Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
hefftige Sturm-Wind mit denen davon erregeten starcken Wellen
contrair oder zuwider gewesen/ als wodurch sie vielmehr weiter in
das Land gegen Morgen und Mittag/ alwo Asien und Africa liege/
als gegen Mitternacht in Teütsch-Land würden fortgetrieben seyn;
Massen bekannt sey: daß auf dem Wasser nichts gegen Wind und
Wellen treibe/ wie denn auch hieraus leicht ein ieder ersehen könne:
daß dasjenige/ was ietzt vorgebracht worden/ so wenig als die andern
vorhergehenden Meinungen bestehen mögen/ und wenn schon einige
weiter einwenden wolten: wie die Elephanten vor der grossen Sünd-
und See-Fluht gemeine Thiere in Teütsch-Land gewesen/ und nach-
gehends in derselben umkommen wären/ so würde es ihnen doch
nichts helffen/ weilen sie dadurch nur das onus probandi auf den
Hals bekämen/ auch dieserwegen solches erstlich glaublich machen/
und wie es sich gebührete/ beweisen müsten/ welches denn ohne Ab-
surdit
äten nicht abgehen würde. Neben dem wird auch die Meinung
dererjenigen verworffen/ welche das gegrabene Einhorn vor Beine
von Riesen-Cörpern ausgeben/ massen die Autores, so dasselbe vor
ein blosses minerale erkennen/ ebenmäßig sagen: daß die Verfech-
ter solcher Meinung nicht damit aufkommen könten/ und wenn es
zum Beweis käme/ derselbe bey weiten nicht so groß als eines von
denen angegebenen Riesen-Cörpern sey/ als welche/ ihrer grausamen
Grösse wegen/ von keinem Enakim, Goliaht, Og zu Basan oder an-
dern in der Heiligen Schrifft gedachten Riesen herrühren könten/
sondern vielmehr von monstris oder grossen Miß-Geburten derer
Riesen müsten herkommen seyn/ wenn man dieselben vor rechte Rie-
sen-Cörper halten wolte/ indem der Og zu Basan nicht über acht Ellen
hoch gewesen sey/ welches man aus dem 5 Buch Mosis cap. 3 vers. 11
ersehen könne/ indem daselbst berichtet werde/ daß dessen Bette nur
neün Ellen in die Länge und viere in die Breite gehabt hätte; wenn
man nun eine Elle davon abziehe/ weilen dasselbe nothwendig grösser/
als der Riese so darinnen geschlaffen/ gewesen seyn müsse/ so blieben
acht Ellen zur Höhe des Riesens übrig/ welche aber noch lange nicht
an diejenige Länge käme/ so die vermeinten Riesen-Cörper zu Zeiten
hätten/ daraus auch gewiß zu schliessen sey/ daß solche keine rechte

sceleta
G 2

von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
hefftige Sturm-Wind mit denen davon erregeten ſtarcken Wellen
contrair oder zuwider geweſen/ als wodurch ſie vielmehr weiter in
das Land gegen Morgen und Mittag/ alwo Aſien und Africa liege/
als gegen Mitternacht in Teuͤtſch-Land wuͤrden fortgetrieben ſeyn;
Maſſen bekannt ſey: daß auf dem Waſſer nichts gegen Wind und
Wellen treibe/ wie denn auch hieraus leicht ein ieder erſehen koͤnne:
daß dasjenige/ was ietzt vorgebracht worden/ ſo wenig als die andern
vorhergehenden Meinungen beſtehen moͤgen/ und wenn ſchon einige
weiter einwenden wolten: wie die Elephanten vor der groſſen Suͤnd-
und See-Fluht gemeine Thiere in Teuͤtſch-Land geweſen/ und nach-
gehends in derſelben umkommen waͤren/ ſo wuͤrde es ihnen doch
nichts helffen/ weilen ſie dadurch nur das onus probandi auf den
Hals bekaͤmen/ auch dieſerwegen ſolches erſtlich glaublich machen/
und wie es ſich gebuͤhrete/ beweiſen muͤſten/ welches denn ohne Ab-
ſurdit
aͤten nicht abgehen wuͤrde. Neben dem wird auch die Meinung
dererjenigen verworffen/ welche das gegrabene Einhorn vor Beine
von Rieſen-Coͤrpern ausgeben/ maſſen die Autores, ſo daſſelbe vor
ein bloſſes minerale erkennen/ ebenmaͤßig ſagen: daß die Verfech-
ter ſolcher Meinung nicht damit aufkommen koͤnten/ und wenn es
zum Beweis kaͤme/ derſelbe bey weiten nicht ſo groß als eines von
denen angegebenen Rieſen-Coͤrpern ſey/ als welche/ ihrer grauſamen
Groͤſſe wegen/ von keinem Enakim, Goliaht, Og zu Baſan oder an-
dern in der Heiligen Schrifft gedachten Rieſen herruͤhren koͤnten/
ſondern vielmehr von monſtris oder groſſen Miß-Geburten derer
Rieſen muͤſten herkommen ſeyn/ wenn man dieſelben vor rechte Rie-
ſen-Coͤrper halten wolte/ indem der Og zu Baſan nicht uͤber acht Ellen
hoch geweſen ſey/ welches man aus dem 5 Buch Moſis cap. 3 verſ. 11
erſehen koͤnne/ indem daſelbſt berichtet werde/ daß deſſen Bette nur
neuͤn Ellen in die Laͤnge und viere in die Breite gehabt haͤtte; wenn
man nun eine Elle davon abziehe/ weilen daſſelbe nothwendig groͤſſer/
als der Rieſe ſo darinnen geſchlaffen/ geweſen ſeyn muͤſſe/ ſo blieben
acht Ellen zur Hoͤhe des Rieſens uͤbrig/ welche aber noch lange nicht
an diejenige Laͤnge kaͤme/ ſo die vermeinten Rieſen-Coͤrper zu Zeiten
haͤtten/ daraus auch gewiß zu ſchlieſſen ſey/ daß ſolche keine rechte

ſceleta
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0063" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi><hi rendition="#b">en Ho&#x0364;len an und auf dem Hartz.</hi></fw><lb/>
hefftige Sturm-Wind mit denen davon erregeten &#x017F;tarcken Wellen<lb/><hi rendition="#aq">contrair</hi> oder zuwider gewe&#x017F;en/ als wodurch &#x017F;ie vielmehr weiter in<lb/>
das Land gegen Morgen und Mittag/ alwo A&#x017F;ien und Africa liege/<lb/>
als gegen Mitternacht in Teu&#x0364;t&#x017F;ch-Land wu&#x0364;rden fortgetrieben &#x017F;eyn;<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en bekannt &#x017F;ey: daß auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er nichts gegen Wind und<lb/>
Wellen treibe/ wie denn auch hieraus leicht ein ieder er&#x017F;ehen ko&#x0364;nne:<lb/>
daß dasjenige/ was ietzt vorgebracht worden/ &#x017F;o wenig als die andern<lb/>
vorhergehenden Meinungen be&#x017F;tehen mo&#x0364;gen/ und wenn &#x017F;chon einige<lb/>
weiter einwenden wolten: wie die Elephanten vor der gro&#x017F;&#x017F;en Su&#x0364;nd-<lb/>
und See-Fluht gemeine Thiere in Teu&#x0364;t&#x017F;ch-Land gewe&#x017F;en/ und nach-<lb/>
gehends in der&#x017F;elben umkommen wa&#x0364;ren/ &#x017F;o wu&#x0364;rde es ihnen doch<lb/>
nichts helffen/ weilen &#x017F;ie dadurch nur das <hi rendition="#aq">onus probandi</hi> auf den<lb/>
Hals beka&#x0364;men/ auch die&#x017F;erwegen &#x017F;olches er&#x017F;tlich glaublich machen/<lb/>
und wie es &#x017F;ich gebu&#x0364;hrete/ bewei&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;ten/ welches denn ohne <hi rendition="#aq">Ab-<lb/>
&#x017F;urdit</hi>a&#x0364;ten nicht abgehen wu&#x0364;rde. Neben dem wird auch die Meinung<lb/>
dererjenigen verworffen/ welche das gegrabene Einhorn vor Beine<lb/>
von Rie&#x017F;en-Co&#x0364;rpern ausgeben/ ma&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Autores,</hi> &#x017F;o da&#x017F;&#x017F;elbe vor<lb/>
ein blo&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">minerale</hi> erkennen/ ebenma&#x0364;ßig &#x017F;agen: daß die Verfech-<lb/>
ter &#x017F;olcher Meinung nicht damit aufkommen ko&#x0364;nten/ und wenn es<lb/>
zum Beweis ka&#x0364;me/ der&#x017F;elbe bey weiten nicht &#x017F;o groß als eines von<lb/>
denen angegebenen Rie&#x017F;en-Co&#x0364;rpern &#x017F;ey/ als welche/ ihrer grau&#x017F;amen<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wegen/ von keinem <hi rendition="#aq">Enakim, Goliaht, Og</hi> zu <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;an</hi> oder an-<lb/>
dern in der Heiligen Schrifft gedachten Rie&#x017F;en herru&#x0364;hren ko&#x0364;nten/<lb/>
&#x017F;ondern vielmehr von <hi rendition="#aq">mon&#x017F;tris</hi> oder gro&#x017F;&#x017F;en Miß-Geburten derer<lb/>
Rie&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;ten herkommen &#x017F;eyn/ wenn man die&#x017F;elben vor rechte Rie-<lb/>
&#x017F;en-Co&#x0364;rper halten wolte/ indem der <hi rendition="#aq">Og</hi> zu <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;an</hi> nicht u&#x0364;ber acht Ellen<lb/>
hoch gewe&#x017F;en &#x017F;ey/ welches man aus dem 5 Buch <hi rendition="#aq">Mo&#x017F;is cap. 3 ver&#x017F;.</hi> 11<lb/>
er&#x017F;ehen ko&#x0364;nne/ indem da&#x017F;elb&#x017F;t berichtet werde/ daß de&#x017F;&#x017F;en Bette nur<lb/>
neu&#x0364;n Ellen in die La&#x0364;nge und viere in die Breite gehabt ha&#x0364;tte; wenn<lb/>
man nun eine Elle davon abziehe/ weilen da&#x017F;&#x017F;elbe nothwendig gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
als der Rie&#x017F;e &#x017F;o darinnen ge&#x017F;chlaffen/ gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;o blieben<lb/>
acht Ellen zur Ho&#x0364;he des Rie&#x017F;ens u&#x0364;brig/ welche aber noch lange nicht<lb/>
an diejenige La&#x0364;nge ka&#x0364;me/ &#x017F;o die vermeinten Rie&#x017F;en-Co&#x0364;rper zu Zeiten<lb/>
ha&#x0364;tten/ daraus auch gewiß zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey/ daß &#x017F;olche keine rechte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;celeta</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0063] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. hefftige Sturm-Wind mit denen davon erregeten ſtarcken Wellen contrair oder zuwider geweſen/ als wodurch ſie vielmehr weiter in das Land gegen Morgen und Mittag/ alwo Aſien und Africa liege/ als gegen Mitternacht in Teuͤtſch-Land wuͤrden fortgetrieben ſeyn; Maſſen bekannt ſey: daß auf dem Waſſer nichts gegen Wind und Wellen treibe/ wie denn auch hieraus leicht ein ieder erſehen koͤnne: daß dasjenige/ was ietzt vorgebracht worden/ ſo wenig als die andern vorhergehenden Meinungen beſtehen moͤgen/ und wenn ſchon einige weiter einwenden wolten: wie die Elephanten vor der groſſen Suͤnd- und See-Fluht gemeine Thiere in Teuͤtſch-Land geweſen/ und nach- gehends in derſelben umkommen waͤren/ ſo wuͤrde es ihnen doch nichts helffen/ weilen ſie dadurch nur das onus probandi auf den Hals bekaͤmen/ auch dieſerwegen ſolches erſtlich glaublich machen/ und wie es ſich gebuͤhrete/ beweiſen muͤſten/ welches denn ohne Ab- ſurditaͤten nicht abgehen wuͤrde. Neben dem wird auch die Meinung dererjenigen verworffen/ welche das gegrabene Einhorn vor Beine von Rieſen-Coͤrpern ausgeben/ maſſen die Autores, ſo daſſelbe vor ein bloſſes minerale erkennen/ ebenmaͤßig ſagen: daß die Verfech- ter ſolcher Meinung nicht damit aufkommen koͤnten/ und wenn es zum Beweis kaͤme/ derſelbe bey weiten nicht ſo groß als eines von denen angegebenen Rieſen-Coͤrpern ſey/ als welche/ ihrer grauſamen Groͤſſe wegen/ von keinem Enakim, Goliaht, Og zu Baſan oder an- dern in der Heiligen Schrifft gedachten Rieſen herruͤhren koͤnten/ ſondern vielmehr von monſtris oder groſſen Miß-Geburten derer Rieſen muͤſten herkommen ſeyn/ wenn man dieſelben vor rechte Rie- ſen-Coͤrper halten wolte/ indem der Og zu Baſan nicht uͤber acht Ellen hoch geweſen ſey/ welches man aus dem 5 Buch Moſis cap. 3 verſ. 11 erſehen koͤnne/ indem daſelbſt berichtet werde/ daß deſſen Bette nur neuͤn Ellen in die Laͤnge und viere in die Breite gehabt haͤtte; wenn man nun eine Elle davon abziehe/ weilen daſſelbe nothwendig groͤſſer/ als der Rieſe ſo darinnen geſchlaffen/ geweſen ſeyn muͤſſe/ ſo blieben acht Ellen zur Hoͤhe des Rieſens uͤbrig/ welche aber noch lange nicht an diejenige Laͤnge kaͤme/ ſo die vermeinten Rieſen-Coͤrper zu Zeiten haͤtten/ daraus auch gewiß zu ſchlieſſen ſey/ daß ſolche keine rechte ſceleta G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/63
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/63>, abgerufen am 04.12.2024.