Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Der verliebte nichts gedencken/ sondern nur vermel-den/ daß ein halb Jahr nach dieser Hoch- zeit/ Mons: de pollie Eheliebste/ als er schon 61. Jahr alt war/ mit Todte abgieng. Dieser unvermuthete Fall schnitte ihm eine tieffe Wunde ins Hertz hinein/ welche durch kein ander Mittel/ als das Pflaster/ so aus dem Kräutlein Patientia gemacht wird/ geheilet wer- den kunte. Nachdem vier Monate vorbey nach-
Der verliebte nichts gedencken/ ſondern nur vermel-den/ daß ein halb Jahr nach dieſer Hoch- zeit/ Mons: de pollie Eheliebſte/ als er ſchon 61. Jahr alt war/ mit Todte abgieng. Dieſer unvermuthete Fall ſchnitte ihm eine tieffe Wunde ins Hertz hinein/ welche durch kein ander Mittel/ als das Pflaſter/ ſo aus dem Kraͤutlein Patientia gemacht wird/ geheilet wer- den kunte. Nachdem vier Monate vorbey nach-
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Der verliebte
nichts gedencken/ ſondern nur vermel-
den/ daß ein halb Jahr nach dieſer Hoch-
zeit/ Mons: de pollie Eheliebſte/ als
er ſchon 61. Jahr alt war/ mit Todte
abgieng. Dieſer unvermuthete Fall
ſchnitte ihm eine tieffe Wunde ins Hertz
hinein/ welche durch kein ander Mittel/
als das Pflaſter/ ſo aus dem Kraͤutlein
Patientia gemacht wird/ geheilet wer-
den kunte.
Nachdem vier Monate vorbey
geſtrichen/ reiſete er zu einen ſeiner Be-
kandten/ Mons: de Mellie genañt/ in
die Landſchafft Piccartie. Dieſer hat-
te eine eintzige Tochter/ ein Maͤgdlein
von 14. Jahren/ in ſolche verliebte ſich
Mons: de Pollie, welcher doch eher
an Sarg/ als Braut-Bette/ gedencken
„ſollen/ doch man ſiehet/ wie zu weilen
„die Alten in der Liebe ſo hitzig ſeyn/ daß
„ſie auch hier innen denen jungen nichts
nach-
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