Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.Das VII Capitel von denen curieusen Lust- und dessen Rauberey verhindern können/ so haben die Benachbarte/denen der Graf mit Rauben grossen Schaden zugefüget/ solches endlich mit List versuchet/ und dadurch auch das Schloß glück- lich einbekommen; denn als sie Kundschafft erhalten/ daß der Graf gern weisse weiche Käse esse/ und solche bey denen Bauer- Weibern bestellet habe/ sind dergleichen Käse von etlichen bewehr- ten/ und wie Bauer-Frauen angekleideten/ Soldaten in der Frühe vor das Schloß gebracht/ bey dem Einlassen die Wache im Thore nieder gemachet/ und also/ mit Hülffe des hernach dringenden Volcks/ dieses Raub-Schloß zerstöhret worden/ den Grafen aber haben seine Mägde noch errettet/ indem sie denselben in etliche Betten eingenähet/ und oben im Schloß durch ein Loch/ welches nach der Quedlinburger Strasse gehet/ mit einem Seile hinab ge- lassen/ da er mit einem bey sich habenden Messer die Betten aufge- schnitten/ und sich zu Fusse davon gemacht. Sonst schallet es in denen aus Stein gehauenen Gemächern des Schlosses überaus sehr/ massen ein darinnen los geschossenes Rohr einen solchen Knall verursachet/ als wenn ein Stück darinnen wäre abgebrennet wor- den. Uber das trifft man auch auf dem Schlosse ein schönes Echo an/ indem ein Schuß von einem Gewehr von unterschiedenen Orten her einen starcken und vielfachen Wieder-Schall giebet. Endlich ist daselbst unter andern auch ein Loch vorhanden/ welches mit aller- hand kleinen Steinen/ die nicht auf dem Berge/ sondern nur in der Ebene gefunden werden/ angefüllet ist/ und wollen die Führer vor gewiß berichten: daß solche Steine von denen bösen Geistern hieher gebracht würden/ denn wenn man dieselbe heraus nehme und hin- weg trage/ so kämen doch alsobald wieder andere hinein/ ja auch offtmahls diejenigen/ welche man heraus genommen hätte. Es werden auch von ihnen viele Abentheüer erzehlet/ so sich bey diesem Loche sollen zugetragen haben mit denjenigen/ welche sich er- kühnet/ freventlicher Weise etwas darbey vor- zunehmen. Das
Das VII Capitel von denen curieuſen Luſt- und deſſen Rauberey verhindern koͤnnen/ ſo haben die Benachbarte/denen der Graf mit Rauben groſſen Schaden zugefuͤget/ ſolches endlich mit Liſt verſuchet/ und dadurch auch das Schloß gluͤck- lich einbekommen; denn als ſie Kundſchafft erhalten/ daß der Graf gern weiſſe weiche Kaͤſe eſſe/ und ſolche bey denen Bauer- Weibern beſtellet habe/ ſind dergleichen Kaͤſe von etlichen bewehr- ten/ und wie Bauer-Frauen angekleideten/ Soldaten in der Fruͤhe vor das Schloß gebracht/ bey dem Einlaſſen die Wache im Thore nieder gemachet/ und alſo/ mit Huͤlffe des hernach dringenden Volcks/ dieſes Raub-Schloß zerſtoͤhret worden/ den Grafen aber haben ſeine Maͤgde noch errettet/ indem ſie denſelben in etliche Betten eingenaͤhet/ und oben im Schloß durch ein Loch/ welches nach der Quedlinburger Straſſe gehet/ mit einem Seile hinab ge- laſſen/ da er mit einem bey ſich habenden Meſſer die Betten aufge- ſchnitten/ und ſich zu Fuſſe davon gemacht. Sonſt ſchallet es in denen aus Stein gehauenen Gemaͤchern des Schloſſes uͤberaus ſehr/ maſſen ein darinnen los geſchoſſenes Rohr einen ſolchen Knall verurſachet/ als wenn ein Stuͤck darinnen waͤre abgebrennet wor- den. Uber das trifft man auch auf dem Schloſſe ein ſchoͤnes Echo an/ indem ein Schuß von einem Gewehr von unterſchiedenen Orten her einen ſtarcken und vielfachen Wieder-Schall giebet. Endlich iſt daſelbſt unter andern auch ein Loch vorhanden/ welches mit aller- hand kleinen Steinen/ die nicht auf dem Berge/ ſondern nur in der Ebene gefunden werden/ angefuͤllet iſt/ und wollen die Fuͤhrer vor gewiß berichten: daß ſolche Steine von denen boͤſen Geiſtern hieher gebracht wuͤrden/ denn wenn man dieſelbe heraus nehme und hin- weg trage/ ſo kaͤmen doch alſobald wieder andere hinein/ ja auch offtmahls diejenigen/ welche man heraus genommen haͤtte. Es werden auch von ihnen viele Abentheuͤer erzehlet/ ſo ſich bey dieſem Loche ſollen zugetragen haben mit denjenigen/ welche ſich er- kuͤhnet/ freventlicher Weiſe etwas darbey vor- zunehmen. Das
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Das VII Capitel von denen curieuſen Luſt-
und deſſen Rauberey verhindern koͤnnen/ ſo haben die Benachbarte/
denen der Graf mit Rauben groſſen Schaden zugefuͤget/ ſolches
endlich mit Liſt verſuchet/ und dadurch auch das Schloß gluͤck-
lich einbekommen; denn als ſie Kundſchafft erhalten/ daß der
Graf gern weiſſe weiche Kaͤſe eſſe/ und ſolche bey denen Bauer-
Weibern beſtellet habe/ ſind dergleichen Kaͤſe von etlichen bewehr-
ten/ und wie Bauer-Frauen angekleideten/ Soldaten in der Fruͤhe
vor das Schloß gebracht/ bey dem Einlaſſen die Wache im Thore
nieder gemachet/ und alſo/ mit Huͤlffe des hernach dringenden
Volcks/ dieſes Raub-Schloß zerſtoͤhret worden/ den Grafen
aber haben ſeine Maͤgde noch errettet/ indem ſie denſelben in etliche
Betten eingenaͤhet/ und oben im Schloß durch ein Loch/ welches
nach der Quedlinburger Straſſe gehet/ mit einem Seile hinab ge-
laſſen/ da er mit einem bey ſich habenden Meſſer die Betten aufge-
ſchnitten/ und ſich zu Fuſſe davon gemacht. Sonſt ſchallet es in
denen aus Stein gehauenen Gemaͤchern des Schloſſes uͤberaus
ſehr/ maſſen ein darinnen los geſchoſſenes Rohr einen ſolchen Knall
verurſachet/ als wenn ein Stuͤck darinnen waͤre abgebrennet wor-
den. Uber das trifft man auch auf dem Schloſſe ein ſchoͤnes Echo
an/ indem ein Schuß von einem Gewehr von unterſchiedenen Orten
her einen ſtarcken und vielfachen Wieder-Schall giebet. Endlich
iſt daſelbſt unter andern auch ein Loch vorhanden/ welches mit aller-
hand kleinen Steinen/ die nicht auf dem Berge/ ſondern nur in der
Ebene gefunden werden/ angefuͤllet iſt/ und wollen die Fuͤhrer vor
gewiß berichten: daß ſolche Steine von denen boͤſen Geiſtern hieher
gebracht wuͤrden/ denn wenn man dieſelbe heraus nehme und hin-
weg trage/ ſo kaͤmen doch alſobald wieder andere hinein/ ja auch
offtmahls diejenigen/ welche man heraus genommen haͤtte. Es
werden auch von ihnen viele Abentheuͤer erzehlet/ ſo ſich bey dieſem
Loche ſollen zugetragen haben mit denjenigen/ welche ſich er-
kuͤhnet/ freventlicher Weiſe etwas darbey vor-
zunehmen.
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