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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Zwey und zwanzigster Abschnitt.
ria, quam vitrum. Antonius von Padua,
der im J. 1231 starb, sagt in seinen Predig-
ten: Speculum nihil aliud est, quam subtilissi-
mum vitrum.
Vincentius von Beauvais (Vin-
cent. Bellovacensis),
der ums Jahr 1240 sein
Speculum naturale schrieb, lehrt so gar die
Bereitung der Spiegel: Inter omnia melius
est speculum ex vitro et plumbo. -- Quando
superfunditur plumbum vitro calido, -- effi-
citur altera parte terminatum valde radiosum.

Johann Peckham, ein Engländer aus dem
selbigen Jahrhunderte, beweiset in seiner Per-
spectiva communis,
daß die Durchsichtigkeit
nicht zum Wesen des Spiegels gehöre. Re-
flexio est a denso, quia densum propter quod
specula consueta vitrea, sunt plumbo obducta.

Er erinnert daran, daß man auch aus Eisen
und Stahl Spiegel machen könne, die also zu
seinen Zeiten nicht mehr die gebräuchlichsten
gewesen seyn können. Raymund Lullius,
der 1225 gebohren worden, und 1315 gestor-
ben ist, hat die ganze Bereitung der Spiegel
aus Glas und Bley, zwar nach seiner Weise
undeutlich, aber doch so deutlich gelehrt, daß
man unmöglich zweifeln kan, ob man sie da-
mals gekant habe. Lange Zeit wurden in
Deutschland und auch in andern Ländern die
gemeinsten Spiegel auf folgende Weise ge-
macht: in die noch weiche Glasblase warf man
Harz oder Colophonium, und goß so gleich ein
Gemeng von geschmolzenem Bley und Spieß-
glas, von jedem gleichviel genommen, hin-
ein; schwenkete die Blase herum, und zer-
schnitt sie zu kleinen Spiegeln. Aber wann
hat man angefangen, aus Zinn Blätter zu
schlagen, und solche mit Quecksilber zu trän-
ken? -- Auf diese Frage weis ich nicht zu ant-
worten.
2. Als
Zwey und zwanzigſter Abſchnitt.
ria, quam vitrum. Antonius von Padua,
der im J. 1231 ſtarb, ſagt in ſeinen Predig-
ten: Speculum nihil aliud eſt, quam ſubtiliſſi-
mum vitrum.
Vincentius von Beauvais (Vin-
cent. Bellovacenſis),
der ums Jahr 1240 ſein
Speculum naturale ſchrieb, lehrt ſo gar die
Bereitung der Spiegel: Inter omnia melius
eſt ſpeculum ex vitro et plumbo. — Quando
ſuperfunditur plumbum vitro calido, — effi-
citur altera parte terminatum valde radioſum.

Johann Peckham, ein Englaͤnder aus dem
ſelbigen Jahrhunderte, beweiſet in ſeiner Per-
ſpectiva communis,
daß die Durchſichtigkeit
nicht zum Weſen des Spiegels gehoͤre. Re-
flexio eſt a denſo, quia denſum propter quod
ſpecula conſueta vitrea, ſunt plumbo obducta.

Er erinnert daran, daß man auch aus Eiſen
und Stahl Spiegel machen koͤnne, die alſo zu
ſeinen Zeiten nicht mehr die gebraͤuchlichſten
geweſen ſeyn koͤnnen. Raymund Lullius,
der 1225 gebohren worden, und 1315 geſtor-
ben iſt, hat die ganze Bereitung der Spiegel
aus Glas und Bley, zwar nach ſeiner Weiſe
undeutlich, aber doch ſo deutlich gelehrt, daß
man unmoͤglich zweifeln kan, ob man ſie da-
mals gekant habe. Lange Zeit wurden in
Deutſchland und auch in andern Laͤndern die
gemeinſten Spiegel auf folgende Weiſe ge-
macht: in die noch weiche Glasblaſe warf man
Harz oder Colophonium, und goß ſo gleich ein
Gemeng von geſchmolzenem Bley und Spieß-
glas, von jedem gleichviel genommen, hin-
ein; ſchwenkete die Blaſe herum, und zer-
ſchnitt ſie zu kleinen Spiegeln. Aber wann
hat man angefangen, aus Zinn Blaͤtter zu
ſchlagen, und ſolche mit Queckſilber zu traͤn-
ken? — Auf dieſe Frage weis ich nicht zu ant-
worten.
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[256/0316] Zwey und zwanzigſter Abſchnitt. ria, quam vitrum. Antonius von Padua, der im J. 1231 ſtarb, ſagt in ſeinen Predig- ten: Speculum nihil aliud eſt, quam ſubtiliſſi- mum vitrum. Vincentius von Beauvais (Vin- cent. Bellovacenſis), der ums Jahr 1240 ſein Speculum naturale ſchrieb, lehrt ſo gar die Bereitung der Spiegel: Inter omnia melius eſt ſpeculum ex vitro et plumbo. — Quando ſuperfunditur plumbum vitro calido, — effi- citur altera parte terminatum valde radioſum. Johann Peckham, ein Englaͤnder aus dem ſelbigen Jahrhunderte, beweiſet in ſeiner Per- ſpectiva communis, daß die Durchſichtigkeit nicht zum Weſen des Spiegels gehoͤre. Re- flexio eſt a denſo, quia denſum propter quod ſpecula conſueta vitrea, ſunt plumbo obducta. Er erinnert daran, daß man auch aus Eiſen und Stahl Spiegel machen koͤnne, die alſo zu ſeinen Zeiten nicht mehr die gebraͤuchlichſten geweſen ſeyn koͤnnen. Raymund Lullius, der 1225 gebohren worden, und 1315 geſtor- ben iſt, hat die ganze Bereitung der Spiegel aus Glas und Bley, zwar nach ſeiner Weiſe undeutlich, aber doch ſo deutlich gelehrt, daß man unmoͤglich zweifeln kan, ob man ſie da- mals gekant habe. Lange Zeit wurden in Deutſchland und auch in andern Laͤndern die gemeinſten Spiegel auf folgende Weiſe ge- macht: in die noch weiche Glasblaſe warf man Harz oder Colophonium, und goß ſo gleich ein Gemeng von geſchmolzenem Bley und Spieß- glas, von jedem gleichviel genommen, hin- ein; ſchwenkete die Blaſe herum, und zer- ſchnitt ſie zu kleinen Spiegeln. Aber wann hat man angefangen, aus Zinn Blaͤtter zu ſchlagen, und ſolche mit Queckſilber zu traͤn- ken? — Auf dieſe Frage weis ich nicht zu ant- worten. 2. Als

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/316>, abgerufen am 22.11.2024.