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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz
eine solche bituminosische Ader angetroffen/ davon etwas aufgelöset/
und nach der Materie des gegrabenen Einhorns geführet hat. Eben-
falls hat dasselbe auch keinen mercklichen Geschmack nicht/ und wird
man bey demselben leichtlich keinen andern Geschmack/ als an einer
Kreide ist/ antreffen. Zur Artzney wird das weisse vor das beste ge-
halten/ und am meisten gesuchet/ welches aber auch rar und nicht so
gemein als das andere ist; derowegen sich etliche sehr bemühen/ durch
Kunst auf gewisse Art dem grauen/ schwartz und gelblichten eine weis-
se Farbe zuwege zu bringen/ da es doch die weisse nicht alleine thut/
dieweil solches zugleich inwendig ein Marck haben/ und mürbe oder
löchericht wie ein Bimstein seyn muß/ sonst dasselbe nicht besser als
als vor gedachtes ist; denn dasjenige/ so nicht lucker und zart/ son-
dern durch und durch feste als wie ein Stein ist/ mit dem vorigen an
Kräfften lange nicht überein kömmet/ wie Boetius a Boodt. de lap.
& gemm. cap.
243 nicht ohne Ursach davor hält/ weilen selbiges der
Festigkeit wegen bey denen Krancken die schädlichen verdorbenen
Feüchtigkeiten nicht so leicht als das andere absorbiren oder anneh-
men kan: dahero auch der gemeine Mann nicht unrecht daran thut/
wenn er/ um das gerechte von dem ungerechten zu unterscheiden/ das
gegrabene Einhorn in ein Geschirr mit Wasser leget/ und dasjenige
alsdenn vor gut hält/ welches darinnen viele Bläsgen über sich
wirfft/ ob er schon die Ursach nicht weis/ warum solches das beste sey/
und woher solche Bläsgen entstehen; massen diese Probe eine ge-
wisse Anzeigung giebet/ daß dasselbe mürbe seyn müsse/ denn weilen
ein luckerichtes mehr pori oder Löcherchen als ein festes hat/ so muß
auch darinnen folglich mehr Lufft/ als in dem andern enthalten/ seyn;
ist nun also mehr Lufft in demselben vorhanden/ so kan es auch nicht
anders seyn/ als daß solches desto mehr Bläsgen verursache/ denn
dieselben von der Lufft herkommen/ und nichts anders als eine von
von dem Wasser aus gedachten poris getriebene Lufft sind; ie mür-
ber also das gegrabene Einhorn ist/ ie mehr Bläsgen es über sich
stösset/ dahero auch die gemeinen Leüthe nicht irren/ wenn sie dasje-
nige vor das beste halten/ welches die meisten Bläsgen von sich gie-
bet/ hingegen aber dasselbe verwerffen/ welches dergleicheu gar nicht

thut/
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von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz
eine ſolche bituminoſiſche Ader angetroffen/ davon etwas aufgeloͤſet/
und nach der Materie des gegrabenen Einhorns gefuͤhret hat. Eben-
falls hat daſſelbe auch keinen mercklichen Geſchmack nicht/ und wird
man bey demſelben leichtlich keinen andern Geſchmack/ als an einer
Kreide iſt/ antreffen. Zur Artzney wird das weiſſe vor das beſte ge-
halten/ und am meiſten geſuchet/ welches aber auch rar und nicht ſo
gemein als das andere iſt; derowegen ſich etliche ſehr bemuͤhen/ durch
Kunſt auf gewiſſe Art dem grauen/ ſchwartz und gelblichten eine weiſ-
ſe Farbe zuwege zu bringen/ da es doch die weiſſe nicht alleine thut/
dieweil ſolches zugleich inwendig ein Marck haben/ und muͤrbe oder
loͤchericht wie ein Bimſtein ſeyn muß/ ſonſt daſſelbe nicht beſſer als
als vor gedachtes iſt; denn dasjenige/ ſo nicht lucker und zart/ ſon-
dern durch und durch feſte als wie ein Stein iſt/ mit dem vorigen an
Kraͤfften lange nicht uͤberein koͤmmet/ wie Boetius à Boodt. de lap.
& gemm. cap.
243 nicht ohne Urſach davor haͤlt/ weilen ſelbiges der
Feſtigkeit wegen bey denen Krancken die ſchaͤdlichen verdorbenen
Feuͤchtigkeiten nicht ſo leicht als das andere absorbiren oder anneh-
men kan: dahero auch der gemeine Mann nicht unrecht daran thut/
wenn er/ um das gerechte von dem ungerechten zu unterſcheiden/ das
gegrabene Einhorn in ein Geſchirr mit Waſſer leget/ und dasjenige
alsdenn vor gut haͤlt/ welches darinnen viele Blaͤsgen uͤber ſich
wirfft/ ob er ſchon die Urſach nicht weis/ warum ſolches das beſte ſey/
und woher ſolche Blaͤsgen entſtehen; maſſen dieſe Probe eine ge-
wiſſe Anzeigung giebet/ daß daſſelbe muͤrbe ſeyn muͤſſe/ denn weilen
ein luckerichtes mehr pori oder Loͤcherchen als ein feſtes hat/ ſo muß
auch darinnen folglich mehr Lufft/ als in dem andern enthalten/ ſeyn;
iſt nun alſo mehr Lufft in demſelben vorhanden/ ſo kan es auch nicht
anders ſeyn/ als daß ſolches deſto mehr Blaͤsgen verurſache/ denn
dieſelben von der Lufft herkommen/ und nichts anders als eine von
von dem Waſſer aus gedachten poris getriebene Lufft ſind; ie muͤr-
ber alſo das gegrabene Einhorn iſt/ ie mehr Blaͤsgen es uͤber ſich
ſtoͤſſet/ dahero auch die gemeinen Leuͤthe nicht irren/ wenn ſie dasje-
nige vor das beſte halten/ welches die meiſten Blaͤsgen von ſich gie-
bet/ hingegen aber daſſelbe verwerffen/ welches dergleicheu gar nicht

thut/
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[59/0071] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz eine ſolche bituminoſiſche Ader angetroffen/ davon etwas aufgeloͤſet/ und nach der Materie des gegrabenen Einhorns gefuͤhret hat. Eben- falls hat daſſelbe auch keinen mercklichen Geſchmack nicht/ und wird man bey demſelben leichtlich keinen andern Geſchmack/ als an einer Kreide iſt/ antreffen. Zur Artzney wird das weiſſe vor das beſte ge- halten/ und am meiſten geſuchet/ welches aber auch rar und nicht ſo gemein als das andere iſt; derowegen ſich etliche ſehr bemuͤhen/ durch Kunſt auf gewiſſe Art dem grauen/ ſchwartz und gelblichten eine weiſ- ſe Farbe zuwege zu bringen/ da es doch die weiſſe nicht alleine thut/ dieweil ſolches zugleich inwendig ein Marck haben/ und muͤrbe oder loͤchericht wie ein Bimſtein ſeyn muß/ ſonſt daſſelbe nicht beſſer als als vor gedachtes iſt; denn dasjenige/ ſo nicht lucker und zart/ ſon- dern durch und durch feſte als wie ein Stein iſt/ mit dem vorigen an Kraͤfften lange nicht uͤberein koͤmmet/ wie Boetius à Boodt. de lap. & gemm. cap. 243 nicht ohne Urſach davor haͤlt/ weilen ſelbiges der Feſtigkeit wegen bey denen Krancken die ſchaͤdlichen verdorbenen Feuͤchtigkeiten nicht ſo leicht als das andere absorbiren oder anneh- men kan: dahero auch der gemeine Mann nicht unrecht daran thut/ wenn er/ um das gerechte von dem ungerechten zu unterſcheiden/ das gegrabene Einhorn in ein Geſchirr mit Waſſer leget/ und dasjenige alsdenn vor gut haͤlt/ welches darinnen viele Blaͤsgen uͤber ſich wirfft/ ob er ſchon die Urſach nicht weis/ warum ſolches das beſte ſey/ und woher ſolche Blaͤsgen entſtehen; maſſen dieſe Probe eine ge- wiſſe Anzeigung giebet/ daß daſſelbe muͤrbe ſeyn muͤſſe/ denn weilen ein luckerichtes mehr pori oder Loͤcherchen als ein feſtes hat/ ſo muß auch darinnen folglich mehr Lufft/ als in dem andern enthalten/ ſeyn; iſt nun alſo mehr Lufft in demſelben vorhanden/ ſo kan es auch nicht anders ſeyn/ als daß ſolches deſto mehr Blaͤsgen verurſache/ denn dieſelben von der Lufft herkommen/ und nichts anders als eine von von dem Waſſer aus gedachten poris getriebene Lufft ſind; ie muͤr- ber alſo das gegrabene Einhorn iſt/ ie mehr Blaͤsgen es uͤber ſich ſtoͤſſet/ dahero auch die gemeinen Leuͤthe nicht irren/ wenn ſie dasje- nige vor das beſte halten/ welches die meiſten Blaͤsgen von ſich gie- bet/ hingegen aber daſſelbe verwerffen/ welches dergleicheu gar nicht thut/ H 2

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/71>, abgerufen am 29.11.2024.