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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das I Capitel
Schlangen ist/ die sich häuffig da herum aufhalten/ und daselbst von
denen Schlangen-Fängern gefangen werden/ bey welchen es auch
vor Zeiten sehr grosse abscheüliche Hasel-Würmer gegeben hat/ mas-
sen von dem Eckstormio in seiner Lateinischen Walckenriether-
Chronica pag. 290 wie auch von dem Zeillero in seinen Episteln
part. 1 centur. 3 epist. 92 pag. 860 aus der Braunschweigischen
Ehronic annotiret oder aufgezeichnet worden: daß einesmahls nahe
bey derselben zwey Holtz-Hauer/ aus dem Hohnsteinischen Dorffe
Sachswerffen bürtig/ und die Schönemänner genannt/ einen sol-
chen Hasel-Wurm getödtet hätten/ so zwölff Werck-Schuh lang/
und am Maule wie ein Hecht gestaltet gewesen sey/ gedachtes Schloß
ist es nun also nicht; indem dabey keine merckwürdige Höle sich be-
findet/ sondern es ist das andere weiter von hier auf dem Unter-Hartz
gegen dem Blocks-Berg und Ober-Hartz gelegene vormahls sehr
feste nachgehends aber ruinirte Schloß Hartzeburg/ von welchen
man bey denen Historicis unterschiedenes findet/ wie denn M. Cy-
riacus
Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronica cap. 185
fol.
190 gedencket: daß Käyser Heinrich der Vierdte dieses Nah-
mens von Goslar/ da er seine Hofhaltung gehabt/ auf selbiges
Schloß und Festung geflohen sey/ als er von denen Sachsen verfol-
get worden. Gemeldete Höhle ist nun sehr tieff und lang/ wie sie
denn ebenfalls keinen Mangel an vielen Jrr-Gängen hat/ und die-
serwegen ziemlich mit der Schartzfelsischen Höle kan verglichen wer-
den/ als mit welcher sie ausser diesen in vielen Stücken überein köm-
met/ dahero auch dieselbe von denenjenigen/ so nahe darbey wohnen/
den Nahmen derer Zwerg-Löcher bekommen hat. Das gegrabene
Einhorn ist so wohl in dieser als der Baumans- und Schartzfelsi-
schen Höle anzutreffen/ und darinnen schon vor diesem gefunden
worden/ wie denn auch Joh. Dan. Horstius in seinen Observ. Ana-
tom dec pag.
10 gedencket: daß er in derselben habe ausgraben se-
hen Knochen/ Zähne und viele Kinn-Backen/ so ausgesehen als
wenn dieselben von Bären/ Löwen/ Menschen und andern Thieren
herkommen wären/ derowegen er viele davon in seinem Musaeo auf-
behalten hätte/ unter welchen sich eine Hirn-Schale befinde/ welche

mit

Das I Capitel
Schlangen iſt/ die ſich haͤuffig da herum aufhalten/ und daſelbſt von
denen Schlangen-Faͤngern gefangen werden/ bey welchen es auch
vor Zeiten ſehr groſſe abſcheuͤliche Haſel-Wuͤrmer gegeben hat/ maſ-
ſen von dem Eckſtormio in ſeiner Lateiniſchen Walckenriether-
Chronicâ pag. 290 wie auch von dem Zeillero in ſeinen Epiſteln
part. 1 centur. 3 epiſt. 92 pag. 860 aus der Braunſchweigiſchen
Ehronic annotiret oder aufgezeichnet worden: daß einesmahls nahe
bey derſelben zwey Holtz-Hauer/ aus dem Hohnſteiniſchen Dorffe
Sachswerffen buͤrtig/ und die Schoͤnemaͤnner genannt/ einen ſol-
chen Haſel-Wurm getoͤdtet haͤtten/ ſo zwoͤlff Werck-Schuh lang/
und am Maule wie ein Hecht geſtaltet geweſen ſey/ gedachtes Schloß
iſt es nun alſo nicht; indem dabey keine merckwuͤrdige Hoͤle ſich be-
findet/ ſondern es iſt das andere weiter von hier auf dem Unter-Hartz
gegen dem Blocks-Berg und Ober-Hartz gelegene vormahls ſehr
feſte nachgehends aber ruinirte Schloß Hartzeburg/ von welchen
man bey denen Hiſtoricis unterſchiedenes findet/ wie denn M. Cy-
riacus
Spangenberg in ſeiner Mansfeldiſchen Chronicâ cap. 185
fol.
190 gedencket: daß Kaͤyſer Heinrich der Vierdte dieſes Nah-
mens von Goslar/ da er ſeine Hofhaltung gehabt/ auf ſelbiges
Schloß und Feſtung geflohen ſey/ als er von denen Sachſen verfol-
get worden. Gemeldete Hoͤhle iſt nun ſehr tieff und lang/ wie ſie
denn ebenfalls keinen Mangel an vielen Jrr-Gaͤngen hat/ und die-
ſerwegen ziemlich mit der Schartzfelſiſchen Hoͤle kan verglichen wer-
den/ als mit welcher ſie auſſer dieſen in vielen Stuͤcken uͤberein koͤm-
met/ dahero auch dieſelbe von denenjenigen/ ſo nahe darbey wohnen/
den Nahmen derer Zwerg-Loͤcher bekommen hat. Das gegrabene
Einhorn iſt ſo wohl in dieſer als der Baumans- und Schartzfelſi-
ſchen Hoͤle anzutreffen/ und darinnen ſchon vor dieſem gefunden
worden/ wie denn auch Joh. Dan. Horſtius in ſeinen Obſerv. Ana-
tom dec pag.
10 gedencket: daß er in derſelben habe ausgraben ſe-
hen Knochen/ Zaͤhne und viele Kinn-Backen/ ſo ausgeſehen als
wenn dieſelben von Baͤren/ Loͤwen/ Menſchen und andern Thieren
herkommen waͤren/ derowegen er viele davon in ſeinem Muſæo auf-
behalten haͤtte/ unter welchen ſich eine Hirn-Schale befinde/ welche

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[62/0074] Das I Capitel Schlangen iſt/ die ſich haͤuffig da herum aufhalten/ und daſelbſt von denen Schlangen-Faͤngern gefangen werden/ bey welchen es auch vor Zeiten ſehr groſſe abſcheuͤliche Haſel-Wuͤrmer gegeben hat/ maſ- ſen von dem Eckſtormio in ſeiner Lateiniſchen Walckenriether- Chronicâ pag. 290 wie auch von dem Zeillero in ſeinen Epiſteln part. 1 centur. 3 epiſt. 92 pag. 860 aus der Braunſchweigiſchen Ehronic annotiret oder aufgezeichnet worden: daß einesmahls nahe bey derſelben zwey Holtz-Hauer/ aus dem Hohnſteiniſchen Dorffe Sachswerffen buͤrtig/ und die Schoͤnemaͤnner genannt/ einen ſol- chen Haſel-Wurm getoͤdtet haͤtten/ ſo zwoͤlff Werck-Schuh lang/ und am Maule wie ein Hecht geſtaltet geweſen ſey/ gedachtes Schloß iſt es nun alſo nicht; indem dabey keine merckwuͤrdige Hoͤle ſich be- findet/ ſondern es iſt das andere weiter von hier auf dem Unter-Hartz gegen dem Blocks-Berg und Ober-Hartz gelegene vormahls ſehr feſte nachgehends aber ruinirte Schloß Hartzeburg/ von welchen man bey denen Hiſtoricis unterſchiedenes findet/ wie denn M. Cy- riacus Spangenberg in ſeiner Mansfeldiſchen Chronicâ cap. 185 fol. 190 gedencket: daß Kaͤyſer Heinrich der Vierdte dieſes Nah- mens von Goslar/ da er ſeine Hofhaltung gehabt/ auf ſelbiges Schloß und Feſtung geflohen ſey/ als er von denen Sachſen verfol- get worden. Gemeldete Hoͤhle iſt nun ſehr tieff und lang/ wie ſie denn ebenfalls keinen Mangel an vielen Jrr-Gaͤngen hat/ und die- ſerwegen ziemlich mit der Schartzfelſiſchen Hoͤle kan verglichen wer- den/ als mit welcher ſie auſſer dieſen in vielen Stuͤcken uͤberein koͤm- met/ dahero auch dieſelbe von denenjenigen/ ſo nahe darbey wohnen/ den Nahmen derer Zwerg-Loͤcher bekommen hat. Das gegrabene Einhorn iſt ſo wohl in dieſer als der Baumans- und Schartzfelſi- ſchen Hoͤle anzutreffen/ und darinnen ſchon vor dieſem gefunden worden/ wie denn auch Joh. Dan. Horſtius in ſeinen Obſerv. Ana- tom dec pag. 10 gedencket: daß er in derſelben habe ausgraben ſe- hen Knochen/ Zaͤhne und viele Kinn-Backen/ ſo ausgeſehen als wenn dieſelben von Baͤren/ Loͤwen/ Menſchen und andern Thieren herkommen waͤren/ derowegen er viele davon in ſeinem Muſæo auf- behalten haͤtte/ unter welchen ſich eine Hirn-Schale befinde/ welche mit

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/74>, abgerufen am 29.11.2024.