Beer, Michael: Der Paria. Stuttgart u. a., 1829. Gadhi. Dein Gott des Fluches ist ein Gott des Abscheus. Ich glaub' an seine Lieb'; von seinem Haß Spricht Blödsinn, Habgier oder Frevel nur. Wer sich's von seinen Priestern überliefern, Von ihren Ammenmährchen lehren läßt, Was Glaube sey und Gott, der schmäht sich selbst. Er ist unläugbar, wie sein himmlisch Licht; Des eignen Busens flammende Erkenntniß. Macht seine Welt zum Spiegel seines Wesens. Und hast Du ihn erkannt, -- mußt Du ihn -- glauben; Nothwendiger ist Daseyn nicht und Tod. Ich war verworfen, und mit reinem Herzen Blick' ich zurück auf meines Lebens Bahn. Gefunden hab' ich, was des Bettlers Hütte Zum Paradiese stiller Lust geschaffen; In treuer Brust für mich ein glühend Herz ... Maja (droht zu sinken). Gadhi. Weh' mir! Maja. Die Gluth wird kalt. Benascar. Wie bleich Du wirst! Gadhi. Dein Gott des Fluches iſt ein Gott des Abſcheus. Ich glaub’ an ſeine Lieb’; von ſeinem Haß Spricht Bloͤdſinn, Habgier oder Frevel nur. Wer ſich’s von ſeinen Prieſtern uͤberliefern, Von ihren Ammenmaͤhrchen lehren laͤßt, Was Glaube ſey und Gott, der ſchmaͤht ſich ſelbſt. Er iſt unlaͤugbar, wie ſein himmliſch Licht; Des eignen Buſens flammende Erkenntniß. Macht ſeine Welt zum Spiegel ſeines Weſens. Und haſt Du ihn erkannt, — mußt Du ihn — glauben; Nothwendiger iſt Daſeyn nicht und Tod. Ich war verworfen, und mit reinem Herzen Blick’ ich zuruͤck auf meines Lebens Bahn. Gefunden hab’ ich, was des Bettlers Huͤtte Zum Paradieſe ſtiller Luſt geſchaffen; In treuer Bruſt fuͤr mich ein gluͤhend Herz … Maja (droht zu ſinken). Gadhi. Weh’ mir! Maja. Die Gluth wird kalt. Benascar. Wie bleich Du wirſt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0068" n="58"/> <sp who="#GAD"> <speaker><hi rendition="#g">Gadhi</hi>.</speaker><lb/> <p>Dein Gott des Fluches iſt ein Gott des Abſcheus.<lb/> Ich glaub’ an ſeine Lieb’; von ſeinem Haß<lb/> Spricht Bloͤdſinn, Habgier oder Frevel nur.<lb/> Wer ſich’s von ſeinen Prieſtern uͤberliefern,<lb/> Von ihren Ammenmaͤhrchen lehren laͤßt,<lb/> Was Glaube ſey und Gott, der ſchmaͤht ſich ſelbſt.<lb/> Er iſt unlaͤugbar, wie ſein himmliſch Licht;<lb/> Des eignen Buſens flammende Erkenntniß.<lb/> Macht ſeine Welt zum Spiegel ſeines Weſens.<lb/> Und haſt Du ihn erkannt, — mußt Du ihn — glauben;<lb/> Nothwendiger iſt Daſeyn nicht und Tod.<lb/> Ich war verworfen, und mit reinem Herzen<lb/> Blick’ ich zuruͤck auf meines Lebens Bahn.<lb/> Gefunden hab’ ich, was des Bettlers Huͤtte<lb/> Zum Paradieſe ſtiller Luſt geſchaffen;<lb/> In treuer Bruſt fuͤr mich ein gluͤhend Herz …</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker> <hi rendition="#g">Maja</hi> </speaker><lb/> <stage>(droht zu ſinken).</stage> </sp><lb/> <sp who="#GAD"> <speaker><hi rendition="#g">Gadhi</hi>.</speaker><lb/> <p>Weh’ mir!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker><hi rendition="#g">Maja</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">Die Gluth wird kalt.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#BEN"> <speaker><hi rendition="#g">Benascar</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Wie bleich Du wirſt!</hi> </p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0068]
Gadhi.
Dein Gott des Fluches iſt ein Gott des Abſcheus.
Ich glaub’ an ſeine Lieb’; von ſeinem Haß
Spricht Bloͤdſinn, Habgier oder Frevel nur.
Wer ſich’s von ſeinen Prieſtern uͤberliefern,
Von ihren Ammenmaͤhrchen lehren laͤßt,
Was Glaube ſey und Gott, der ſchmaͤht ſich ſelbſt.
Er iſt unlaͤugbar, wie ſein himmliſch Licht;
Des eignen Buſens flammende Erkenntniß.
Macht ſeine Welt zum Spiegel ſeines Weſens.
Und haſt Du ihn erkannt, — mußt Du ihn — glauben;
Nothwendiger iſt Daſeyn nicht und Tod.
Ich war verworfen, und mit reinem Herzen
Blick’ ich zuruͤck auf meines Lebens Bahn.
Gefunden hab’ ich, was des Bettlers Huͤtte
Zum Paradieſe ſtiller Luſt geſchaffen;
In treuer Bruſt fuͤr mich ein gluͤhend Herz …
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