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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Potaschesiederey. §. 7.
§. 7.

Wenn die Potasche auf dem Kühlheert
vor dem Ofen erkaltet ist, wird sie gleich in
dichte Tonnen fest eingepackt, gezeichnet, und
von Zeit-zu Zeit theurer verkauft.

1. Man glaubt, der Namen Potasche sey daher
entstanden, weil ehemals die Bereitung oder
Versendung, vermuthlich um das Zerfliessen
sicherer zu verhüten, in Töpfen geschehn sey.
Man glaubt, cineres clavellati, werde sie ge-
nant, von clavellis, Faßdauben, weil sie in
dichten Tonnen verfahren wird. Waidasche
hieß sie ehemals, nicht weil sie von Waid,
Isatis tinctoria, erhalten worden, sondern
weil sich die Waidfärber der besten bedienten.
Jetzt nutzt diese Benennung nicht mehr. Die
Sinter- oder Zunderasche, welche man bey
den Leinwandbleichen in Oberlausitz und Schle-
sien braucht, wird aus stark angefaulten Bäu-
men gebrant, und zwar grauer Sinter aus
Nadelhölzern, und weißer Sinter aus Laub-
bäumen. Perlasche nennen die Engländer die
reinste Potasche. Drusenasche soll ehemals
die Weinhefenasche, cendres gravellees, oder
das Alkali aus eingeäscherten Weinhefen, ge-
heißen haben.
2. Die meiste Potasche kömt aus Pohlen, Preus-
sen, Litthauen, Rußland, nach Deutschland,
Holland, Frankreich und England. Auch die
nördlichen Amerikanischen Colonien liefern viel.
Aber im holzreichen Norwegen wird noch kei-
ne Potasche gemacht. Siedereyen finden sich
auf dem Harze, zu Kloster Haina im Hessi-
schen, zu Baruth in Sachsen, und an meh-
rern
Potaſcheſiederey. §. 7.
§. 7.

Wenn die Potaſche auf dem Kuͤhlheert
vor dem Ofen erkaltet iſt, wird ſie gleich in
dichte Tonnen feſt eingepackt, gezeichnet, und
von Zeit-zu Zeit theurer verkauft.

1. Man glaubt, der Namen Potaſche ſey daher
entſtanden, weil ehemals die Bereitung oder
Verſendung, vermuthlich um das Zerflieſſen
ſicherer zu verhuͤten, in Toͤpfen geſchehn ſey.
Man glaubt, cineres clavellati, werde ſie ge-
nant, von clavellis, Faßdauben, weil ſie in
dichten Tonnen verfahren wird. Waidaſche
hieß ſie ehemals, nicht weil ſie von Waid,
Iſatis tinctoria, erhalten worden, ſondern
weil ſich die Waidfaͤrber der beſten bedienten.
Jetzt nutzt dieſe Benennung nicht mehr. Die
Sinter- oder Zunderaſche, welche man bey
den Leinwandbleichen in Oberlauſitz und Schle-
ſien braucht, wird aus ſtark angefaulten Baͤu-
men gebrant, und zwar grauer Sinter aus
Nadelhoͤlzern, und weißer Sinter aus Laub-
baͤumen. Perlaſche nennen die Englaͤnder die
reinſte Potaſche. Druſenaſche ſoll ehemals
die Weinhefenaſche, cendres gravellées, oder
das Alkali aus eingeaͤſcherten Weinhefen, ge-
heißen haben.
2. Die meiſte Potaſche koͤmt aus Pohlen, Preuſ-
ſen, Litthauen, Rußland, nach Deutſchland,
Holland, Frankreich und England. Auch die
noͤrdlichen Amerikaniſchen Colonien liefern viel.
Aber im holzreichen Norwegen wird noch kei-
ne Potaſche gemacht. Siedereyen finden ſich
auf dem Harze, zu Kloſter Haina im Heſſi-
ſchen, zu Baruth in Sachſen, und an meh-
rern
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[287/0347] Potaſcheſiederey. §. 7. §. 7. Wenn die Potaſche auf dem Kuͤhlheert vor dem Ofen erkaltet iſt, wird ſie gleich in dichte Tonnen feſt eingepackt, gezeichnet, und von Zeit-zu Zeit theurer verkauft. 1. Man glaubt, der Namen Potaſche ſey daher entſtanden, weil ehemals die Bereitung oder Verſendung, vermuthlich um das Zerflieſſen ſicherer zu verhuͤten, in Toͤpfen geſchehn ſey. Man glaubt, cineres clavellati, werde ſie ge- nant, von clavellis, Faßdauben, weil ſie in dichten Tonnen verfahren wird. Waidaſche hieß ſie ehemals, nicht weil ſie von Waid, Iſatis tinctoria, erhalten worden, ſondern weil ſich die Waidfaͤrber der beſten bedienten. Jetzt nutzt dieſe Benennung nicht mehr. Die Sinter- oder Zunderaſche, welche man bey den Leinwandbleichen in Oberlauſitz und Schle- ſien braucht, wird aus ſtark angefaulten Baͤu- men gebrant, und zwar grauer Sinter aus Nadelhoͤlzern, und weißer Sinter aus Laub- baͤumen. Perlaſche nennen die Englaͤnder die reinſte Potaſche. Druſenaſche ſoll ehemals die Weinhefenaſche, cendres gravellées, oder das Alkali aus eingeaͤſcherten Weinhefen, ge- heißen haben. 2. Die meiſte Potaſche koͤmt aus Pohlen, Preuſ- ſen, Litthauen, Rußland, nach Deutſchland, Holland, Frankreich und England. Auch die noͤrdlichen Amerikaniſchen Colonien liefern viel. Aber im holzreichen Norwegen wird noch kei- ne Potaſche gemacht. Siedereyen finden ſich auf dem Harze, zu Kloſter Haina im Heſſi- ſchen, zu Baruth in Sachſen, und an meh- rern

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/347>, abgerufen am 21.11.2024.