Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Der verliebte operire/ daß aber ein Mensch aus blos-ser Impression die Pest bekommen könne/ zweifele ich gar sehr/ denn sonst müste folgen/ daß/ wenn einer in Ameri- ca sich eine Impression wegen der Pest machte/ müsse er selbige alsbald an Hals bekommen. Ja sagen etliche/ man müsse die Impression also verstehen/ wenn ein Mensch sich über eine infi- cirte Person alterirte. Hierauff sa- ge ich/ wie viel Exempel werden allhier erzehlet/ da sich Leute vor andere/ welche so gesund als sie selbsten gewesen/ entse- tzet/ und davon die Pest bekommen. Die Augen können mir hierinne keinen Bey- trag thun. Dieß ist wohl gewiß/ daß man das jenige/ welches einem vor Au- gen ist/ immer besser in Sinn fasset/ als das/ was einer sich nur in Gedancken einbildet. Wenn dieses sich also ver- hält/ daß Leute durch die starcke Einbil- dung die Pest bekommen können/ so sa- ge-
Der verliebte operire/ daß aber ein Menſch aus bloſ-ſer Impreſſion die Peſt bekommen koͤnne/ zweifele ich gar ſehr/ denn ſonſt muͤſte folgen/ daß/ wenn einer in Ameri- ca ſich eine Impreſſion wegen der Peſt machte/ muͤſſe er ſelbige alsbald an Hals bekommen. Ja ſagen etliche/ man muͤſſe die Impreſſion alſo verſtehen/ wenn ein Menſch ſich uͤber eine infi- cirte Perſon alterirte. Hierauff ſa- ge ich/ wie viel Exempel werden allhier erzehlet/ da ſich Leute vor andere/ welche ſo geſund als ſie ſelbſten geweſen/ entſe- tzet/ und davon die Peſt bekommen. Die Augen koͤnnẽ mir hierinne keinen Bey- trag thun. Dieß iſt wohl gewiß/ daß man das jenige/ welches einem vor Au- gen iſt/ immer beſſer in Sinn faſſet/ als das/ was einer ſich nur in Gedancken einbildet. Wenn dieſes ſich alſo ver- haͤlt/ daß Leute durch die ſtarcke Einbil- dung die Peſt bekommen koͤnnen/ ſo ſa- ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0316" n="294"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">operi</hi>re/ daß aber ein Menſch aus bloſ-<lb/> ſer <hi rendition="#aq">Impreſſion</hi> die Peſt bekommen<lb/> koͤnne/ zweifele ich gar ſehr/ denn ſonſt<lb/> muͤſte folgen/ daß/ wenn einer in Ameri-<lb/> ca ſich eine <hi rendition="#aq">Impreſſion</hi> wegen der Peſt<lb/> machte/ muͤſſe er ſelbige alsbald an Hals<lb/> bekommen. Ja ſagen etliche/ man<lb/> muͤſſe die <hi rendition="#aq">Impreſſion</hi> alſo verſtehen/<lb/> wenn ein Menſch ſich uͤber eine <hi rendition="#aq">infi-<lb/> ci</hi>rte Perſon <hi rendition="#aq">alte</hi>rirte. Hierauff ſa-<lb/> ge ich/ wie viel Exempel werden allhier<lb/> erzehlet/ da ſich Leute vor andere/ welche<lb/> ſo geſund als ſie ſelbſten geweſen/ entſe-<lb/> tzet/ und davon die Peſt bekommen. Die<lb/> Augen koͤnnẽ mir hierinne keinen Bey-<lb/> trag thun. Dieß iſt wohl gewiß/ daß<lb/> man das jenige/ welches einem vor Au-<lb/> gen iſt/ immer beſſer in Sinn faſſet/ als<lb/> das/ was einer ſich nur in Gedancken<lb/> einbildet. Wenn dieſes ſich alſo ver-<lb/> haͤlt/ daß Leute durch die ſtarcke Einbil-<lb/> dung die Peſt bekommen koͤnnen/ ſo ſa-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [294/0316]
Der verliebte
operire/ daß aber ein Menſch aus bloſ-
ſer Impreſſion die Peſt bekommen
koͤnne/ zweifele ich gar ſehr/ denn ſonſt
muͤſte folgen/ daß/ wenn einer in Ameri-
ca ſich eine Impreſſion wegen der Peſt
machte/ muͤſſe er ſelbige alsbald an Hals
bekommen. Ja ſagen etliche/ man
muͤſſe die Impreſſion alſo verſtehen/
wenn ein Menſch ſich uͤber eine infi-
cirte Perſon alterirte. Hierauff ſa-
ge ich/ wie viel Exempel werden allhier
erzehlet/ da ſich Leute vor andere/ welche
ſo geſund als ſie ſelbſten geweſen/ entſe-
tzet/ und davon die Peſt bekommen. Die
Augen koͤnnẽ mir hierinne keinen Bey-
trag thun. Dieß iſt wohl gewiß/ daß
man das jenige/ welches einem vor Au-
gen iſt/ immer beſſer in Sinn faſſet/ als
das/ was einer ſich nur in Gedancken
einbildet. Wenn dieſes ſich alſo ver-
haͤlt/ daß Leute durch die ſtarcke Einbil-
dung die Peſt bekommen koͤnnen/ ſo ſa-
ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |