Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. cher Mensch kan es fast niemand/ ab-"sonderlich den Frauenzimmer/ recht" machen. Jst er im Anfange still und" erbar/ muß er ein einfältiger Mensch" seyn. Jst er aber lustig/ so spricht man:" Der Kerl weiß nicht/ wie er mit Frau-" enzimmer umgehen soll/ wie machet" er sich so geschwind gemeine. Jst er zu" Gaste und isset wenig/ so spricht man-" der Kerl züchtet. Lässet er es sich aber" gut schmecken/ so spricht man/ der Kerl" frisset/ als ob er in 3. Tagen keinen Bis-" sen gesehen/ und also kan keiner höni-" schen Leuten es recht machen. Wann" mir es begegnete/ gedächte ich wie des" Goldschmiedes Junge. Das Frau-" enzimmer/ zumal von Bürgerlichem" Stande/ welches die Manns-Perso-" nen zu schrauben gedencket und ihre" Worte auff die Gold-Wage leget/" betreu get sich ins gemein selbsten/ in-" dem mehrentheils die in ihrem Sinne" galan- L 4
Europæer. cher Menſch kan es faſt niemand/ ab-„ſonderlich den Frauenzimmer/ recht„ machen. Jſt er im Anfange ſtill und„ erbar/ muß er ein einfaͤltiger Menſch„ ſeyn. Jſt er aber luſtig/ ſo ſpricht man:„ Der Kerl weiß nicht/ wie er mit Frau-„ enzimmer umgehen ſoll/ wie machet„ er ſich ſo geſchwind gemeine. Jſt er zu„ Gaſte und iſſet wenig/ ſo ſpricht man-„ der Kerl zuͤchtet. Laͤſſet er es ſich aber„ gut ſchmecken/ ſo ſpricht man/ der Kerl„ friſſet/ als ob er in 3. Tagen keinen Biſ-„ ſen geſehen/ und alſo kan keiner hoͤni-„ ſchen Leuten es recht machen. Wann„ mir es begegnete/ gedaͤchte ich wie des„ Goldſchmiedes Junge. Das Frau-„ enzimmer/ zumal von Buͤrgerlichem„ Stande/ welches die Manns-Perſo-„ nen zu ſchrauben gedencket und ihre„ Worte auff die Gold-Wage leget/„ betreu get ſich ins gemein ſelbſten/ in-„ dem mehrentheils die in ihrem Sinne„ galan- L 4
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Europæer.
cher Menſch kan es faſt niemand/ ab-„
ſonderlich den Frauenzimmer/ recht„
machen. Jſt er im Anfange ſtill und„
erbar/ muß er ein einfaͤltiger Menſch„
ſeyn. Jſt er aber luſtig/ ſo ſpricht man:„
Der Kerl weiß nicht/ wie er mit Frau-„
enzimmer umgehen ſoll/ wie machet„
er ſich ſo geſchwind gemeine. Jſt er zu„
Gaſte und iſſet wenig/ ſo ſpricht man-„
der Kerl zuͤchtet. Laͤſſet er es ſich aber„
gut ſchmecken/ ſo ſpricht man/ der Kerl„
friſſet/ als ob er in 3. Tagen keinen Biſ-„
ſen geſehen/ und alſo kan keiner hoͤni-„
ſchen Leuten es recht machen. Wann„
mir es begegnete/ gedaͤchte ich wie des„
Goldſchmiedes Junge. Das Frau-„
enzimmer/ zumal von Buͤrgerlichem„
Stande/ welches die Manns-Perſo-„
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