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Beer, Michael: Der Paria. Stuttgart u. a., 1829.

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Verloren früh hatt' ich die Eltern beyde,
Und war verbunden einem greisen Gatten,
Dem Pflicht, nicht Liebe mich zu eigen gab.
Krank lag er mir daheim. Ein gräßlich Uebel
Brach ihm die morschen Glieder, und der Tod
Traf uns, nach furchtbarem Gesetz, vereint.
Ich sah das Flammengrab, die frische Jugend
Dahingegeben gräßlicher Verwesung,
Und in der stillen Nacht, mit heißen Thränen,
Verzweiflungsvoll, netzt' ich der Mutter Grab.
Da sah ich ihn. -- Nur einen Augenblick
Entsetzte mich die angeborne Scheu
Vor der Verworfnen Stamm. Der Wahrheit Licht
Traf sonnenhell den nachtumhüllten Blick.
Bald, bald erkannt' ich dieses schöne Herz.
Und wie den innersten Gedanken schnell
Das Wort zurückgibt mit beredtem Flügel,
So leuchtete die Liebe wahr und hell
Aus seines Auges demantreinem Spiegel.
Allnächtlich schmückt' er mir mit frischen Blumen
Der Mutter theu'res Grab, und bebend wand ich,
Bethaut vom Perlenschmucke meines Jammers,
Die stillen Zeichen edler Lieb' zum Kranz,
Mein elend Haupt zu krönen in der Stunde,
Die mich zum Tode rief mit glühndem Munde.
Neun Nächte harrt' ich -- und die Stunde kam,
Mein Gatte starb --
Verloren fruͤh hatt’ ich die Eltern beyde,
Und war verbunden einem greiſen Gatten,
Dem Pflicht, nicht Liebe mich zu eigen gab.
Krank lag er mir daheim. Ein graͤßlich Uebel
Brach ihm die morſchen Glieder, und der Tod
Traf uns, nach furchtbarem Geſetz, vereint.
Ich ſah das Flammengrab, die friſche Jugend
Dahingegeben graͤßlicher Verweſung,
Und in der ſtillen Nacht, mit heißen Thraͤnen,
Verzweiflungsvoll, netzt’ ich der Mutter Grab.
Da ſah ich ihn. — Nur einen Augenblick
Entſetzte mich die angeborne Scheu
Vor der Verworfnen Stamm. Der Wahrheit Licht
Traf ſonnenhell den nachtumhuͤllten Blick.
Bald, bald erkannt’ ich dieſes ſchoͤne Herz.
Und wie den innerſten Gedanken ſchnell
Das Wort zuruͤckgibt mit beredtem Fluͤgel,
So leuchtete die Liebe wahr und hell
Aus ſeines Auges demantreinem Spiegel.
Allnaͤchtlich ſchmuͤckt’ er mir mit friſchen Blumen
Der Mutter theu’res Grab, und bebend wand ich,
Bethaut vom Perlenſchmucke meines Jammers,
Die ſtillen Zeichen edler Lieb’ zum Kranz,
Mein elend Haupt zu kroͤnen in der Stunde,
Die mich zum Tode rief mit gluͤhndem Munde.
Neun Naͤchte harrt’ ich — und die Stunde kam,
Mein Gatte ſtarb —
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[38/0048] Verloren fruͤh hatt’ ich die Eltern beyde, Und war verbunden einem greiſen Gatten, Dem Pflicht, nicht Liebe mich zu eigen gab. Krank lag er mir daheim. Ein graͤßlich Uebel Brach ihm die morſchen Glieder, und der Tod Traf uns, nach furchtbarem Geſetz, vereint. Ich ſah das Flammengrab, die friſche Jugend Dahingegeben graͤßlicher Verweſung, Und in der ſtillen Nacht, mit heißen Thraͤnen, Verzweiflungsvoll, netzt’ ich der Mutter Grab. Da ſah ich ihn. — Nur einen Augenblick Entſetzte mich die angeborne Scheu Vor der Verworfnen Stamm. Der Wahrheit Licht Traf ſonnenhell den nachtumhuͤllten Blick. Bald, bald erkannt’ ich dieſes ſchoͤne Herz. Und wie den innerſten Gedanken ſchnell Das Wort zuruͤckgibt mit beredtem Fluͤgel, So leuchtete die Liebe wahr und hell Aus ſeines Auges demantreinem Spiegel. Allnaͤchtlich ſchmuͤckt’ er mir mit friſchen Blumen Der Mutter theu’res Grab, und bebend wand ich, Bethaut vom Perlenſchmucke meines Jammers, Die ſtillen Zeichen edler Lieb’ zum Kranz, Mein elend Haupt zu kroͤnen in der Stunde, Die mich zum Tode rief mit gluͤhndem Munde. Neun Naͤchte harrt’ ich — und die Stunde kam, Mein Gatte ſtarb —

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Zitationshilfe: Beer, Michael: Der Paria. Stuttgart u. a., 1829, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_paria_1829/48>, abgerufen am 23.11.2024.