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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
sen/ ihnen getreu und redlich zu seyn.
Die Gelegenheit diser Wohnung war
sowol von Menschen als wilden Vieh
sehr sicher/ dann es bestunde in einem
finstern/ felsigten Graben/ alwo wir
durch gewiße Löcher aus- und einsteigen
können. Wir hatten gewiße Regeln/
nach welchen wir unser Leben anstellen
musten/ und solche überlasen wir fast
alle Morgen an statt des Morgen-Se-
gens. Jch kan schwören/ daß keiner
dazumal an das Vater-Unser gedacht/
geschweige dann daßelbige gebetet ha-
be/ aber von Blut-Gierigkeit steckte
unser Herz ohne Unterlaß voll/ mit Kur-
zem zu sagen: Unser Leben war recht
Teuflisch; denn wir erschlugen oft in
einer Woche zwanzig Personen/ sie
möchten gleich etwas bey sich haben
oder nicht: und wann wir spieleten/ so
war es um nichts/ als um eine Men-
schen-Haut zu thun/ wer nun verspie-
let/ muste auf der Straße so lang lau-
ren/ bis er einen erwischen/ und mit sich
anhero bringen mägte. Nach diesem
kam einer von Adel zu uns/ so nicht
bäßtr als wir war/ derselbe gabe uns ei-

ne Hey-

Kurzweiliger
ſen/ ihnen getreu und redlich zu ſeyn.
Die Gelegenheit diſer Wohnung war
ſowol von Menſchen als wilden Vieh
ſehr ſicher/ dann es beſtunde in einem
finſtern/ felſigten Graben/ alwo wir
durch gewiße Loͤcher aus- und einſteigen
koͤnnen. Wir hatten gewiße Regeln/
nach welchen wir unſer Leben anſtellen
muſten/ und ſolche uͤberlaſen wir faſt
alle Morgen an ſtatt des Morgen-Se-
gens. Jch kan ſchwoͤren/ daß keiner
dazumal an das Vater-Unſer gedacht/
geſchweige dann daßelbige gebetet ha-
be/ aber von Blut-Gierigkeit ſteckte
unſer Herz ohne Unterlaß voll/ mit Kur-
zem zu ſagen: Unſer Leben war recht
Teufliſch; denn wir erſchlugen oft in
einer Woche zwanzig Perſonen/ ſie
moͤchten gleich etwas bey ſich haben
oder nicht: und wann wir ſpieleten/ ſo
war es um nichts/ als um eine Men-
ſchen-Haut zu thun/ wer nun verſpie-
let/ muſte auf der Straße ſo lang lau-
ren/ bis er einen erwiſchen/ und mit ſich
anhero bringen maͤgte. Nach dieſem
kam einer von Adel zu uns/ ſo nicht
baͤßtr als wir war/ derſelbe gabe uns ei-

ne Hey-
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[142/0150] Kurzweiliger ſen/ ihnen getreu und redlich zu ſeyn. Die Gelegenheit diſer Wohnung war ſowol von Menſchen als wilden Vieh ſehr ſicher/ dann es beſtunde in einem finſtern/ felſigten Graben/ alwo wir durch gewiße Loͤcher aus- und einſteigen koͤnnen. Wir hatten gewiße Regeln/ nach welchen wir unſer Leben anſtellen muſten/ und ſolche uͤberlaſen wir faſt alle Morgen an ſtatt des Morgen-Se- gens. Jch kan ſchwoͤren/ daß keiner dazumal an das Vater-Unſer gedacht/ geſchweige dann daßelbige gebetet ha- be/ aber von Blut-Gierigkeit ſteckte unſer Herz ohne Unterlaß voll/ mit Kur- zem zu ſagen: Unſer Leben war recht Teufliſch; denn wir erſchlugen oft in einer Woche zwanzig Perſonen/ ſie moͤchten gleich etwas bey ſich haben oder nicht: und wann wir ſpieleten/ ſo war es um nichts/ als um eine Men- ſchen-Haut zu thun/ wer nun verſpie- let/ muſte auf der Straße ſo lang lau- ren/ bis er einen erwiſchen/ und mit ſich anhero bringen maͤgte. Nach dieſem kam einer von Adel zu uns/ ſo nicht baͤßtr als wir war/ derſelbe gabe uns ei- ne Hey-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/150>, abgerufen am 04.12.2024.