[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie III. Buch. Sobald er aus der Stadt war/ mu-ste ich aus der warmen Stuben in mein altes Nest/ und wann mir von fremden Leuten aus der Stadt etwas zu Essen geschicket ward/ fraße mirs die Dienst-Magd auf der Stiegen alle Zeit halb aus/ und sagte: Sie hätte es verschüttet. Es war keine Betrügerey/ welche sie mit mir nicht vorgenohmmen; Dann sie verkauffete/ Zeit meiner Krankheit/ meine Ho- sen und Wammes um ein Lumpen- Geld auf dem Trödel/ und sagte her- nach/ es wäre mir gestohlen worden. Endlich wurde ich so krank/ daß ich die ganze Nacht Ach! und Wehe! schrye. Die Kost-Frau/ welche gar ein subtiles Weiblein war/ konte das Weh-Klagen nicht anhören/ deß- wegen muste mir die Magd unter dem Dache droben ein Bette machen/ welches sie meisten Theils mit Schin- del-Bretern zusammen geklammert. Das bäste war noch/ daß mir der Schüler die Zeit mit allerley Histo- rien-Büchern vertriebe/ sonst wu- ste ich
Hiſtorie III. Buch. Sobald er aus der Stadt war/ mu-ſte ich aus der warmen Stuben in mein altes Neſt/ und wann mir von fremden Leuten aus der Stadt etwas zu Eſſen geſchicket ward/ fraße mirs die Dienſt-Magd auf der Stiegen alle Zeit halb aus/ und ſagte: Sie haͤtte es verſchuͤttet. Es war keine Betruͤgerey/ welche ſie mit mir nicht vorgenohm̃en; Dann ſie verkauffete/ Zeit meiner Krankheit/ meine Ho- ſen und Wammes um ein Lumpen- Geld auf dem Troͤdel/ und ſagte her- nach/ es waͤre mir geſtohlen worden. Endlich wurde ich ſo krank/ daß ich die ganze Nacht Ach! und Wehe! ſchrye. Die Koſt-Frau/ welche gar ein ſubtiles Weiblein war/ konte das Weh-Klagen nicht anhoͤren/ deß- wegen muſte mir die Magd unter dem Dache droben ein Bette machen/ welches ſie meiſten Theils mit Schin- del-Bretern zuſammen geklammert. Das baͤſte war noch/ daß mir der Schuͤler die Zeit mit allerley Hiſto- rien-Buͤchern vertriebe/ ſonſt wu- ſte ich
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Hiſtorie III. Buch.
Sobald er aus der Stadt war/ mu-
ſte ich aus der warmen Stuben in
mein altes Neſt/ und wann mir von
fremden Leuten aus der Stadt etwas
zu Eſſen geſchicket ward/ fraße mirs
die Dienſt-Magd auf der Stiegen
alle Zeit halb aus/ und ſagte: Sie
haͤtte es verſchuͤttet. Es war keine
Betruͤgerey/ welche ſie mit mir nicht
vorgenohm̃en; Dann ſie verkauffete/
Zeit meiner Krankheit/ meine Ho-
ſen und Wammes um ein Lumpen-
Geld auf dem Troͤdel/ und ſagte her-
nach/ es waͤre mir geſtohlen worden.
Endlich wurde ich ſo krank/ daß ich
die ganze Nacht Ach! und Wehe!
ſchrye. Die Koſt-Frau/ welche gar
ein ſubtiles Weiblein war/ konte
das Weh-Klagen nicht anhoͤren/ deß-
wegen muſte mir die Magd unter
dem Dache droben ein Bette machen/
welches ſie meiſten Theils mit Schin-
del-Bretern zuſammen geklammert.
Das baͤſte war noch/ daß mir der
Schuͤler die Zeit mit allerley Hiſto-
rien-Buͤchern vertriebe/ ſonſt wu-
ſte ich
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