Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Europaeer.
pet/ wie es in Wien auff diese Aet auch
soll seyn gebracht worden. Nun ma-
chen zwar die Medici viel Wesens von
der Impression, und wie ein Mensch
den andern anstecken könne/ aber dieses
alles muß recht verstanden werden.
Denn dieß glaube ich nicht/ daß ein ge-
sunder Mensch welcher aus einem in-
fici
rten Hause kömmt/ stracks einen
andern gesunden anstecken könne/ ge-
schiehetes gleich/ so wird der andere nicht
von dem jenigen/ welcher in einem infi-
ci
rten Hause gewesen/ angestecket/ son-
dern vielleicht von seinen Kleidern/ wel-
che inerwehnten Hause etwas in sich ge-
zogen/ und den jenigen/ so selbige anhat/
nicht so dispost finden/ ihn anzustecken/
als etwa einen andern. Wie kan einer
einem eine Kranckheit zu bringen/ wel-
che er selbsten nicht hat? Was die Im-
pression
anlanget/ muß ich zwar geste-
hen/ daß selbige in der Natur sehr viel

ope-

Europæer.
pet/ wie es in Wien auff dieſe Aet auch
ſoll ſeyn gebracht worden. Nun ma-
chen zwar die Medici viel Weſens von
der Impreſſion, und wie ein Menſch
den andern anſtecken koͤnne/ aber dieſes
alles muß recht verſtanden werden.
Denn dieß glaube ich nicht/ daß ein ge-
ſunder Menſch welcher aus einem in-
fici
rten Hauſe koͤmmt/ ſtracks einen
andern geſunden anſtecken koͤnne/ ge-
ſchiehetes gleich/ ſo wird der andere nicht
von dem jenigen/ welcher in einem infi-
ci
rten Hauſe geweſen/ angeſtecket/ ſon-
dern vielleicht von ſeinen Kleidern/ wel-
che inerwehnten Hauſe etwas in ſich ge-
zogen/ und den jenigen/ ſo ſelbige anhat/
nicht ſo dispoſt finden/ ihn anzuſtecken/
als etwa einen andern. Wie kan einer
einem eine Kranckheit zu bringen/ wel-
che er ſelbſten nicht hat? Was die Im-
preſſion
anlanget/ muß ich zwar geſte-
hen/ daß ſelbige in der Natur ſehr viel

ope-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0315" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/>
pet/ wie es in Wien auff die&#x017F;e Aet auch<lb/>
&#x017F;oll &#x017F;eyn gebracht worden. Nun ma-<lb/>
chen zwar die <hi rendition="#aq">Medici</hi> viel We&#x017F;ens von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Impre&#x017F;&#x017F;ion,</hi> und wie ein Men&#x017F;ch<lb/>
den andern an&#x017F;tecken ko&#x0364;nne/ aber die&#x017F;es<lb/>
alles muß recht ver&#x017F;tanden werden.<lb/>
Denn dieß glaube ich nicht/ daß ein ge-<lb/>
&#x017F;under Men&#x017F;ch welcher aus einem <hi rendition="#aq">in-<lb/>
fici</hi>rten Hau&#x017F;e ko&#x0364;mmt/ &#x017F;tracks einen<lb/>
andern ge&#x017F;unden an&#x017F;tecken ko&#x0364;nne/ ge-<lb/>
&#x017F;chiehetes gleich/ &#x017F;o wird der andere nicht<lb/>
von dem jenigen/ welcher in einem <hi rendition="#aq">infi-<lb/>
ci</hi>rten Hau&#x017F;e gewe&#x017F;en/ ange&#x017F;tecket/ &#x017F;on-<lb/>
dern vielleicht von &#x017F;einen Kleidern/ wel-<lb/>
che inerwehnten Hau&#x017F;e etwas in &#x017F;ich ge-<lb/>
zogen/ und den jenigen/ &#x017F;o &#x017F;elbige anhat/<lb/>
nicht &#x017F;o <hi rendition="#aq">dispo&#x017F;t</hi> finden/ ihn anzu&#x017F;tecken/<lb/>
als etwa einen andern. Wie kan einer<lb/>
einem eine Kranckheit zu bringen/ wel-<lb/>
che er &#x017F;elb&#x017F;ten nicht hat? Was die <hi rendition="#aq">Im-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;ion</hi> anlanget/ muß ich zwar ge&#x017F;te-<lb/>
hen/ daß &#x017F;elbige in der Natur &#x017F;ehr viel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ope-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0315] Europæer. pet/ wie es in Wien auff dieſe Aet auch ſoll ſeyn gebracht worden. Nun ma- chen zwar die Medici viel Weſens von der Impreſſion, und wie ein Menſch den andern anſtecken koͤnne/ aber dieſes alles muß recht verſtanden werden. Denn dieß glaube ich nicht/ daß ein ge- ſunder Menſch welcher aus einem in- ficirten Hauſe koͤmmt/ ſtracks einen andern geſunden anſtecken koͤnne/ ge- ſchiehetes gleich/ ſo wird der andere nicht von dem jenigen/ welcher in einem infi- cirten Hauſe geweſen/ angeſtecket/ ſon- dern vielleicht von ſeinen Kleidern/ wel- che inerwehnten Hauſe etwas in ſich ge- zogen/ und den jenigen/ ſo ſelbige anhat/ nicht ſo dispoſt finden/ ihn anzuſtecken/ als etwa einen andern. Wie kan einer einem eine Kranckheit zu bringen/ wel- che er ſelbſten nicht hat? Was die Im- preſſion anlanget/ muß ich zwar geſte- hen/ daß ſelbige in der Natur ſehr viel ope-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/315
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/315>, abgerufen am 24.11.2024.