Beer, Michael: Der Paria. Stuttgart u. a., 1829.
Dein ist dieß Leben, das Du mir gerettet; Und säh' ich Dich zufrieden, wähnst Du wohl, Mich drückten diese niedrigen Beschwerden? Was kümmert mich der äußern Güter Schein? Des Weibes Herz kennt nur ein Glück auf Erden; Dieß Glück heißt: lieben und geliebt zu seyn. Gadhi. O meine Liebe ist ein elend Glück! Verworfen -- Maja. Du -- verworfen? -- Gadhi. Bin ich's nicht? Ist's nicht das Kind, das deine Brüste säugten? -- Wird's nicht der Enkel mit gebeugtem Haupt, Wird's nicht mit heißen Thränen der Bedrückung Ein ganzes folgendes Geschlecht beweinen, Daß unsre Liebe ihm das Daseyn gab? -- Wenn deine Stimme Donner ist, dein Name Gerechtigkeit und Langmuth, großer Brama, Gieb Antwort: warum folgt dein ew'ger Haß Dem unglücksel'gen Stamm, der mich erzeugt? Weil einst vielleicht in grauer Fabelzeit Ein Paria die Huld'gung Dir geweigert, Den Gott verhöhnt, der zu der Erde Prüfung
Dein iſt dieß Leben, das Du mir gerettet; Und ſaͤh’ ich Dich zufrieden, waͤhnſt Du wohl, Mich druͤckten dieſe niedrigen Beſchwerden? Was kuͤmmert mich der aͤußern Guͤter Schein? Des Weibes Herz kennt nur ein Gluͤck auf Erden; Dieß Gluͤck heißt: lieben und geliebt zu ſeyn. Gadhi. O meine Liebe iſt ein elend Gluͤck! Verworfen — Maja. Du — verworfen? — Gadhi. Bin ich’s nicht? Iſt’s nicht das Kind, das deine Bruͤſte ſaͤugten? — Wird’s nicht der Enkel mit gebeugtem Haupt, Wird’s nicht mit heißen Thraͤnen der Bedruͤckung Ein ganzes folgendes Geſchlecht beweinen, Daß unſre Liebe ihm das Daſeyn gab? — Wenn deine Stimme Donner iſt, dein Name Gerechtigkeit und Langmuth, großer Brama, Gieb Antwort: warum folgt dein ew’ger Haß Dem ungluͤckſel’gen Stamm, der mich erzeugt? Weil einſt vielleicht in grauer Fabelzeit Ein Paria die Huld’gung Dir geweigert, Den Gott verhoͤhnt, der zu der Erde Pruͤfung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MAJ"> <p><pb facs="#f0019" n="9"/> Dein iſt dieß Leben, das Du mir gerettet;<lb/> Und ſaͤh’ ich Dich zufrieden, waͤhnſt Du wohl,<lb/> Mich druͤckten dieſe niedrigen Beſchwerden?<lb/> Was kuͤmmert mich der aͤußern Guͤter Schein?<lb/> Des Weibes Herz kennt nur ein Gluͤck auf Erden;<lb/> Dieß Gluͤck heißt: lieben und geliebt zu ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#GAD"> <speaker> <hi rendition="#g">Gadhi.</hi> </speaker><lb/> <p>O meine Liebe iſt ein elend Gluͤck!<lb/> Verworfen —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#g">Maja.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">Du — verworfen? —</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#GAD"> <speaker> <hi rendition="#g">Gadhi.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Bin ich’s nicht?</hi><lb/> Iſt’s nicht das Kind, das deine Bruͤſte ſaͤugten? —<lb/> Wird’s nicht der Enkel mit gebeugtem Haupt,<lb/> Wird’s nicht mit heißen Thraͤnen der Bedruͤckung<lb/> Ein ganzes folgendes Geſchlecht beweinen,<lb/> Daß unſre Liebe ihm das Daſeyn gab? —<lb/> Wenn deine Stimme Donner iſt, dein Name<lb/> Gerechtigkeit und Langmuth, großer Brama,<lb/> Gieb Antwort: warum folgt dein ew’ger Haß<lb/> Dem ungluͤckſel’gen Stamm, der mich erzeugt?<lb/> Weil einſt vielleicht in grauer Fabelzeit<lb/> Ein Paria die Huld’gung Dir geweigert,<lb/> Den Gott verhoͤhnt, der zu der Erde Pruͤfung<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
Dein iſt dieß Leben, das Du mir gerettet;
Und ſaͤh’ ich Dich zufrieden, waͤhnſt Du wohl,
Mich druͤckten dieſe niedrigen Beſchwerden?
Was kuͤmmert mich der aͤußern Guͤter Schein?
Des Weibes Herz kennt nur ein Gluͤck auf Erden;
Dieß Gluͤck heißt: lieben und geliebt zu ſeyn.
Gadhi.
O meine Liebe iſt ein elend Gluͤck!
Verworfen —
Maja.
Du — verworfen? —
Gadhi.
Bin ich’s nicht?
Iſt’s nicht das Kind, das deine Bruͤſte ſaͤugten? —
Wird’s nicht der Enkel mit gebeugtem Haupt,
Wird’s nicht mit heißen Thraͤnen der Bedruͤckung
Ein ganzes folgendes Geſchlecht beweinen,
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Gerechtigkeit und Langmuth, großer Brama,
Gieb Antwort: warum folgt dein ew’ger Haß
Dem ungluͤckſel’gen Stamm, der mich erzeugt?
Weil einſt vielleicht in grauer Fabelzeit
Ein Paria die Huld’gung Dir geweigert,
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