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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das IIX Cap. von den Curiositäten derer Berg-
setzet/ alsdenn man solches ausschläget/ und es zusammen auf einen
Hauffen wirfft/ alda solcher Hauffe so lange liegen bleibet/ biß in
dem Puch-Werck nicht mehr mit Ertz kan gefodert werden/ da denn
endlich solcher After wieder gepuchet/ und über dem Herd gearbeitet
wird/ weilen sich unter demselben noch etwas weniges Ertz befindet.
Vor gedachte Puch- und Wasch-Arbeit wird unter der Aufsicht
eines Puch-Steigers von alten betagten Leüthen und Mägdlein/
mehrentheils aber von Knaben/ verrichtet/ welche man Puch-Jun-
gen nennet/ und gemeiniglich sehr lose Schälcke sind/ mit denen ein
Curiosus, wenn er das Puch- und Wasch-Werck besiehet/ gar leicht
anlauffen kan/ massen dieselbe Betlen wohl gelernet haben/ giebet er
nun einem oder mehr etwas/ so hat er die andern alle auf dem Halse/
als welche auch dergleichen haben wollen/ erhalten sie aber nichts/ so
lachen sie denselben aus/ und lauffen davon/ wovor ein Curiosus
selten Revange bekömmet/ weilen es hernach niemand gethan hat/
und zu Zeiten auch der Puch-Steiger seinen Puch-Jungen durch
die Finger siehet/ derowegen dieses die beste Revange ist/ wenn er zur
Lust etwas kleine Münze/ daß es die Jungen sehen/ auf die Erde
wirffet/ da denn dieselben nicht ermangeln/ über dem Auff lesen einer
dem andern die Haare mit denen Fingern auszukämmen/ zumahl/
wenn etliche darzu lauffen/ denen vorhero schon etwas mitgetheilet
worden/ indem dieselbe nicht mit aufraffen sollen/ welcher Zanck denn
ohne Haar-Collation und Schläge nicht abgehet/ wie ich öfters ge-
sehen habe.

VI.
Von dem Röst- oder Brenn-Ofen und
Rösten ausserhalb der Hütte.

DEr Röst- oder Brenn-Ofen stehet/ wie alle andere nachfol-
gende Oefen/ unter einer Hütte oder einem Gebäu/ und ist wie
ein grosser Bach-Ofen mit einem Schüer oder Mund-Loch gewöl-
bet. Hierinnen wird der vorher gedachte grobe und Schlamm-
Schlich mit einem von kurtz gehauenem Holtz gemachten Feüer zwölff

Stun-

Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg-
ſetzet/ alsdenn man ſolches ausſchlaͤget/ und es zuſammen auf einen
Hauffen wirfft/ alda ſolcher Hauffe ſo lange liegen bleibet/ biß in
dem Puch-Werck nicht mehr mit Ertz kan gefodert werden/ da denn
endlich ſolcher After wieder gepuchet/ und uͤber dem Herd gearbeitet
wird/ weilen ſich unter demſelben noch etwas weniges Ertz befindet.
Vor gedachte Puch- und Waſch-Arbeit wird unter der Aufſicht
eines Puch-Steigers von alten betagten Leuͤthen und Maͤgdlein/
mehrentheils aber von Knaben/ verrichtet/ welche man Puch-Jun-
gen nennet/ und gemeiniglich ſehr loſe Schaͤlcke ſind/ mit denen ein
Curioſus, wenn er das Puch- und Waſch-Werck beſiehet/ gar leicht
anlauffen kan/ maſſen dieſelbe Betlen wohl gelernet haben/ giebet er
nun einem oder mehr etwas/ ſo hat er die andern alle auf dem Halſe/
als welche auch dergleichen haben wollen/ erhalten ſie aber nichts/ ſo
lachen ſie denſelben aus/ und lauffen davon/ wovor ein Curioſus
ſelten Revange bekoͤmmet/ weilen es hernach niemand gethan hat/
und zu Zeiten auch der Puch-Steiger ſeinen Puch-Jungen durch
die Finger ſiehet/ derowegen dieſes die beſte Revange iſt/ wenn er zur
Luſt etwas kleine Muͤnze/ daß es die Jungen ſehen/ auf die Erde
wirffet/ da denn dieſelben nicht ermangeln/ uͤber dem Auff leſen einer
dem andern die Haare mit denen Fingern auszukaͤmmen/ zumahl/
wenn etliche darzu lauffen/ denen vorhero ſchon etwas mitgetheilet
worden/ indem dieſelbe nicht mit aufraffen ſollen/ welcher Zanck denn
ohne Haar-Collation und Schlaͤge nicht abgehet/ wie ich oͤfters ge-
ſehen habe.

VI.
Von dem Roͤſt- oder Brenn-Ofen und
Roͤſten auſſerhalb der Huͤtte.

DEr Roͤſt- oder Brenn-Ofen ſtehet/ wie alle andere nachfol-
gende Oefen/ unter einer Huͤtte oder einem Gebaͤu/ und iſt wie
ein groſſer Bach-Ofen mit einem Schuͤer oder Mund-Loch gewoͤl-
bet. Hierinnen wird der vorher gedachte grobe und Schlamm-
Schlich mit einem von kurtz gehauenem Holtz gemachten Feuͤer zwoͤlff

Stun-
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[180/0192] Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg- ſetzet/ alsdenn man ſolches ausſchlaͤget/ und es zuſammen auf einen Hauffen wirfft/ alda ſolcher Hauffe ſo lange liegen bleibet/ biß in dem Puch-Werck nicht mehr mit Ertz kan gefodert werden/ da denn endlich ſolcher After wieder gepuchet/ und uͤber dem Herd gearbeitet wird/ weilen ſich unter demſelben noch etwas weniges Ertz befindet. Vor gedachte Puch- und Waſch-Arbeit wird unter der Aufſicht eines Puch-Steigers von alten betagten Leuͤthen und Maͤgdlein/ mehrentheils aber von Knaben/ verrichtet/ welche man Puch-Jun- gen nennet/ und gemeiniglich ſehr loſe Schaͤlcke ſind/ mit denen ein Curioſus, wenn er das Puch- und Waſch-Werck beſiehet/ gar leicht anlauffen kan/ maſſen dieſelbe Betlen wohl gelernet haben/ giebet er nun einem oder mehr etwas/ ſo hat er die andern alle auf dem Halſe/ als welche auch dergleichen haben wollen/ erhalten ſie aber nichts/ ſo lachen ſie denſelben aus/ und lauffen davon/ wovor ein Curioſus ſelten Revange bekoͤmmet/ weilen es hernach niemand gethan hat/ und zu Zeiten auch der Puch-Steiger ſeinen Puch-Jungen durch die Finger ſiehet/ derowegen dieſes die beſte Revange iſt/ wenn er zur Luſt etwas kleine Muͤnze/ daß es die Jungen ſehen/ auf die Erde wirffet/ da denn dieſelben nicht ermangeln/ uͤber dem Auff leſen einer dem andern die Haare mit denen Fingern auszukaͤmmen/ zumahl/ wenn etliche darzu lauffen/ denen vorhero ſchon etwas mitgetheilet worden/ indem dieſelbe nicht mit aufraffen ſollen/ welcher Zanck denn ohne Haar-Collation und Schlaͤge nicht abgehet/ wie ich oͤfters ge- ſehen habe. VI. Von dem Roͤſt- oder Brenn-Ofen und Roͤſten auſſerhalb der Huͤtte. DEr Roͤſt- oder Brenn-Ofen ſtehet/ wie alle andere nachfol- gende Oefen/ unter einer Huͤtte oder einem Gebaͤu/ und iſt wie ein groſſer Bach-Ofen mit einem Schuͤer oder Mund-Loch gewoͤl- bet. Hierinnen wird der vorher gedachte grobe und Schlamm- Schlich mit einem von kurtz gehauenem Holtz gemachten Feuͤer zwoͤlff Stun-

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/192>, abgerufen am 21.11.2024.