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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das I Capitel
ter/ wormit das Stein-machende Wasser impraegniret sey/ zu-
schreibet. Wie und warum dasselbe der Figur nach von einander
unterschieden sey/ habe ich schon in Vorhergehenden gemeldet/ und
wird dasjenige/ welches keine gewisse Gestalt oder Form hat/ von
Herr Doctor Georg Wofgang Wedeln/ weit berühmtem Profes-
sore
zu Jena/ wenn er bey denen demonstrationibus simplicium
davon discuriret/ auf Griechisch ein [fremdsprachliches Material], das andere aber/ so
einem gantzen Thiere oder Theile davon ähnlich siehet/ ein [fremdsprachliches Material]
genennet/ wie ich vormahls zu Jena als ein studiosus medicinae aus
seinem Munde gehöret habe. Der Härte wegen befindet man auch
einen Unterschied unter dem gegrabenen Einhorn; Denn etliches wie
ein Stein so feste ist/ da hingegen ein anders keine solche Härte hat/
auch zu Zeiten nur so wenig als ein blosser Mergel angetroffen wird/
woran das steinichte Wasser Schuld ist; denn führet solches viel
von einem solvirten Gyps- oder anderm Stein bey sich/ so muß
nothwendig dadurch ein sehr steinichtes und hartes mineralisches
Gewächs generiret werden: Jst aber solches schwach/ und bestehet
mehr aus wässerichen als versteinernden Theilen/ so wird auch die in
Stein verwandelte Materie eine solche Härte haben/ als die Krafft
des steinichten Wassers oder Safftes gewesen; hierbey ist dennoch
zu erinnern/ wie dasselbe unter der Erden schwer und mürbe sey/ auch
nicht an die Zunge anklebe/ wenn man daran lecke; weilen es noch
zu viel Feüchtigkeit bey sich hat/ welche erstlich über der Erden durch
die Lufft verzehet und ausgetrocknet werden muß/ so bald solches aber
trucken worden/ wird es nicht allein leichter und härter/ sondern fäl-
let sehr scharff an die Zunge an/ wenn iemand dieselbe darmit berüh-
ret/ indem dasselbe seiner sehr trucknen Substantz wegen den an der
Zunge klebenden Speichel/ und mit demselben zugleich die Zunge/
wie ein truckener Mergel und dergleichen/ an sich ziehet. Einen
sonderlichen Geruch mercket man an dem unicornu minerali gemei-
niglich nicht/ doch trifft man zu Zeiten einiges an/ so ziemlich lieblich
nach Quitten und andern Sachen riechet/ und ist zu glauben/ daß
dasselbe solchen angenehmen Geruch von einem wohl-riechenden
bitumine bekommen habe/ indem das steinichte Wasser in der Erde

eine

Das I Capitel
ter/ wormit das Stein-machende Waſſer imprægniret ſey/ zu-
ſchreibet. Wie und warum daſſelbe der Figur nach von einander
unterſchieden ſey/ habe ich ſchon in Vorhergehenden gemeldet/ und
wird dasjenige/ welches keine gewiſſe Geſtalt oder Form hat/ von
Herr Doctor Georg Wofgang Wedeln/ weit beruͤhmtem Profes-
ſore
zu Jena/ wenn er bey denen demonſtrationibus ſimplicium
davon discuriret/ auf Griechiſch ein [fremdsprachliches Material], das andere aber/ ſo
einem gantzen Thiere oder Theile davon aͤhnlich ſiehet/ ein [fremdsprachliches Material]
genennet/ wie ich vormahls zu Jena als ein ſtudioſus medicinæ aus
ſeinem Munde gehoͤret habe. Der Haͤrte wegen befindet man auch
einen Unterſchied unter dem gegrabenen Einhorn; Denn etliches wie
ein Stein ſo feſte iſt/ da hingegen ein anders keine ſolche Haͤrte hat/
auch zu Zeiten nur ſo wenig als ein bloſſer Mergel angetroffen wird/
woran das ſteinichte Waſſer Schuld iſt; denn fuͤhret ſolches viel
von einem ſolvirten Gyps- oder anderm Stein bey ſich/ ſo muß
nothwendig dadurch ein ſehr ſteinichtes und hartes mineraliſches
Gewaͤchs generiret werden: Jſt aber ſolches ſchwach/ und beſtehet
mehr aus waͤſſerichen als verſteinernden Theilen/ ſo wird auch die in
Stein verwandelte Materie eine ſolche Haͤrte haben/ als die Krafft
des ſteinichten Waſſers oder Safftes geweſen; hierbey iſt dennoch
zu erinnern/ wie daſſelbe unter der Erden ſchwer und muͤrbe ſey/ auch
nicht an die Zunge anklebe/ wenn man daran lecke; weilen es noch
zu viel Feuͤchtigkeit bey ſich hat/ welche erſtlich uͤber der Erden durch
die Lufft verzehet und ausgetrocknet werden muß/ ſo bald ſolches aber
trucken worden/ wird es nicht allein leichter und haͤrter/ ſondern faͤl-
let ſehr ſcharff an die Zunge an/ wenn iemand dieſelbe darmit beruͤh-
ret/ indem daſſelbe ſeiner ſehr trucknen Subſtantz wegen den an der
Zunge klebenden Speichel/ und mit demſelben zugleich die Zunge/
wie ein truckener Mergel und dergleichen/ an ſich ziehet. Einen
ſonderlichen Geruch mercket man an dem unicornu minerali gemei-
niglich nicht/ doch trifft man zu Zeiten einiges an/ ſo ziemlich lieblich
nach Quitten und andern Sachen riechet/ und iſt zu glauben/ daß
daſſelbe ſolchen angenehmen Geruch von einem wohl-riechenden
bitumine bekommen habe/ indem das ſteinichte Waſſer in der Erde

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[58/0070] Das I Capitel ter/ wormit das Stein-machende Waſſer imprægniret ſey/ zu- ſchreibet. Wie und warum daſſelbe der Figur nach von einander unterſchieden ſey/ habe ich ſchon in Vorhergehenden gemeldet/ und wird dasjenige/ welches keine gewiſſe Geſtalt oder Form hat/ von Herr Doctor Georg Wofgang Wedeln/ weit beruͤhmtem Profes- ſore zu Jena/ wenn er bey denen demonſtrationibus ſimplicium davon discuriret/ auf Griechiſch ein _ , das andere aber/ ſo einem gantzen Thiere oder Theile davon aͤhnlich ſiehet/ ein _ genennet/ wie ich vormahls zu Jena als ein ſtudioſus medicinæ aus ſeinem Munde gehoͤret habe. Der Haͤrte wegen befindet man auch einen Unterſchied unter dem gegrabenen Einhorn; Denn etliches wie ein Stein ſo feſte iſt/ da hingegen ein anders keine ſolche Haͤrte hat/ auch zu Zeiten nur ſo wenig als ein bloſſer Mergel angetroffen wird/ woran das ſteinichte Waſſer Schuld iſt; denn fuͤhret ſolches viel von einem ſolvirten Gyps- oder anderm Stein bey ſich/ ſo muß nothwendig dadurch ein ſehr ſteinichtes und hartes mineraliſches Gewaͤchs generiret werden: Jſt aber ſolches ſchwach/ und beſtehet mehr aus waͤſſerichen als verſteinernden Theilen/ ſo wird auch die in Stein verwandelte Materie eine ſolche Haͤrte haben/ als die Krafft des ſteinichten Waſſers oder Safftes geweſen; hierbey iſt dennoch zu erinnern/ wie daſſelbe unter der Erden ſchwer und muͤrbe ſey/ auch nicht an die Zunge anklebe/ wenn man daran lecke; weilen es noch zu viel Feuͤchtigkeit bey ſich hat/ welche erſtlich uͤber der Erden durch die Lufft verzehet und ausgetrocknet werden muß/ ſo bald ſolches aber trucken worden/ wird es nicht allein leichter und haͤrter/ ſondern faͤl- let ſehr ſcharff an die Zunge an/ wenn iemand dieſelbe darmit beruͤh- ret/ indem daſſelbe ſeiner ſehr trucknen Subſtantz wegen den an der Zunge klebenden Speichel/ und mit demſelben zugleich die Zunge/ wie ein truckener Mergel und dergleichen/ an ſich ziehet. Einen ſonderlichen Geruch mercket man an dem unicornu minerali gemei- niglich nicht/ doch trifft man zu Zeiten einiges an/ ſo ziemlich lieblich nach Quitten und andern Sachen riechet/ und iſt zu glauben/ daß daſſelbe ſolchen angenehmen Geruch von einem wohl-riechenden bitumine bekommen habe/ indem das ſteinichte Waſſer in der Erde eine

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/70>, abgerufen am 30.11.2024.