[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie III. Buch. ne Heyraht mit einer Edelfrauen an/und weil wir der Edelfrauen Schwester bey uns hatten/ und sie vor eine Hur gebrauchten/ kleideten wir sie aus als eine Bettlerin/ und ich stellete mich an als ein reicher Bräutigam vom Adel/ verehlichte mich auch mit der Frauen auf einem Schloße/ aber nach einem halben Jahr verließe ich sie in der Nacht/ uud stahle ihr alle ihre Sach. Dieses trieben mir nicht in der Affen- Gruben allein/ sondern auch in der vor- beschriebenen Straßen-Herberge/ dann wann in solche/ fremde Leute ankamen/ die was im Vermägen hatten/ berichte- te uns solches der Wirth durch seinen Hauß-Knecht/ der eben ein so gottloser Gesell/ als wir alle waren; alsdann kleideten sich unser sechse wie die Cava- lir an/ ließen uns in dem Gast-Hof als reisige Graven anmelden/ unsere Die- ner trugen die schönste Liberey/ und an Geld mangelte es uns keines Weges/ unserm Vorgeben ein Ansehen zu ma- chen. Der Wirth stellete sich auch ganz fremd an/ und was er nur verrich- ten konte/ das unterließ er keines Wegs uns G ij
Hiſtorie III. Buch. ne Heyraht mit einer Edelfrauen an/und weil wir der Edelfrauen Schweſter bey uns hatten/ und ſie vor eine Hur gebrauchten/ kleideten wir ſie aus als eine Bettlerin/ und ich ſtellete mich an als ein reicher Braͤutigam vom Adel/ verehlichte mich auch mit der Frauen auf einem Schloße/ aber nach einem halben Jahr verließe ich ſie in der Nacht/ uud ſtahle ihr alle ihre Sach. Dieſes trieben mir nicht in der Affen- Gruben allein/ ſondern auch in der vor- beſchriebenen Straßen-Herberge/ dañ wann in ſolche/ fremde Leute ankamen/ die was im Vermaͤgen hatten/ berichte- te uns ſolches der Wirth durch ſeinen Hauß-Knecht/ der eben ein ſo gottloſer Geſell/ als wir alle waren; alsdann kleideten ſich unſer ſechſe wie die Cava- lir an/ ließen uns in dem Gaſt-Hof als reiſige Graven anmelden/ unſere Die- ner trugen die ſchoͤnſte Liberey/ und an Geld mangelte es uns keines Weges/ unſerm Vorgeben ein Anſehen zu ma- chen. Der Wirth ſtellete ſich auch ganz fremd an/ und was er nur verrich- ten konte/ das unterließ er keines Wegs uns G ij
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Hiſtorie III. Buch.
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und weil wir der Edelfrauen Schweſter
bey uns hatten/ und ſie vor eine Hur
gebrauchten/ kleideten wir ſie aus als
eine Bettlerin/ und ich ſtellete mich an
als ein reicher Braͤutigam vom Adel/
verehlichte mich auch mit der Frauen
auf einem Schloße/ aber nach einem
halben Jahr verließe ich ſie in der
Nacht/ uud ſtahle ihr alle ihre Sach.
Dieſes trieben mir nicht in der Affen-
Gruben allein/ ſondern auch in der vor-
beſchriebenen Straßen-Herberge/ dañ
wann in ſolche/ fremde Leute ankamen/
die was im Vermaͤgen hatten/ berichte-
te uns ſolches der Wirth durch ſeinen
Hauß-Knecht/ der eben ein ſo gottloſer
Geſell/ als wir alle waren; alsdann
kleideten ſich unſer ſechſe wie die Cava-
lir an/ ließen uns in dem Gaſt-Hof als
reiſige Graven anmelden/ unſere Die-
ner trugen die ſchoͤnſte Liberey/ und an
Geld mangelte es uns keines Weges/
unſerm Vorgeben ein Anſehen zu ma-
chen. Der Wirth ſtellete ſich auch
ganz fremd an/ und was er nur verrich-
ten konte/ das unterließ er keines Wegs
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