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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie II. Buch.
sie/ noch selbigen Abends/ mit ihrer
Tochter nachgraben. Man war gar
wol zu frieden/ und die Schatz-Grä-
berin bate ganz freundlich/ die Edel-
frau solle kein großes Geschrey daraus
machen/ damit es desto stiller und si-
cherer zugienge. Hiermit forderte sie
zwey Schauffeln und eine starke Hau-
en/ mit welchen sie sich samt ihrer
Tochter und der Edelfrau in ein Ge-
wölb verfüget/ daselbst sie die Ruthe
angeschlagen. Dieselbe steckte sie aber
alsobald mit der Spitze an den Ort
des Kellers/ alwo der Geist gesaget
hatte/ daß der Schatz solte vergra-
ben seyn.

Dieses Zeichen war der Edelfrau-
en gar genug/ und sie machte sich
schon eine heimliche Freude/ entweder
des Schatzes zu genießen/ oder von
dem greulich Gespenste loß zu werden.
Auf solches verfügten sich Mutter und
Tochter ganz allein in dem Keller/
und nahmmen nebenst zwischen den be-
sagten Instrumenten nichts mit sich
als eine brennende Wachs-Fackel/
welche sie zum Vorraht mit sich hieher

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D iiij

Hiſtorie II. Buch.
ſie/ noch ſelbigen Abends/ mit ihrer
Tochter nachgraben. Man war gar
wol zu frieden/ und die Schatz-Graͤ-
berin bate ganz freundlich/ die Edel-
frau ſolle kein großes Geſchrey daraus
machen/ damit es deſto ſtiller und ſi-
cherer zugienge. Hiermit forderte ſie
zwey Schauffeln und eine ſtarke Hau-
en/ mit welchen ſie ſich ſamt ihrer
Tochter und der Edelfrau in ein Ge-
woͤlb verfuͤget/ daſelbſt ſie die Ruthe
angeſchlagen. Dieſelbe ſteckte ſie aber
alſobald mit der Spitze an den Ort
des Kellers/ alwo der Geiſt geſaget
hatte/ daß der Schatz ſolte vergra-
ben ſeyn.

Dieſes Zeichen war der Edelfrau-
en gar genug/ und ſie machte ſich
ſchon eine heimliche Freude/ entweder
des Schatzes zu genießen/ oder von
dem greulich Geſpenſte loß zu werden.
Auf ſolches verfuͤgten ſich Mutter und
Tochter ganz allein in dem Keller/
und nahm̃en nebenſt zwiſchen den be-
ſagten Inſtrumenten nichts mit ſich
als eine brennende Wachs-Fackel/
welche ſie zum Vorraht mit ſich hieher

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[75/0083] Hiſtorie II. Buch. ſie/ noch ſelbigen Abends/ mit ihrer Tochter nachgraben. Man war gar wol zu frieden/ und die Schatz-Graͤ- berin bate ganz freundlich/ die Edel- frau ſolle kein großes Geſchrey daraus machen/ damit es deſto ſtiller und ſi- cherer zugienge. Hiermit forderte ſie zwey Schauffeln und eine ſtarke Hau- en/ mit welchen ſie ſich ſamt ihrer Tochter und der Edelfrau in ein Ge- woͤlb verfuͤget/ daſelbſt ſie die Ruthe angeſchlagen. Dieſelbe ſteckte ſie aber alſobald mit der Spitze an den Ort des Kellers/ alwo der Geiſt geſaget hatte/ daß der Schatz ſolte vergra- ben ſeyn. Dieſes Zeichen war der Edelfrau- en gar genug/ und ſie machte ſich ſchon eine heimliche Freude/ entweder des Schatzes zu genießen/ oder von dem greulich Geſpenſte loß zu werden. Auf ſolches verfuͤgten ſich Mutter und Tochter ganz allein in dem Keller/ und nahm̃en nebenſt zwiſchen den be- ſagten Inſtrumenten nichts mit ſich als eine brennende Wachs-Fackel/ welche ſie zum Vorraht mit ſich hieher ge- D iiij

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/83>, abgerufen am 03.05.2024.