Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.Das IV Cap. von denen Vorübergehenden diese Creüze an bemeldter Kirche/ nach Anzahlderer Personen/ so viel ihrer ersoffen/ eingemauret/ ietzo noch zu erse- hen; Die Kirch-Glocken hat man etliche Wochen hernach/ nach vergangenen Fluthen/ welche dieselbe hinfort getrieben/ so durch eine Saue ausgewühlet und ausgegraben worden/ in dem Erd-Moraste wieder gefunden/ daher derselben Länderey-Gegend/ die Sau-Grube genannt/ annoch soll den Nahmen haben/ wie Herr Bürgermeister Augustus Sigismund Wilde/ Erbsaß auf Bischofferode Seeliger/ als viel Jahr gewesener Vorsteher dieses Hospitals/ mir seinem da- mahligen Collegen umständlich alles erzehlet hat. Ohnerachtet nun die Zorge also zu gewissen vor besagten Zeiten mit ihrer Fluht wütet und tobet/ so wird man doch mitten im trockenen Sommer ent- weder ein weniges oder gar kein Wasser davon/ ausser demjenigen/ was in dem Mühl-Graben vorhanden/ antreffen/ es sey denn/ daß solches von einem heftigen Platz-Regen und Wolcken-Bruch in ei- nem Donner-Wetter entstehe. Dieserwegen ist es keine unmüg- liche Sache/ wenn einige hiesiges Orts entweder aus Schertz oder aus Ernst vorgeben: wie sich einesmahls in der Fremde zwey reisende Handwercks-Bursche/ dieses Wassers wegen/ sich heftig gezancket und geschlagen hätten/ indem der eine vorgegeben habe/ als ob ein Schiff-reich Wasser bey Nordhausen wäre/ welches er mit seinen Augen gesehen habe; der andere aber hätte behaupten wollen/ daß dem nicht so sey/ weilen solches von ihm daselbst nicht gefunden wor- den. Als aber zu diesem Streite der dritte Mann kommen/ der um die Beschaffenheit dieses Wassers gute Wissenschafft gehabt/ und beyde gefraget/ zu welcher Zeit sie zu Nordhausen gewesen wären? habe er aus der Antwort vernommen/ wie solches zu unterschiedenen Zeiten geschehen sey/ indem der eine zur Fasten- der andere aber zur Erndte-Zeit sich daselbst aufgehalten: worauf von diesem Schieds- Manne der Streit bald beygeleget/ und ihnen die Ursach angezeiget worden; warum sie beyde Recht hätten. II. Von
Das IV Cap. von denen Voruͤbergehenden dieſe Creuͤze an bemeldter Kirche/ nach Anzahlderer Perſonen/ ſo viel ihrer erſoffen/ eingemauret/ ietzo noch zu erſe- hen; Die Kirch-Glocken hat man etliche Wochen hernach/ nach vergangenen Fluthen/ welche dieſelbe hinfort getrieben/ ſo durch eine Saue ausgewuͤhlet und ausgegraben worden/ in dem Erd-Moraſte wieder gefunden/ daher derſelben Laͤnderey-Gegend/ die Sau-Grube genannt/ annoch ſoll den Nahmen haben/ wie Herr Buͤrgermeiſter Auguſtus Sigismund Wilde/ Erbſaß auf Biſchofferode Seeliger/ als viel Jahr geweſener Vorſteher dieſes Hoſpitals/ mir ſeinem da- mahligen Collegen umſtaͤndlich alles erzehlet hat. Ohnerachtet nun die Zorge alſo zu gewiſſen vor beſagten Zeiten mit ihrer Fluht wuͤtet und tobet/ ſo wird man doch mitten im trockenen Sommer ent- weder ein weniges oder gar kein Waſſer davon/ auſſer demjenigen/ was in dem Muͤhl-Graben vorhanden/ antreffen/ es ſey denn/ daß ſolches von einem heftigen Platz-Regen und Wolcken-Bruch in ei- nem Donner-Wetter entſtehe. Dieſerwegen iſt es keine unmuͤg- liche Sache/ wenn einige hieſiges Orts entweder aus Schertz oder aus Ernſt vorgeben: wie ſich einesmahls in der Fremde zwey reiſende Handwercks-Burſche/ dieſes Waſſers wegen/ ſich heftig gezancket und geſchlagen haͤtten/ indem der eine vorgegeben habe/ als ob ein Schiff-reich Waſſer bey Nordhauſen waͤre/ welches er mit ſeinen Augen geſehen habe; der andere aber haͤtte behaupten wollen/ daß dem nicht ſo ſey/ weilen ſolches von ihm daſelbſt nicht gefunden wor- den. Als aber zu dieſem Streite der dritte Mann kommen/ der um die Beſchaffenheit dieſes Waſſers gute Wiſſenſchafft gehabt/ und beyde gefraget/ zu welcher Zeit ſie zu Nordhauſen geweſen waͤren? habe er aus der Antwort vernommen/ wie ſolches zu unterſchiedenen Zeiten geſchehen ſey/ indem der eine zur Faſten- der andere aber zur Erndte-Zeit ſich daſelbſt aufgehalten: worauf von dieſem Schieds- Manne der Streit bald beygeleget/ und ihnen die Urſach angezeiget worden; warum ſie beyde Recht haͤtten. II. Von
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Voruͤbergehenden dieſe Creuͤze an bemeldter Kirche/ nach Anzahl
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hen; Die Kirch-Glocken hat man etliche Wochen hernach/ nach
vergangenen Fluthen/ welche dieſelbe hinfort getrieben/ ſo durch eine
Saue ausgewuͤhlet und ausgegraben worden/ in dem Erd-Moraſte
wieder gefunden/ daher derſelben Laͤnderey-Gegend/ die Sau-Grube
genannt/ annoch ſoll den Nahmen haben/ wie Herr Buͤrgermeiſter
Auguſtus Sigismund Wilde/ Erbſaß auf Biſchofferode Seeliger/
als viel Jahr geweſener Vorſteher dieſes Hoſpitals/ mir ſeinem da-
mahligen Collegen umſtaͤndlich alles erzehlet hat. Ohnerachtet
nun die Zorge alſo zu gewiſſen vor beſagten Zeiten mit ihrer Fluht
wuͤtet und tobet/ ſo wird man doch mitten im trockenen Sommer ent-
weder ein weniges oder gar kein Waſſer davon/ auſſer demjenigen/
was in dem Muͤhl-Graben vorhanden/ antreffen/ es ſey denn/ daß
ſolches von einem heftigen Platz-Regen und Wolcken-Bruch in ei-
nem Donner-Wetter entſtehe. Dieſerwegen iſt es keine unmuͤg-
liche Sache/ wenn einige hieſiges Orts entweder aus Schertz oder
aus Ernſt vorgeben: wie ſich einesmahls in der Fremde zwey reiſende
Handwercks-Burſche/ dieſes Waſſers wegen/ ſich heftig gezancket
und geſchlagen haͤtten/ indem der eine vorgegeben habe/ als ob ein
Schiff-reich Waſſer bey Nordhauſen waͤre/ welches er mit ſeinen
Augen geſehen habe; der andere aber haͤtte behaupten wollen/ daß
dem nicht ſo ſey/ weilen ſolches von ihm daſelbſt nicht gefunden wor-
den. Als aber zu dieſem Streite der dritte Mann kommen/ der um
die Beſchaffenheit dieſes Waſſers gute Wiſſenſchafft gehabt/ und
beyde gefraget/ zu welcher Zeit ſie zu Nordhauſen geweſen waͤren?
habe er aus der Antwort vernommen/ wie ſolches zu unterſchiedenen
Zeiten geſchehen ſey/ indem der eine zur Faſten- der andere aber zur
Erndte-Zeit ſich daſelbſt aufgehalten: worauf von dieſem Schieds-
Manne der Streit bald beygeleget/ und ihnen die Urſach angezeiget
worden; warum ſie beyde Recht haͤtten.
II. Von
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