Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
meridibus Germanorum Decur. 2 Ann. obs. 60 pag. 134. und
Borello centur. 1 obs. 16 pag. 32 auch andere mehr anführen/
wenn vorige Exempel nicht genugsam wären zu erweisen/ daß
Furcht und Schrecken auch bey jungen Leüten in kurtzer Zeit graue
Haare verursachen könten/ zumahl/ da solches ohne dem auch mit
genugsamen Vernunffts-Gründen kan dargethan werden/ wie es
aber zugehe/ daß solche geschwinde Veränderung derer Haare durch
Furcht und Schrecken entstehe/ davon sind unterschiedene Meinun-
gen/ und hat selbige Herr D. Johann. Dolaeus in seiner Encyclo-
poedia Chirurgica rationali libr. 1 cap. 2 pag. 16 & seq.
aus dem
Helmontio, Sylvio, Paracelso und andern Autoribus zusammen
getragen/ alwo derjenige/ der hiervon weitläufftigen Unterricht ver-
langet/ nach Belieben nachschlagen kan: Meines Orts aber halte
davor/ doch ohne Schaden und Nachtheil des von vor besagten Au-
toribus
gefälleten Urtheils/ daß solches nemlich die Ursache sey/
weilen die Spiritus, sie mögen auch von denen Autoribus genennet
werden wie sie wollen/ durch die Alteration dermassen geschwächet
und vermindert worden/ daß sie auch nicht mehr die Kraft und Macht
haben/ die Feüchtigkeiten/ wovon die Haare wachsen/ und ihre Farbe
erlangen durch die in der Haut des Hauptes befindliche glandulas
oder Drüsen/ darinnen die Haar-Wurtzeln stecken/ wie es sich sonst
geziemet/ fortzutreiben/ sonderlich da solche Drüsen ebenfalls hier-
durch zusammen gezogen/ erhärtet/ und also verstopffet sind/ daß sie
nichts durchlassen können/ auch gedachte Feüchtigkeiten oder Säffte
sich nicht mehr in solcher natürlichen Flüßigkeit befinden/ daß sie von
denen spiritibus könten fortgebracht werden/ weilen dieselbe von de-
nen gedachten starcken Gemüths-Bewegungen alzusehr verdicket/
und gleichsam zu einer dicken gelatina oder Gallerte gemachet wor-
den. Vermögen nun auf solche Art die vor besagten Feüchtigkeiten
nicht in gebührender Quantität/ sondern entweder zu wenig oder gar
nicht nach denen Haar-Wurtzeln zu gelangen/ so ist es kein Wun-
der/ daß auch davon die Haare alteriret und verändert werden;
massen derselben filamenta sich so enge zusammen begeben/ daß
davon die Haare eine gantz andere Textur und Gestalt/ als sie vorher

gehabt/
D 2

von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
meridibus Germanorum Decur. 2 Ann. obſ. 60 pag. 134. und
Borello centur. 1 obſ. 16 pag. 32 auch andere mehr anfuͤhren/
wenn vorige Exempel nicht genugſam waͤren zu erweiſen/ daß
Furcht und Schrecken auch bey jungen Leuͤten in kurtzer Zeit graue
Haare verurſachen koͤnten/ zumahl/ da ſolches ohne dem auch mit
genugſamen Vernunffts-Gruͤnden kan dargethan werden/ wie es
aber zugehe/ daß ſolche geſchwinde Veraͤnderung derer Haare durch
Furcht und Schrecken entſtehe/ davon ſind unterſchiedene Meinun-
gen/ und hat ſelbige Herr D. Johann. Dolæus in ſeiner Encyclo-
pœdiâ Chirurgicâ rationali libr. 1 cap. 2 pag. 16 & ſeq.
aus dem
Helmontio, Sylvio, Paracelſo und andern Autoribus zuſammen
getragen/ alwo derjenige/ der hiervon weitlaͤufftigen Unterricht ver-
langet/ nach Belieben nachſchlagen kan: Meines Orts aber halte
davor/ doch ohne Schaden und Nachtheil des von vor beſagten Au-
toribus
gefaͤlleten Urtheils/ daß ſolches nemlich die Urſache ſey/
weilen die Spiritus, ſie moͤgen auch von denen Autoribus genennet
werden wie ſie wollen/ durch die Alteration dermaſſen geſchwaͤchet
und vermindert worden/ daß ſie auch nicht mehr die Kraft und Macht
haben/ die Feuͤchtigkeiten/ wovon die Haare wachſen/ und ihre Farbe
erlangen durch die in der Haut des Hauptes befindliche glandulas
oder Druͤſen/ darinnen die Haar-Wurtzeln ſtecken/ wie es ſich ſonſt
geziemet/ fortzutreiben/ ſonderlich da ſolche Druͤſen ebenfalls hier-
durch zuſammen gezogen/ erhaͤrtet/ und alſo verſtopffet ſind/ daß ſie
nichts durchlaſſen koͤnnen/ auch gedachte Feuͤchtigkeiten oder Saͤffte
ſich nicht mehr in ſolcher natuͤrlichen Fluͤßigkeit befinden/ daß ſie von
denen ſpiritibus koͤnten fortgebracht werden/ weilen dieſelbe von de-
nen gedachten ſtarcken Gemuͤths-Bewegungen alzuſehr verdicket/
und gleichſam zu einer dicken gelatina oder Gallerte gemachet wor-
den. Vermoͤgen nun auf ſolche Art die vor beſagten Feuͤchtigkeiten
nicht in gebuͤhrender Quantitaͤt/ ſondern entweder zu wenig oder gar
nicht nach denen Haar-Wurtzeln zu gelangen/ ſo iſt es kein Wun-
der/ daß auch davon die Haare alteriret und veraͤndert werden;
maſſen derſelben filamenta ſich ſo enge zuſammen begeben/ daß
davon die Haare eine gantz andere Textur und Geſtalt/ als ſie vorher

gehabt/
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0039" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi><hi rendition="#b">en Ho&#x0364;len an und auf dem Hartz.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">meridibus Germanorum Decur. 2 Ann. ob&#x017F;. 60 pag.</hi> 134. und<lb/><hi rendition="#aq">Borello centur. 1 ob&#x017F;. 16 pag.</hi> 32 auch andere mehr anfu&#x0364;hren/<lb/>
wenn vorige Exempel nicht genug&#x017F;am wa&#x0364;ren zu erwei&#x017F;en/ daß<lb/>
Furcht und Schrecken auch bey jungen Leu&#x0364;ten in kurtzer Zeit graue<lb/>
Haare verur&#x017F;achen ko&#x0364;nten/ zumahl/ da &#x017F;olches ohne dem auch mit<lb/>
genug&#x017F;amen Vernunffts-Gru&#x0364;nden kan dargethan werden/ wie es<lb/>
aber zugehe/ daß &#x017F;olche ge&#x017F;chwinde Vera&#x0364;nderung derer Haare durch<lb/>
Furcht und Schrecken ent&#x017F;tehe/ davon &#x017F;ind unter&#x017F;chiedene Meinun-<lb/>
gen/ und hat &#x017F;elbige Herr <hi rendition="#aq">D. Johann. Dolæus</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Encyclo-<lb/>
p&#x0153;diâ Chirurgicâ rationali libr. 1 cap. 2 pag. 16 &amp; &#x017F;eq.</hi> aus dem<lb/><hi rendition="#aq">Helmontio, Sylvio, Paracel&#x017F;o</hi> und andern <hi rendition="#aq">Autoribus</hi> zu&#x017F;ammen<lb/>
getragen/ alwo derjenige/ der hiervon weitla&#x0364;ufftigen Unterricht ver-<lb/>
langet/ nach Belieben nach&#x017F;chlagen kan: Meines Orts aber halte<lb/>
davor/ doch ohne Schaden und Nachtheil des von vor be&#x017F;agten <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
toribus</hi> gefa&#x0364;lleten Urtheils/ daß &#x017F;olches nemlich die Ur&#x017F;ache &#x017F;ey/<lb/>
weilen die <hi rendition="#aq">Spiritus,</hi> &#x017F;ie mo&#x0364;gen auch von denen <hi rendition="#aq">Autoribus</hi> genennet<lb/>
werden wie &#x017F;ie wollen/ durch die <hi rendition="#aq">Alteratio</hi>n derma&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chwa&#x0364;chet<lb/>
und vermindert worden/ daß &#x017F;ie auch nicht mehr die Kraft und Macht<lb/>
haben/ die Feu&#x0364;chtigkeiten/ wovon die Haare wach&#x017F;en/ und ihre Farbe<lb/>
erlangen durch die in der Haut des Hauptes befindliche <hi rendition="#aq">glandulas</hi><lb/>
oder Dru&#x0364;&#x017F;en/ darinnen die Haar-Wurtzeln &#x017F;tecken/ wie es &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
geziemet/ fortzutreiben/ &#x017F;onderlich da &#x017F;olche Dru&#x0364;&#x017F;en ebenfalls hier-<lb/>
durch zu&#x017F;ammen gezogen/ erha&#x0364;rtet/ und al&#x017F;o ver&#x017F;topffet &#x017F;ind/ daß &#x017F;ie<lb/>
nichts durchla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ auch gedachte Feu&#x0364;chtigkeiten oder Sa&#x0364;ffte<lb/>
&#x017F;ich nicht mehr in &#x017F;olcher natu&#x0364;rlichen Flu&#x0364;ßigkeit befinden/ daß &#x017F;ie von<lb/>
denen <hi rendition="#aq">&#x017F;piritibus</hi> ko&#x0364;nten fortgebracht werden/ weilen die&#x017F;elbe von de-<lb/>
nen gedachten &#x017F;tarcken Gemu&#x0364;ths-Bewegungen alzu&#x017F;ehr verdicket/<lb/>
und gleich&#x017F;am zu einer dicken <hi rendition="#aq">gelatina</hi> oder Gallerte gemachet wor-<lb/>
den. Vermo&#x0364;gen nun auf &#x017F;olche Art die vor be&#x017F;agten Feu&#x0364;chtigkeiten<lb/>
nicht in gebu&#x0364;hrender <hi rendition="#aq">Quantit</hi>a&#x0364;t/ &#x017F;ondern entweder zu wenig oder gar<lb/>
nicht nach denen Haar-Wurtzeln zu gelangen/ &#x017F;o i&#x017F;t es kein Wun-<lb/>
der/ daß auch davon die Haare <hi rendition="#aq">alter</hi>iret und vera&#x0364;ndert werden;<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en der&#x017F;elben <hi rendition="#aq">filamenta</hi> &#x017F;ich &#x017F;o enge zu&#x017F;ammen begeben/ daß<lb/>
davon die Haare eine gantz andere <hi rendition="#aq">Textur</hi> und Ge&#x017F;talt/ als &#x017F;ie vorher<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gehabt/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. meridibus Germanorum Decur. 2 Ann. obſ. 60 pag. 134. und Borello centur. 1 obſ. 16 pag. 32 auch andere mehr anfuͤhren/ wenn vorige Exempel nicht genugſam waͤren zu erweiſen/ daß Furcht und Schrecken auch bey jungen Leuͤten in kurtzer Zeit graue Haare verurſachen koͤnten/ zumahl/ da ſolches ohne dem auch mit genugſamen Vernunffts-Gruͤnden kan dargethan werden/ wie es aber zugehe/ daß ſolche geſchwinde Veraͤnderung derer Haare durch Furcht und Schrecken entſtehe/ davon ſind unterſchiedene Meinun- gen/ und hat ſelbige Herr D. Johann. Dolæus in ſeiner Encyclo- pœdiâ Chirurgicâ rationali libr. 1 cap. 2 pag. 16 & ſeq. aus dem Helmontio, Sylvio, Paracelſo und andern Autoribus zuſammen getragen/ alwo derjenige/ der hiervon weitlaͤufftigen Unterricht ver- langet/ nach Belieben nachſchlagen kan: Meines Orts aber halte davor/ doch ohne Schaden und Nachtheil des von vor beſagten Au- toribus gefaͤlleten Urtheils/ daß ſolches nemlich die Urſache ſey/ weilen die Spiritus, ſie moͤgen auch von denen Autoribus genennet werden wie ſie wollen/ durch die Alteration dermaſſen geſchwaͤchet und vermindert worden/ daß ſie auch nicht mehr die Kraft und Macht haben/ die Feuͤchtigkeiten/ wovon die Haare wachſen/ und ihre Farbe erlangen durch die in der Haut des Hauptes befindliche glandulas oder Druͤſen/ darinnen die Haar-Wurtzeln ſtecken/ wie es ſich ſonſt geziemet/ fortzutreiben/ ſonderlich da ſolche Druͤſen ebenfalls hier- durch zuſammen gezogen/ erhaͤrtet/ und alſo verſtopffet ſind/ daß ſie nichts durchlaſſen koͤnnen/ auch gedachte Feuͤchtigkeiten oder Saͤffte ſich nicht mehr in ſolcher natuͤrlichen Fluͤßigkeit befinden/ daß ſie von denen ſpiritibus koͤnten fortgebracht werden/ weilen dieſelbe von de- nen gedachten ſtarcken Gemuͤths-Bewegungen alzuſehr verdicket/ und gleichſam zu einer dicken gelatina oder Gallerte gemachet wor- den. Vermoͤgen nun auf ſolche Art die vor beſagten Feuͤchtigkeiten nicht in gebuͤhrender Quantitaͤt/ ſondern entweder zu wenig oder gar nicht nach denen Haar-Wurtzeln zu gelangen/ ſo iſt es kein Wun- der/ daß auch davon die Haare alteriret und veraͤndert werden; maſſen derſelben filamenta ſich ſo enge zuſammen begeben/ daß davon die Haare eine gantz andere Textur und Geſtalt/ als ſie vorher gehabt/ D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/39
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/39>, abgerufen am 23.11.2024.