bodenſtein umtreibt. Dieſe ſechs klei-
nen Muͤhlen ſind, wie gewoͤhnlich, mit einem
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