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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie III. Buch.
drey mal gemachet/ und daß ich ihr
auch die Stube und Kammer habe
müßen scheuren und auskehren helffen.
Es brauchte mich auch die Frau/ den
Braten umzuwenden/ und wann ich
solte in dem Syntax studiret haben/ mu-
ste ich unter dem Mantel Bier holen.
Wegen der gedörrten Hutzeln und
Schlehen kan ich mich gar nicht bekla-
gen/ dann wir bekamen fast täglich
darvon zu essen/ und wann wir dann
noch ein wenig Saur-Kraut darzu hat-
ten/ so war das Mittags-Mal voll-
endet.

Dieß Leben währete nicht gar lan-
ge/ als ich krank wurde/ da legten sie
mich in einen Hauffen Lumpen/ und
kan wol schweren/ daß oft in zwey
Tagen kein Mensch zu mir gekommen/
auser meines Schul-Kammerrahtens/
welcher eben ein Schüler war wie ich/
und der auch um des Studirens willen
bey diesem Schulmeister verdingt war.
Sein Vater war ein Zucker-Beck/
dahero brachte er mir immerzu etwas
von Confect mit sich/ und weil unser
Kost-Herr ohne dem wenig Dienst-

Boten

Hiſtorie III. Buch.
drey mal gemachet/ und daß ich ihr
auch die Stube und Kammer habe
muͤßen ſcheuren und auskehren helffen.
Es brauchte mich auch die Frau/ den
Braten umzuwenden/ und wann ich
ſolte in dem Syntax ſtudiret haben/ mu-
ſte ich unter dem Mantel Bier holen.
Wegen der gedoͤrrten Hutzeln und
Schlehen kan ich mich gar nicht bekla-
gen/ dann wir bekamen faſt taͤglich
darvon zu eſſen/ und wann wir dann
noch ein wenig Saur-Kraut darzu hat-
ten/ ſo war das Mittags-Mal voll-
endet.

Dieß Leben waͤhrete nicht gar lan-
ge/ als ich krank wurde/ da legten ſie
mich in einen Hauffen Lumpen/ und
kan wol ſchweren/ daß oft in zwey
Tagen kein Menſch zu mir gekommen/
auſer meines Schul-Kammerrahtens/
welcher eben ein Schuͤler war wie ich/
und der auch um des Studirens willen
bey dieſem Schulmeiſter verdingt war.
Sein Vater war ein Zucker-Beck/
dahero brachte er mir immerzu etwas
von Confect mit ſich/ und weil unſer
Koſt-Herr ohne dem wenig Dienſt-

Boten
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[111/0119] Hiſtorie III. Buch. drey mal gemachet/ und daß ich ihr auch die Stube und Kammer habe muͤßen ſcheuren und auskehren helffen. Es brauchte mich auch die Frau/ den Braten umzuwenden/ und wann ich ſolte in dem Syntax ſtudiret haben/ mu- ſte ich unter dem Mantel Bier holen. Wegen der gedoͤrrten Hutzeln und Schlehen kan ich mich gar nicht bekla- gen/ dann wir bekamen faſt taͤglich darvon zu eſſen/ und wann wir dann noch ein wenig Saur-Kraut darzu hat- ten/ ſo war das Mittags-Mal voll- endet. Dieß Leben waͤhrete nicht gar lan- ge/ als ich krank wurde/ da legten ſie mich in einen Hauffen Lumpen/ und kan wol ſchweren/ daß oft in zwey Tagen kein Menſch zu mir gekommen/ auſer meines Schul-Kammerrahtens/ welcher eben ein Schuͤler war wie ich/ und der auch um des Studirens willen bey dieſem Schulmeiſter verdingt war. Sein Vater war ein Zucker-Beck/ dahero brachte er mir immerzu etwas von Confect mit ſich/ und weil unſer Koſt-Herr ohne dem wenig Dienſt- Boten

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/119>, abgerufen am 30.11.2024.