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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
mit denen suturis sonderlich unterschieden sey; Merckwürdig aber
ist es von dem aus dieser Höle gegrabenen Einhorn/ daß man zu Zei-
ten Stücke finde/ die sehr hart sind/ und dabey einen nicht unange-
nehmen Geruch haben/ dergleichen in denen andern vor gedachten
Hölen nicht leicht angetroffen werden; wovon aber solche Härte
mit dem Geruch herrühre/ ist dem curieusen Leser schon von mir in
der Beschreibung der Schartzfelsischen Höle eröffnet worden. Jn-
gleichen findet sich auch häuffig in dieser Höle der Tropf- oder Trauff-
Stein/ und wird von etlichen der Orten Gallizen-Stein genennet;
Dieser Stein hat den Nahmen von Tropfen oder Trauffen bekom-
men/ weilen derselbe von denen Tropfen des Trof- oder Trauff-
Wassers entstanden/ und nicht anders als ein in Stein verwandel-
tes Tropf-Wasser ist. Es solte zwar manchen/ die solches nicht
gesehen/ und keine Wissenschafft von dergleichen natürlichen Din-
gen haben/ wohl blosser Dinges unmüglich und unglaublich vorkom-
men/ daß das Wasser zu Stein werde/ allein die Wahrheit ist am
Tage/ und wird durch die Erfahrung so wohl in dieser Höle als auch
in denen vorher beschriebenen und andern Klüften genugsam und
überflüßig bezeüget/ auch von der Vernunft erwiesen; massen das
durch die Erde und Stein Felsen von oben herab hin und wieder in
die Höle sich dringende Tropf-Wasser mit einem Stein-machenden
Safft vermischet ist/ welcher erstlich oben an der Decke der Höle nach
und nach/ entweder vor sich selbst einer von GOtt eingepflantzten
Natur nach/ oder vermöge eines Spiritus lapidificantis, dessen ich
unter vorher gehendem Titel gedacht/ in steinerne Zapfen erhärtet/
nicht anders als wie zu Winters-Zeit die Wasser-Tropfen an denen
Dächern in Eis-Zapfen verwandelt werden; dasjenige Tropf-
Wasser aber/ was in der Höhe nicht zum Steine worden/ fället ent-
weder von denen Stein-Zapfen Tropfen-Weise zu Boden nieder/
oder fliesset an denen Seiten der Höle herunter/ und wird auch da-
selbst zu einem weissen glatten und ziemlich harten Stein/ welcher
alsdenn auf solche Art von Jahren zu Jahren sehr dick auf einander
wächset. Vor gemeldete Stein-Zapfen werden nun nicht in einer-
ley Gestalt gefunden/ denn etliche sind dünne und weiß/ hingegen

andere

von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
mit denen ſuturis ſonderlich unterſchieden ſey; Merckwuͤrdig aber
iſt es von dem aus dieſer Hoͤle gegrabenen Einhorn/ daß man zu Zei-
ten Stuͤcke finde/ die ſehr hart ſind/ und dabey einen nicht unange-
nehmen Geruch haben/ dergleichen in denen andern vor gedachten
Hoͤlen nicht leicht angetroffen werden; wovon aber ſolche Haͤrte
mit dem Geruch herruͤhre/ iſt dem curieuſen Leſer ſchon von mir in
der Beſchreibung der Schartzfelſiſchen Hoͤle eroͤffnet worden. Jn-
gleichen findet ſich auch haͤuffig in dieſer Hoͤle der Tropf- oder Trauff-
Stein/ und wird von etlichen der Orten Gallizen-Stein genennet;
Dieſer Stein hat den Nahmen von Tropfen oder Trauffen bekom-
men/ weilen derſelbe von denen Tropfen des Trof- oder Trauff-
Waſſers entſtanden/ und nicht anders als ein in Stein verwandel-
tes Tropf-Waſſer iſt. Es ſolte zwar manchen/ die ſolches nicht
geſehen/ und keine Wiſſenſchafft von dergleichen natuͤrlichen Din-
gen haben/ wohl bloſſer Dinges unmuͤglich und unglaublich vorkom-
men/ daß das Waſſer zu Stein werde/ allein die Wahrheit iſt am
Tage/ und wird durch die Erfahrung ſo wohl in dieſer Hoͤle als auch
in denen vorher beſchriebenen und andern Kluͤften genugſam und
uͤberfluͤßig bezeuͤget/ auch von der Vernunft erwieſen; maſſen das
durch die Erde und Stein Felſen von oben herab hin und wieder in
die Hoͤle ſich dringende Tropf-Waſſer mit einem Stein-machenden
Safft vermiſchet iſt/ welcher erſtlich oben an der Decke der Hoͤle nach
und nach/ entweder vor ſich ſelbſt einer von GOtt eingepflantzten
Natur nach/ oder vermoͤge eines Spiritus lapidificantis, deſſen ich
unter vorher gehendem Titel gedacht/ in ſteinerne Zapfen erhaͤrtet/
nicht anders als wie zu Winters-Zeit die Waſſer-Tropfen an denen
Daͤchern in Eis-Zapfen verwandelt werden; dasjenige Tropf-
Waſſer aber/ was in der Hoͤhe nicht zum Steine worden/ faͤllet ent-
weder von denen Stein-Zapfen Tropfen-Weiſe zu Boden nieder/
oder flieſſet an denen Seiten der Hoͤle herunter/ und wird auch da-
ſelbſt zu einem weiſſen glatten und ziemlich harten Stein/ welcher
alsdenn auf ſolche Art von Jahren zu Jahren ſehr dick auf einander
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ley Geſtalt gefunden/ denn etliche ſind duͤnne und weiß/ hingegen

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[63/0075] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. mit denen ſuturis ſonderlich unterſchieden ſey; Merckwuͤrdig aber iſt es von dem aus dieſer Hoͤle gegrabenen Einhorn/ daß man zu Zei- ten Stuͤcke finde/ die ſehr hart ſind/ und dabey einen nicht unange- nehmen Geruch haben/ dergleichen in denen andern vor gedachten Hoͤlen nicht leicht angetroffen werden; wovon aber ſolche Haͤrte mit dem Geruch herruͤhre/ iſt dem curieuſen Leſer ſchon von mir in der Beſchreibung der Schartzfelſiſchen Hoͤle eroͤffnet worden. Jn- gleichen findet ſich auch haͤuffig in dieſer Hoͤle der Tropf- oder Trauff- Stein/ und wird von etlichen der Orten Gallizen-Stein genennet; Dieſer Stein hat den Nahmen von Tropfen oder Trauffen bekom- men/ weilen derſelbe von denen Tropfen des Trof- oder Trauff- Waſſers entſtanden/ und nicht anders als ein in Stein verwandel- tes Tropf-Waſſer iſt. Es ſolte zwar manchen/ die ſolches nicht geſehen/ und keine Wiſſenſchafft von dergleichen natuͤrlichen Din- gen haben/ wohl bloſſer Dinges unmuͤglich und unglaublich vorkom- men/ daß das Waſſer zu Stein werde/ allein die Wahrheit iſt am Tage/ und wird durch die Erfahrung ſo wohl in dieſer Hoͤle als auch in denen vorher beſchriebenen und andern Kluͤften genugſam und uͤberfluͤßig bezeuͤget/ auch von der Vernunft erwieſen; maſſen das durch die Erde und Stein Felſen von oben herab hin und wieder in die Hoͤle ſich dringende Tropf-Waſſer mit einem Stein-machenden Safft vermiſchet iſt/ welcher erſtlich oben an der Decke der Hoͤle nach und nach/ entweder vor ſich ſelbſt einer von GOtt eingepflantzten Natur nach/ oder vermoͤge eines Spiritus lapidificantis, deſſen ich unter vorher gehendem Titel gedacht/ in ſteinerne Zapfen erhaͤrtet/ nicht anders als wie zu Winters-Zeit die Waſſer-Tropfen an denen Daͤchern in Eis-Zapfen verwandelt werden; dasjenige Tropf- Waſſer aber/ was in der Hoͤhe nicht zum Steine worden/ faͤllet ent- weder von denen Stein-Zapfen Tropfen-Weiſe zu Boden nieder/ oder flieſſet an denen Seiten der Hoͤle herunter/ und wird auch da- ſelbſt zu einem weiſſen glatten und ziemlich harten Stein/ welcher alsdenn auf ſolche Art von Jahren zu Jahren ſehr dick auf einander waͤchſet. Vor gemeldete Stein-Zapfen werden nun nicht in einer- ley Geſtalt gefunden/ denn etliche ſind duͤnne und weiß/ hingegen andere

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/75>, abgerufen am 29.11.2024.